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Bericht 21. Februar 2009
Start von DISCOVERY unbestimmt verschoben
Untersuchung zu den Strömungsregelventilen dauert an - Start vor Mitte März aber noch möglich

DISCOVERY auf der Rampe
Oben: Die DISCOVERY steht auf der Startrampe 39A bereit. Startdirektor Mike Leinbach erklärte auf der Pressekonferenz in der Nacht zum Samstag, daß der derzeitige Vorbereitungszustand dem fünf Tage vor dem Start entspricht und derzeitig in einem Abfertigungshalt ist. Sobald ein fester Starttermin bestimmt wurde, kann der Fluß der Startvorbereitungen wieder aufgenommen werden. (Photo: NASA/KSC/Troy Cryder)
Die NASA hat den für Februar geplanten Start der Raumfähre DISCOVERY am Freitag zum vierten Mal verschoben. Während die Diskussion darüber andauert, ob das Raumfahrzeug mit einem möglicherweise schadhaften Treibstoffventil fliegen kann, bleibt der Montageflug zur Internationalen Raumstation vorerst in der Schwebe.

Die Ankündigung kam nach einer ganztägigen Besprechung der leitenden Verantwortlichen der amerikanischen Raumfahrtbehörde, auf der die Bereitschaft der Raumfähre für einen geplanten Start am 27. Februar zur Internationalen Raumstation diskutiert wurde.

"Wir waren wirklich sehr nahe daran das gesamte Team an einen Punkt zu bringen, wo alle übereinstimmten, daß wir fliegen können", erläuterte John Shannon der Space- Shuttle-Programmleiter nach der 13-stündigen Besprechung am Kennedy Raumfahrtzentrum (KSC) der NASA in Cape Canaveral in Florida in der Nacht zum Samstag. " Es gab nur ein Gefühl des Unbehagens, daß wir nicht die Strenge angesetzt hätten, die man sonst bei so einer Frage erwartet."

Die Mission der DISCOVERY wurde bereits mehrere Male verschoben, damit Ingenieure eine Reihe von Tests wegen der Bedenken bezüglich der Strömungsregelventile durchführen könnten. Das Shuttle sollte ursprünglich bereits am 12. Februar gestartet sein, aber drei nachfolgende Verschiebungen sollten den Ingenieuren Zeit geben, die Tests an den Ventilen abzuschließen. Am Freitag aber waren die Shuttle- Programmleiter nicht in der Lage sich auf eine akzeptable Argumentationsbasis zu einigen, um das Shuttle starten zu lassen. Erst sollten eine umfassendere Analyse zu den Ventil zur Verfügung stehen.

"Wenn wir fliegen, dann wollen wir jeden im Team hinter uns und bereit zum Start wissen", erklärte Shannon und fügte hinzu, daß einige der Ventildaten recht spät in der Woche kamen und andere enthielten Fehler. "Wir hätten möglicherweise heute abend dahin kommen können, aber es wäre ein gewissen Unbehagen in den Köpfen einiger Leute zurückgeblieben."

Mehr Analysen notwendig

Shannon sagte, daß die Missionsleiter hofften, sich am nächsten Mittwoch wieder zusammenfinden zu können, um eine Bilanz über den weiteren Fortschritt der Treibstoffventiluntersuchung zu ziehen und erneut mögliche Starttermine für die DISCOVERY und ihrer STS-119-Besatzung zu diskutieren.

NASA-Raumfähren besitzen drei Strömungsregelventile, eines für jedes Haupttriebwerk. Die Ventile leiten Wasserstoffgas durch eine Reihe von Leitungen in den Außentank zurück, um während des Aufstiegs den richtigen Druck einzuregeln und so einen gleichmäßige Fluß an flüssigen Wasserstoff zu den Triebwerken zu garantieren.

Während des letzten Shuttle-Fluges im November hatte sich an einem Treibstoffregelventil der ENDEAVOUR ein Riß gebildet und ein kleines Stück war abgebrochen. Obwohl die ENDEAVOUR ohne Zwischenfall die Umlaufbahn erreichte, wollen die Missionsleiter sichergehen, daß ein ähnliches Ereignis während des Starts der DISCOVERY nicht die lebenswichtigen Rohrleitungen beschädigt und einen katastrophalem Schaden verursacht.

Besatzung von

STS-119/DISCOVERY
Oben: Die Besatzung von STS-119/DISCOVERY. Vorne sitzend von links: Pilot Tony Antonelli und Kommandant Lee Archambault; hinten von links: die Missionsspezialisten Joseph Acaba, John Phillips, Steve Swanson, Richard Arnold und Koichi Wakata (JAXA). Wakata wird an Bord der ISS bleiben, als Ablösung für Flugingenieurin Sandra Magnus, die mit der DISCOVERY zur Erde zurückkehren soll. (Photo: NASA/JSC)
Shuttle-Ingenieure entdeckten später, daß hohe Spannungen und Schwingungsermüdung durch harmonische Oszillationen zu Mikrorissen in den Ventilen führen können, so daß kleine Stücke während eines Fluges abbrechen können. Nach dem Flug im November hat die NASA die Treibstoffventile in allen Orbitern durch welche ersetzt, von denen man weiß, daß sie in Ordnung sind.

