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Artikel 29. April 2010
NASA: Behauptungen über Leben auf dem Mars "absolut falsch"
Vorhandensein von Wasser keine Garantie dafür, dass Leben existiert - jedoch notwendige Voraussetzung dafür, deshalb weitere Orte im Sonnensystem von großem Interesse

Entgegen neuer Berichte in den Medien, dass die NASA Beweise über Leben auf dem Mars gefunden hätte, sagt die amerikanische Raumfahrtbehörde, dass der Beweis darüber, im Weltraum nicht allein zu sein, noch ein gutes Stück weit entfernt ist.

Ein Artikel vom Mittwoch der britischen Zeitung "The Sun" mit dem Titel "NASA: Beweise über Leben auf dem Mars" berichtete darüber, dass die Behörde "triftige Beweise" über Organismen auf dem Mars enthüllt hätte. Verantwortliche der NASA und erfahrene Mars-Missionswissenschaftler äußerten dazu aber "Nein, das stimme nicht."

"Diese Überschrift ist in höchstem Maße irreführend", führte Dwayne Brown, ein Sprecher der NASA, der in der Zentrale der Behörde in Washington, D.C., eingesetzt ist, weiter aus. "Das hört sich so an, als ob wir bekannt gegeben hätten, dass wir Leben auf dem Mars gefunden hätten. Und das ist absolut falsch."

Der Artikel behauptete, dass die Mars-Explorationsrover SPIRIT und OPPORTUNITY, die seit Januar 2004 auf der Oberfläche des Roten Planeten umherstreifen, Algen gefunden hätten, die die Zeitung als "die Bausteine des Lebens wie wir es kennen" bezeichnete.

"Ich denke, die haben diese Sache aus dem Zusammenhang gerissen", erklärte Brown.

Solch eine Entdeckung wäre wahrhaftig bahnbrechend gewesen, denn die Algen, die in der Wissenschaft als Cyanobakterien bekannt sind, sind selbst eine Lebensform, nicht nur die Bausteine dafür.

"Ich kann nur annehmen, dass der Reporter der Sun das falsch verstanden hat", sagte Steve Squyres, Planetenwissenschaftler und führender Wissenschaftler des Mars-Explorationsroverprojekts an der Cornell-Universität, der in dem Artikel zitiert wurde. "Was SPIRIT und OPPORTUNITY gefunden haben, sind Sulfatmineralien - und nicht organisches Material, Algen oder die Bausteine des Lebens, wie wir es kennen."

Wasser = Leben?

Der Artikel, der im Internet viel zitiert wurde, erschien, nachdem Wissenschaftler der NASA mit Reportern einer astrobiologischen Konferenz gesprochen hatten. Diese Konferenz feierte den 50. Geburtstag der Forschung, die darauf abzielt, Leben außerhalb der Erde zu finden.

Der Artikel behauptet weiter, dass "neuere Missionen Beweise über Sulfate auf dem Mars gesammelt hätten, die stark darauf schließen lassen würden, dass es auf dem Planeten Wasser und damit auch Leben gäbe."

Aber nur weil es dort vielleicht Wasser gibt, heißt das noch nicht, dass daraus das Leben folgt.

"Beweise über Wasser heißt NICHT, dass es dort Leben gegeben hat", schrieb Squyres in einer E-mail. "Wir glauben, dass Wasser für das Leben notwendig ist, aber nicht, dass es ausreicht, um Leben sicherzustellen. Dieser '... und deswegen Leben'-Teil der Aussage ist demnach schlicht und einfach falsch."

Der Mars am

17. Dezember 2007
Oben: Trotz jahrzehntelanger Forschung wurde bis jetzt noch kein endgültiger Beweis dafür erbracht, dass Leben auf dem Mars, oder sonstwo außerhalb der Erde, existiert. (Photo: NASA, ESA, the Hubble Heritage Team - STScI/AURA)
Während Wissenschaftler noch keine Beweise dafür gefunden haben, dass Leben über die Erde hinaus irgendwo im Universum existiert, nähern sie sich langsam dem Wissen an, wo sie suchen müssen und wie sie die Anzeichen des Lebens erkennen können - wenn sie vorhanden sind.

Brown äußerte auch, dass die verschiedenen Mars-Missionen der NASA dabei sind, eine Vielzahl an Anhaltspunkten über die Möglichkeit des Lebens dort zu enthüllen. Zu diesen Missionen gehören die Rover SPIRIT und OPPRTUNITY, sowie die Raumsonden Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) und Mars ODYSSEY Orbiter, die derzeit den Roten Planeten umrunden. Es ist einfach noch zu früh, um ganz sicher zu sein [dass dort Leben existiert].

Vergangenes Leben und Debatten darüber

Behauptungen darüber, Leben auf dem Mars zu finden, sind nichts Neues. Im August 1996 präsentierten Wissenschaftler der NASA ein Felsgestein vom Mars von dem sie sagten, dass es klare Anzeichen darüber enthält, dass das Leben auf dieses Gestein eingewirkt hat. Der Fels, der in der Antarktis gelandet war, enthielt Löcher und Merkmale, die so aussehen, als ob sie durch Bakterienkolonien geformt wurden, die auf ihm lebten.

Die Bekanntgabe hatte großes Aufsehen erregt. Im folgenden Jahrzehnt aber haben die meisten Wissenschaftler die Lebenstheorie abgewiesen und Erklärungen für die Merkmale in dem Felsgestein gefunden, die sich nicht auf Leben beziehen.

Ebenso hat es Kontroversen zu Erklärungen gegeben, dass der Mars möglicherweise kein Leben beherbergen könnte. 1976 setzten die Lander Viking 1 und Viking 2 der NASA auf der Marsoberfläche auf und führten drei verschiedene Experimente durch, um nach Anzeichen für Leben zu suchen. Obwohl die Instrumente über die notwendige Empfindlichkeit verfügten, organische Moleküle der Größenordnung von ein paar Einheiten pro Milliarde zu entdecken, wurden von keinem der beiden Lander jemals organische Verbindungen nachgewiesen. Viele Wissenschaftler schlossen daraus, dass der Mars deshalb keine mikrobiologischen Organismen auf seiner Oberfläche beherberge.

Eine jüngere Studie kam allerdings zu dem Schluss, dass die Viking-Experimente vielleicht doch nicht so sensibel gewesen waren. Sie bezweifelte die Schlussfolgerung, dass es auf dem Mars keine Mikroben gäbe.

Außer dem Mars zählen zu den besonders verheißungsvollen Orten im Sonnensystem für mögliches Leben die Saturnmonde Titan, mit seinen Methan- und Äthanseen, und Enceladus, mit seinen Wolken aus Wasserdampf. Des weiteren wird auch der Jupitermond Europa dazu gezählt, von dem man annimmt, dass er einen unterirdischen Ozean beherbergt.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 6. Mai MMX