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Artikel 27. Juni 2002 | ||||||||
Shuttle Startplan muß neu erstellt werden
Risse in Buchsen von Treibstoffleitungen von ATLANTIS gefunden - jetzt auch andere Orbiter auf dem Prüfstand - Start von STS-107 unbestimmt verschoben
Drei Raumfährenmissionen verbleiben noch auf dem Fahrplan für 2002 - zwei Montageflüge zur internationalen Raumstation und eine wissenschaftliche Forschungsmission. Wann diese aber starten sollen und in welcher Reihenfolge ist zur Zeit noch ungewiß. "Es gibt immer noch eine Menge Fragen, auf die wir noch keine Antworten haben," erklärte der Direktor des Kennedy Raumfahrtzentrums Roy Bridges am Donnerstag.
Ingenieure des Raumfährenprogramms versuchen seitdem zu bestimmen, wie sich diese Risse bilden konnten und welches Risiko, wenn überhaupt, sie für einen sicheren Start darstellen. Ebenso wird überprüft, welche Reparaturmöglichkeiten hier bestehen. Die Inspektionen müssen auch an COLUMBIA und ENDEAVOUR durchgeführt werden, damit die Ingenieure das Ausmaß des Problems und den möglichen Einfluß, den daraus folgende Maßnahmen auf den Shuttlestartplan nehmen, feststellen können. Zur Zeit ist das einzige, was die Leiter des Programms bei der NASA wissen, daß der ursprünglich für den 19. Juli geplante Start der Raumfähre COLUMBIA zu einer 16-tägigen Forschungsmission für mehrere Wochen verschoben werden muß. In dieser Zeit müssen die Haupttriebwerke des Orbiters ausgebaut, die verdächtigen Teile untersucht und dann die Triebwerke wieder eingebautwerden. Am Donnerstag haben Mechaniker bereits den Hitzeschild, der das Trio der Rocketdyne-Kraftpakete umgibt, abgebaut. Das wird es den Technikern ermöglichen, die Triebwerke selbst abzuklemmen und herauszunehmen. Sobald die Triebwerke erst einmal ausgebaut sind, werden die Inspekteure in der Lage sein, das Treibstoffleitungssystem im Innern des hinteren Triebwerksgehäuse zu untersuchen, nicht die Triebwerke selbst. Sie werden dabei Ihr Augenmerk auf die Oberfläche von Metallbuchsen richten, die in die Treibstoffleitungen für den flüssigen Wasserstoff und Sauerstoff eingeschweißt sind, über die die Triebwerke mit dem Haupttank verbunden sind.
Von dem Dutzend Metallbuchsen, die jeweils in ATLANTIS und DISCOVERY untersucht wurden, wies je eine drei Risse von 2,5 bis 7,5 Millimeter Länge auf. ENDEAVOURs Metallbuchsen werden untersucht werden, sobald der Orbiter vom Luftwaffenstützpunkt Edwards, wo die Raumfähre am 19. Juni nach einer Zweiwochenmission zur ISS gelandet war, nach Florida zurückkehrt. Schlechtes Wetter zwischen der West- und Ostküste hat aber bisher den Fährflug auf einer modifizierten Boeing 747 Jumbo Jet verhindert, wie der NASA-Sprecher George Diller erklärte. Die Buchsen der COLUMBIA werden voraussichtlich am Ende der nächsten Woche inspiziert werden und danach wird die Programmleitung in der Lage sein, über das weitere Prozedere zu entscheiden. Anders als beim Rest der Flotte sind COLUMBIAs Buchsen aus nichtrostendem Stahl gefertigt; die Metallbuchsen der anderen Orbiter sind aus Inconel, einer speziellen Metallegierung, hergestellt. Aber selbst wenn keine Risse in den Metallbuchsen der COLUMBIA gefunden werden, heißt dies noch nicht, daß der Orbiter dann auch sofort für den Start freigegeben wird, wie Funktionäre erklärten. Wenn aber Risse in den Bauteilen der COLUMBIA gefunden werden sollte, würde das bedeuten, daß die gesamte Raumfährenflotte für mehrere Wochen am Boden verbleiben muß, während die NASA über das weitere Vorgehen nachdenkt. Sobald die Raumfahrtbehörde damit beginnt, das Startmanifest für den Rest des Jahres zusammenzustellen, wird es mit einem Plan aufwarten müssen, bei dem einige nicht verhandelbare Teile eingeschlossen sind.
Die Missionsplaner würden die Aufenthalte von Besatzungen an Bord der Station wegen der Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper auf maximal 180 Tage begrenzen. Die Expedition 5 Besatzung sollte eigentlich im Oktober mit der Raumfähre ENDEAVOUR zur Erde zurückkehren. Aber wegen eines Konklikts mit dem Startplan einer Sojusmission zur ISS Ende Oktober, und der ohnehin schon späten Rückkehr der ENDEAVOUR von der Mission STS-111 zur Erde und nach Florida, bestand für diese Mission sowieso bereits die Gefahr, in den November verlegt zu werden, und dies noch bevor das Problem mit den Metallbuchsen aufkam. Zum zweiten kann die Reihenfolge der Montagemissionen zur ISS nicht geändert werden. ATLANTIS muß das neue S1-Tragwerksegment nach oben bringen, gefolgt von ENDEAVOUR mit dem P1-Segment. Diese Missionen sind zur Zeit für August und Oktober vorgesehen, werden aber wahrscheinlich zum Jahresende hin verlegt werden müssen. Dies hätte einen Dominoeffekt für die im Jahr 2003 geplanten Missionen zu Folge, durch den spätere Missionen weiter nach hinten verschoben und die anstehende Arbeiten über das Kalenderjahr hinaus verteilt werden müssen. Quelle: Space.com |