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Bericht 12. November 2008
Stille vom Mars
Nach Mars Phoenix Lander meldet sich jetzt auch Mars Rover SPIRIT nicht mehr - Sandsturm bedeckt Solarzellen

Staubbedeckter SPIRIT
Oben: Dieses aus vielen Aufnahmen der Robotarmkamera zusammengesetzte Bild zeigt, daß die Solarzellenflächen von SPIRIT mit einer Staubschicht bedeckt sind, die es ihm praktisch unmöglich macht, genügend Sonnenlicht in Strom umzuwandeln, um seine Systeme in Gang zu halten. Durch den gleichfarbigen Staub verschmilzt der Rover nahezu mit dem Boden darunter, und ist nur schwer zu erkennen. (Photo: NASA/JPL)
Ein Unglück kommt selten allein. Nachdem am Montag bereits die NASA das Ende der Mars Lander Mission PHOENIX verkünden mußte, erklärte sie am Mittwoch auch das höchsterfolgreiche Marserkundungsfahrzeug SPIRIT für möglicherweise verloren.

Ein Sandsturm auf dem Mars hatte Staub auf den Solarzellenflächen des Rovers abgelegt und verhindert, daß Sonnenstrahlen in überlebenswichtigen Strom verwandelt werden können. Dies versetzte den Miniroboter in einen verletzlichen Zustand.

SPIRITs Solarzellen produzierten zuletzt nur noch 89 Wattstunden an Strom während seines 1.725. Marstages, der am 9. November endete. Dies ist die niedrigste Strommenge, die irgendeiner der beiden Marsfahrzeuge in den vergangenen fünf Jahren erzeugt hatte, und viel weniger, als SPIRIT jeden Tag benötigt, um überleben zu können. Die Ladung seiner Batterien fiel gefährlich schnell und die NASA befürchtete, das der Rover automatisch in den sicheren Modus wechselte, um sich selbst zu schützen.

Die Missionsleittechniker hatten deshalb am Dienstag, 11. November, eine Anweisung an den Roboter gesandt, das ihn veranlassen sollte einige Schritte einzuleiten, durch die er Energie einsparen sollte, darunter auch, nicht vor Donnerstag erneut Kontakt aufzunehmen. Das Ziel war, SPIRIT aus dem vorprogrammierten sicheren Modus herauszuhalten. Die neuen Kommandos, sofern er sie empfängt, haben das Ziel, mehr aktiven Einfluß auf ihn zu behalten, als wenn er in den sicheren Modus überwechselt.

Obwohl sich der Sandsturm sich am Mittwoch wieder legte, war der Zustand des Rovers am Mittwoch weiter unbekannt.

John Callas vom Strahlantriebslabor (JPL) der NASA, Projektleiter von SPIRIT und seinem Zwilling OPPORTUNITY, erklärte dazu, daß man in einer besseren Position sei zu helfen, wenn man weiter in Kommunikation zu ihm stehe.

Die Techniker lauschten in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ständig, ob SPIRIT in den sicheren Modus gewechselt ist und zu kommunizieren versucht. Es könnte ein gutes Zeichen sein, daß man nichts von SPIRIT hört, denn dies könnte bedeuten, daß SPIRIT die Anweisungen erhalten hat und ihnen folgt. Andererseits könnte es auch bedeuten, daß SPIRIT in den sicheren Modus gewechselt ist und seine Batterien so leer sind, daß er nicht mehr für einen Kommunikationsversuch aufwachen kann.

"Wir werden bis Donnerstag nichts genaues wissen", meinte Callas. "Die gute Nachricht ist, daß wir durch den Mars Reconnaissance Orbiter Hinweise haben, daß sich der Sandsturm im Krater Gusow zu legen scheint." SPIRIT arbeitet derzeit in einer Hügelkette innerhalb von Gusow, der ungefähr die Größe des US-Bundesstaates Connecticut hat.

In der Zwischenzeit werden die Techniker weiter auf Signale von SPIRIT warten, zu den Zeiten, an denen man erwarten würde, daß der Rover versucht zu kommunizieren, wenn er den sicheren Modus etabliert hat und noch genügend Strom hat, um ein Signal zu senden.

SPIRIT ist seit fünf Jahren auf dem Mars unterwegs, auf einer Mission, die ursprünglich auf nur drei Monate angelegt war.

Im Gegensatz zu SPIRIT geht es seinem Bruder OPPORTUNITY auf der anderen Seite des Mars gut. Nach Angaben von Steve Squyres bewege sich der Rover zwar durch schwieriges Gelände, komme aber dennoch täglich rund 80 Meter voran. OPPORTUNITY hatte erst vor einigen Wochen sein letztes Erkundungsobjekt, den Krater Victoria, verlassen.

Das Ende von Mars PHOENIX Lander

PHOENIX auf dem Mars
Oben: Eine künstlerische Darstellung von PHOENIX auf dem Mars. Die beiden ausladenden Solarzellenflächen wurden jüngst durch einen Sandsturm mit Staub bedeckt, was zum Ende der Mission beigetragen hat. (Abbildung: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona)
NASAs Mars PHOENIX Lander hatte am 2. November aufgehört Signale vom Mars zu senden. PHOENIX ist seit über fünf Monaten auf dem Mars. Wie erwartet hatte die saisonbedingte Abnahme des Sonnenlichts an der arktischen Landestelle des Robots die Stromproduktion der Solarzellen soweit reduziert, daß die Batterien nicht mehr geladen, geschweige denn die Instrumente des Landers betrieben werden konnten.