Shannon erläuterte, daß die Ingenieure das Problem von zwei Seiten angehen. Zum einen versuchen sie zu bestimmen, ob die Ventile, die derzeit in der DISCOVERY eingebaut sind, so fliegen können, wie sie sind, und zum anderen untersuchen sie die möglichen Auswirkungen die entstehen können, sollten die Ventile während des Fluges brechen.

Die NASA untersucht auch, ob die Ventile für die nahe Zukunft umkonstruiert werden müssen, bevor die Raumfahrtbehörde im Jahr 2010 ihre drei Orbiter ausmustert. Die NASA plant bis dahin noch neun weitere Missionen zu fliegen, um die Raumstation fertigzustellen und das Weltraumteleskop HUBBLE zu überholen.

"Es ist ultimative Ziel, diese Ventile umzukonstruieren, damit wir dieses Problem hinter uns lassen können", meinte Shannon.

Startdatum in der Schwebe

Die NASA hat bis etwa zum 12. März Zeit, die DISCOVERY zur Raumstation zu starten, und ihre 14-tägige Mission zu absolvieren, bevor ein russisches Raumfahrzeug die neue Besatzung zum Orbitallabor bringt. Sollte der Orbiter bis dahin nicht gestartet sein, muß die NASA bis nach dem Austausch der Stationsbesatzung warten. Der nächstfrüheste Starttermin liege dann um den 7. April herum, erklärten die Missionsleiter.

Kommandiert vom Astronautenveteranen Lee Archambault wird die siebenköpfige Besatzung der DISCOVERY das letzte Segment des rückgratartigen Tragwerkauslegers und das letzte US-Photovoltaikmodul zur Station liefern. Vier Außeneinsätze sind für die Mission geplant; außerdem wird ein Besatzungsmitglied der Expedition 18 Besatzung ausgetauscht.

Oben: John Shannon zeigt hier das Teil eines Strömungsregelventils für Wasserstoffgas, an dem bei der ENDEAVOUR ein Stück von der Lippe abgebrochen war. (Photo: NASA TV)
Der japanische Astronaut Koichi Wakata von der japanischen Weltraumerkundungsbehörde (JAXA) wird mit der DISCOVERY zur ISS starten, um die NASA-Astronautin Sandra Magnus als Expedition 18 Flugingenieur abzulösen. Wakata, ein Raumfahrtveteran, wird Japans erster Langzeitastronaut sein.

Magnus ist seit November an Bord der Raumstation und wird nach mehreren Monaten des lebens und Arbeitens in der Umlaufbahn mit der DISCOVERY zur Erde zurückkehren. Wakata soll mit einer anderen Shuttle-Mission später im Jahr zurückkehren.

Sollte die DISCOVERY bis zum 12. März gestartet sein, sollte die Verspätung keine wesentlichen Auswirkungen auf die bis zu fünf weiteren für dieses Jahr geplanten Shuttle-Missionen haben. Ein Start im April würde dagegen eine Welle von Verschiebungen für die nachfolgenden Flüge haben, wie die Missionsleiter erklärten.

"Der Rest des [Start-]Manifestes würde nacheinander ebenfalls verschoben, wenn das passiert", meinte Bill Gerstenmaier, der Chef der Weltraumoperationen der NASA.

Trümmerrisiko abgeschätzt

Die Shuttle-Verantwortlichen erklärten Samstag früh ebenfalls, daß die unerwartete Kollision zwischen einem amerikanischen und einem russischen Satelliten in der letzten Woche nicht die Pläne zum Start der DISCOVERY behindere, obwohl seither zwei große Wolken aus Schrappnellen die Erde umrunden, wie die Missionsleiter ausführten.

Die Kollision am 10. Februar hatte sich über Sibirien ereignet, wobei ein US- Kommunikationssatellit der Firma Iridium und ein außer Betrieb befindlicher russischer Satellit in 790 km Höhe über der Erde zusammengestoßen waren.

Das Weltraumüberwachungsnetzwerk des amerikanischen Verteidigungsministeriums hat die Trümmerstücke verfolgt, sieht aber bislang nur ein leicht erhöhtes Risiko sowohl für das Shuttle, wie auch für die Raumstation, die derzeit zwei amerikanische und einen russischen Raumfahrer beherbergt. Die ISS umkreist die Erde in rund 350 km Höhe.

Gerstenmaier sagte in der Nacht zum Samstag, daß die neuen Trümmer das Risiko für die Raumstation und die sie besuchenden Raumfahrzeuge um 6 Prozent erhöht hätten.

NASA-Experten für irreguläre Weltraumobjekte untersuchen die Wolke um zu bestimmen, welches Risiko sie für die zum Weltraumteleskop HUBBLE gehende Shuttle- Mission STS-125 darstellt, die im Mai starten soll. Die Mission soll dem zum Kultobjekt gewordenen Weltraumteleskop in 600km Höhe über der Erde den letzten Wartungsbesuch abstatten.

"Als sie einen Blick darauf geworfen haben, hat das nicht so gut ausgesehen", meinte Gerstenmaier.

Aber die letztliche Risikoabschätzung wird vermutlich ein paar Wochen in Anspruch nehmen, während der die Wissenschaftler mehr Informationen über das Ausmaß der Trümmerstücke innerhalb der zwei Schrappnelwolken sammeln werden, meinte Gerstenmaier. Die Auswirkungen der Satellitenkollision auf die NASA-Pläne für die HUBBLE-Wartungsmission würden um Mitte März herum klarer werden, fügte er hinzu.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 22. Februar MMIX