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Bericht 11. Februar 2009
Zwei Satelliten im All durch Kollision zerstört
US-Militär und NASA verfolgen mehr als 500 Trümmerstücke in zwei Wolken - Verlust von Iridium-Satellit könnte zu Störungen im Satellitentelefonnetz führen

Die Firma Iridium Satellite LLC bestätigte heute, daß einer ihrer Satelliten am Dienstag in einer noch nie dagewesenen Kollision mit einem alten russischen Satelliten zerstört worden sei und daß der Unfall zu einem begrenzten Ausfall des Systems führen könnte.

Nach Angaben der NASA von heute ist der russische Satellit Kosmos 2251 um 5:55 Uhr MEZ mit dem Iridium-Satelliten in einer Höhe von 790 km über Sibirien zusammengestoßen. Der Unfall wurde vom Weltraumüberwachungsnetzwerk des US-Verteidigungsministeriums beobachtet, das in der Folge zwei große Wolken aus Trümmerstücken ortete.

"Dies ist das erste Mal, daß wir zwei intakte Raumfahrzeuge haben, die unabsichtlich ineinandergestoßen sind", erklärte Nicholas Johnson, der Chefwissenschaftler des NASA-Büros des Programms für Orbitale Objekte am Johnson Raumfahrtzentrum in Houston. "Es war für beide ein schlechter Tag."

Die Kollision produzierte offenbar die größte Trümmerwolke, seit China mit Absicht einen ihrer in die Jahre gekommenen Wettersatelliten in einem Anti-Satelliten-Test im Jahr 2007 zerstört hatte, wie Johnson weiter gegenüber Space.com ausführte. Beim Ereignis in 2007 blieben rund 2500 Trümmerteile in der Erdumlaufbahn zurück. Es werde aber noch mehr Zeit benötigt, um das Ausmaß der Satellitenkollision vom Dienstag zu bestimmen.

"Wir verfolgen derzeit über 500 Einzelteile, die ein zusätzliches Risiko für Satelliten darstellen", erklärte Oberleutnant Charlie Drew von der US-Marine, ein Sprecher des Strategischen Kommandos der USA, das das US-Weltraumüberwachungsnetzwerk unterhält.

In einer vorbereiteten Erklärung der in Bethesda im US-Bundesstaat Maryland beheimateten Firma Iridium wurde der Unfall als ein "Ereignis mit geringer Wahrscheinlichkeit" bezeichnet und gesagt, es würden sofortige Maßnahmen ergriffen,um den Ausfall von Diensten zu minimieren. Iridium, die eine Flotte von 66 Satelliten in der niedrigen Erdumlaufbahn unterhalten, die globale mobile Satellitenkommunikation und Datenübertragung ermöglichen, führte weiter aus, ihr System sei in einem guten Zustand und sie werden bis Freitag eine "Netzwerklösung" bereitstellen.

"Innerhalb der nächsten 30 Tage wird Iridium voraussichtlich einen ihrer Ersatzsatelliten im Orbit in die Netzwerkkonstellation hineinbewegen, um den verlorenen Satelliten permanent zu ersetzen", wurde weiter erläutert.

Der 560 kg schwere Iridium 33 Satellit, der in die Kollision verwickelt war, war im Jahr 1997 gestartet worden; der 900 kg schwere russische Satellit war 1993 gestartet worden und war vermutlich bereits außer Betrieb. Er besaß nach Angaben der NASA kein Manövriersystem.

Die Iridium-Satelliten umkreisen die Erde auf nahezu polaren Bahnen einmal alle 100 Minuten bei einer geschwindigkeit von 27.088 km/h, wie die Firma auf ihrer Internetseite angibt.

Noch nie dagewesener Unfall

Johnson meinte, daß außer Dienst gestellte Raumfahrzeuge, Raketenstufen und andere Komponenten jedes Jahr im All auseinanderbrechen, aber es habe erst drei verhältnismäßig kleine Kollisionen zwischen solchen Objekten in den letzten 20 Jahren gegeben. Nie zuvor seien zwei intakte Satelliten ineinandergerast, fügte er hinzu.

Die in der Kollision am Dienstag erzeugten Trümmerteile werden jetzt verfolgt, um das Risiko für andere Satelliten und die Internationale Raumststation, die derzeit zwei amerikanische Astronauten und einen russischen Kosmonauten behebergt, abschätzen zu können.

Die Raumstation bewegt sich in einer Höhe von rund 350 km Höhe um die Erde, weit unterhalb der Kollisionsstelle in 790 km Höhe. Johnson führte aus, daß wohl nur ein sehr kleiner Teil der Trümmer aus den zwei Wolken auf die Umlaufhöhe der ISS absinken werde.

"Wir denken, daß das zusätzliche Risiko nur sehr wenig über dem normalen täglichen Risiko liegen wird", meinte Johnson.

Die NASA-Experten für orbitale Trümmerteile untersuchen auch die Bedrohung für andere Raumfahrzeuge. Die Erdbeobachtungssatelliten der Raumfahrtbehörde, die den Planeten in 705 km Höhe umlaufen "sind derzeit von höchstem Interesse bei unseren Überlegungen", wie die NASA in einer E-Mail-Alarmmeldung erklärte.

Der erste Hinweis auf die Kollision kam offenbar, als Verantwortliche von Iridium Kontakt mit dem Verbindungsbüro des Strategischen Kommandos aufnahmen und berichteten, sie hätten den Kontakt mit einem ihrer Satelliten verloren.

Kurz danach habe das Weltraumüberwachungzentrum berichtet, daß sie eine Vielzahl neuer Objekte in der niedrigen Erdumlaufbahn beobachten würden. Das Weltraumüberwachungnetzwerk verfolgt ständig mehr als 18.000 künstliche Objekte und Weltraumschrott.

Die Kollision vom Dienstag ist das letzte Ereignis in einer Serie von Satellitenausfällen in den letzten Wochen.

Letzten Monat war der in der Indienststellung begriffene Telekommunikationssatellit W2M von Eutelsat in der Umlaufbahn ausgefallen, nur fünf Wochen nach seinem Start in's All. Ein weiterer Kommunikationssatellit, ASTRA 5A von SES in Luxemburg, hatte ebenfalls versagt und driftet jetzt leblos im Orbit. Der Verlust veranlaßte seinen Betreiber die Besitzer von in der Nachbarschaft befindlichen Satelliten in der geostationären Bahn darauf hinzuweisen, daß sie sich auf Ausweichmanöver vorbereiten sollten, um eine Kollision mit ASTRA 5A zu vermeiden.

Das NASA-Büro des Programms für Orbitale Objekte veröffentlichte außerdem bereits letzten Monat eine Aktualisierung zum Zustand des noch aus Sowjetzeit stammenden russischen Satelliten Kosmos 1818, in der es heißt, daß das Raumfahrzeug am 4. Juli 2008 offenbar eine Wolke aus Objekten ausgespuckt habe, bei der es sich um austretende Reaktorkühlflüssigkeit handeln könnte, die das Ergebnis eines Treffers mit einen Trümmerstück handele oder nur die Folge der allmählichen Auflösung des Satelliten sei.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 12. Februar MMIX