Zusätzlich zum schwinden Sonnenlicht war PHOENIX mit einem staubreicheren Himmel, mehr Wolken und tieferen Temperaturen konfrontiert worden, während der Marssommer sich dem Ende näherte. Die Mission hatte ihre geplante Missionsdauer von drei Monaten deutlich überschritten und jede Menge wissenschaftliche Daten produziert.

Das Projektteam wird in den nächsten Wochen sorgsam lauschen, ob PHOENIX noch einmal zum Leben erwacht und nach Hause telephoniert. Dennoch denken die Ingenieure, daß dies aufgrund der sich verschlechternden Wetterbedingungen auf dem Mars unwahrscheinlich sein dürfte. Während die Arbeit der Sonde abgeschlossen ist, ist die Analyse der Daten von den Instrumenten erst am Anfang.

"PHOENIX hat uns einige Überraschungen bereitet und ich bin zuversichtlich, daß wir in den nächsten Jahren noch weitere Juwelen aus dieser Schatzkiste hervorholen werden", meinte der hauptverantwortliche Wissenschaftler von PHOENIX Peter Smith von der Universität von Arizona in Tucson.

Gestartet am 4. August 2007 ist PHOENIX am 25. Mai 2008 weiter nördlich als irgendeine anderere Sonde zuvor auf der Oberfläche des Mars niedergegangen. Der Lander hatte die Erde des roten Planeten aufgegraben, aufgenommen, gebacken, gerochen und geschmeckt. Zu den ersten Ergebnissen gehörte die Bestätigung der Existenz von Wassereis in der Unterschicht der Marsoberfläche, die vom Mars Odyssey Orbiter zum ersten Mal im Jahr 2002 aus der Umlaufbahn angemessen worden war. PHOENIXs Kameras haben außerdem mehr als 25.000 Bilder geliefert, von Panoramaaufnahmen bis fast auf die atomare Ebene herunter, aufgenommen mit dem ersten atomaren Kraftmikroskop, das außerhalb der Erde verwendet wurde..

Baggerspuren
Oben: Rund 3 Zentimeter tief hat der Robotarm des Landers mit seiner Schaufel gegraben, um Erde aufzunehmen und das darunterliegende Eis freizulegen. (Photo: NASA/JPL)
"PHOENIX hat nicht nur die außerordentliche Hürde genommen, auf dem Mars zu landen, sondern hat auch wissenschaftliche Untersuchungen an 149 seiner 152 Marstage durchführen können, dank der engagierten Arbeit eines talentierten Teams", meinte PHOENIX-Projektleiter Barry Goldstein vom Strahlantriebslabor (JPL) der NASA im kalifornischen Pasadena.

PHOENIXs vorläufige wissenschaftliche Errungenschaften haben die Studien, ob in dieser arktischen Umwelt jemals günstige Bedingungen für Mikroben existiert hatten, einen guten Schritt vorangebracht. Zu den weitere Entdeckungen gehören das Dokumentieren eines leicht alkalischen Erdbodens, wie er bei vorangegangenen Marsmissionen nicht gefunden wurde; die Entdeckung von kleinen Salzkonzentrationen, die als Nährstoffe für Leben hätten dienen können; die Entdeckung von Perchloratsalzen, was Auswirkungen auf die Eigenschaften von Eis und Erde hat; und die Entdeckung von Kalziumkarbonat, einem Marker von Auswirkungen von flüssigem Wasser.

Die Entdeckungen von PHOENIX unterstützen auch das Ziel, mehr über die Geschichte des Wassers auf dem Mars in Erfahrung zu bringen. Dazu zählen das Abgraben der Erdschicht über den Eisablagerungen; die Offenlegung von wenigstens zwei verschiedenen Arten von Eisablagerungen; die Beobachtung von fallendem Schnee; Wetteraufzeichnungen mit Daten über Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Wind die ganze Mission hindurch; die Beobachtung von Dunst, Wolken, Frost und Wirbelwinden; und die Koordination mit NASAs Mars Reconnaissance Orbiter, um gleichzeitige Beobachtungen über das Marswetter aus der Umlaufbahn und auf dem Boden durchzuführen.

"PHOENIX hat einen wichtigen Schritt getan, um die Hoffnungen anzuregen zeigen zu können, daß der Mars einst bewohnbar war und möglicherweise Leben unterstützt hat", erklärte Doug McCuistion, der Direktor des Marserkundungsprogramms der NASA an dessen Hauptquartier in Washington. "PHOENIX wurde von NASA-Raumsonden in der Marsumlaufbahn unterstützt, die als Kommunikationsrelais dienten, während sie selbst ihre eigene faszinierende Wissenschaft betrieben. Und mit dem anstehenden Start des Mars Forschungslabors (MSL), wird das Mars Programm niemals einschlafen."

Quelle: Strahlantriebslabor der NASA (JPL)
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 13. November MMVIII