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Artikel 9. Januar 2010
Drei Meteoriten vom Mars erbringen gleich den dreifachen Beweis für Leben auf dem Mars
Wissenschaftler scheinbar kurz davor, außerirdisches Leben definitiv zu bestätigen - Karbonate und Fossilien sind die heiße Spur, neue Gerätetechnik soll den Durchbruch bringen

Meteoritenfund in der Antarktis
Oben: Meteoriten-Wissenschaftler dokumentieren einen Fund in der Antarktis. Das Programm "Suche nach Meteoriten in der Antarktis (Antarctic Search for Meteorites Program 'ANSMET')" wird von der Behörde "Polarprogramme" der "Nationalen Wissenschafts-Stiftung (Office of Polar Programs of the National Science Foundation 'NSF')" finanziert. (Abbildung: ANSMET/NSF)
Die Forschergruppe, die Beweise über Leben auf dem Mars in einem Meteorit gefunden hat, der in der Antarktis niedergegangen ist, glaubt, dass es ihr im Laufe des Jahres 2010 möglich sein wird, definitiv zu beweisen, dass solche Merkmale wirklich Versteinerungen von außerirdischem Leben auf dem Roten Planeten sind. Die Gruppe will den Beweis erbringen, indem sie weiterentwickelte Messausrüstung an den nun drei Mars-Meteoriten verwendet.

Diese neuen Informationen gehen weit über die auf den neuesten Stand gebrachten Schlussfolgerungen hinaus, die im November 2009 von der NASA über Signaturen von Arten magnetischer Bakterien veröffentlicht wurden.

"Wir glauben noch nicht, dass wir rigoros bewiesen haben, dass es auf dem Mars Leben gibt [oder gab]", sagte David S. McKay, Leiter der Astrobiologie am Johnson Space Center der NASA.

"Aber wir glauben, dass wir sehr, sehr nahe dran sind zu beweisen, dass es dort Leben gibt oder gab", äußerte McKay gegenüber Spaceflight Now.

Beim letzten Treffen der Amerikanischen Geophysikalischen Vereinigung (American Geophysical Union) in San Francisco stellte Michael Meyer, führender Wissenschaftler der Mars-Exploration am NASA-Hauptquartier, vor einer Zuhörerschaft von mehreren hundert Wissenschaftlern heraus, dass "die Möglichkeit von Leben auf dem Mars zu einer wissenschaftlichen Angelegenheit von großer Wichtigkeit und beträchtlichem öffentlichem Interesse geworden ist".

Und auch "The Economist", eine hoch angesehene britische Zeitschrift, stellte in einem Leitartikel des Jahres 2009 die explosive ZUnahme sowohl an öffentlichem wie auch an wissenschaftlichem Interesse über den Mars fest, indem die Zeitschrift meinte, dass "die Möglichkeit von Leben auf dem Mars für die Menschheit zu sensationell ist, um ignoriert zu werden".

Mitte der 1990-er Jahre, als die Forschergruppe des Johnson Space Centers das fand, was sie als Marsfossilien in einem Meteorit auslegt, der nahe der Stelle "Allen Hills" in der Antarktis gelandet war, war dies zu jener Zeit das einzige Beispiel an mutmaßlichen Fossilien in einem Meteorit vom Mars.

Die Gruppe glaubt jedoch, dass sie seitdem ihre fossilienartigen Daten verdreifacht hat, indem sie noch weitere "Biomorphe" (mutmaßliche Mars-Fossilien) gefunden hat, und zwar sowohl in zwei weiteren Mars-Meteoriten, als auch mit weiteren Beweisen von anderen Stellen im Allen Hills Meteoriten selbst.

Oben: Elektronenmikroskop-Aufnahme von, wie Wissenschaftler des JSC annehmen, fossilen Überresten einer einstmals auf dem Mars lebenden Bakterienmatte. Die Überreste wurden in dem Meteorit "Nakhla" gefunden, der in Ägypten niederging und im britischen Museum für Naturgeschichte (British Museum of Natural History) aufbewahrt wird. (Abbildung: NASA)
Bemerkenswerterweise findet man einen Teil der beeindruckendsten neuen Beweise über Leben auf dem Mars im Innern eines Meteoriten, der seit fast 100 Jahren in dem britischen Museum für Naturgeschichte (British Museum of Natural History) in London liegt.

Hätten britische Wissenschaftler ihren Meteoriten "Nakhla" mit leicht erhältlichen Elektronenmikroskopen und anderen Geräten untersucht, wie z. B. mit solchen, die von der amerikanischen Forschergruppe verwendet wurden, hätten die neuen Beweise über Leben auf dem Mars statt einer amerikanischen eine britische Entdeckung sein können.

Die in Houston arbeitenden Wissenschaftler glauben, dass die Zeitspanne ihrer Daten - von vor 3,6 Milliarden Jahren bis vor 1,4 Milliarden Jahren - zeigt, dass auf dem Mars vor 3,6 Milliarden Jahren ein planetenumfassendes Netzwerk an Mikroorganismen unterirdisch lebendig wurde. Den Wissenschaftlern zufolge passierte dies während der ersten Milliarde an Jahren nachdem sich der Mars, wie auch alle anderen Planeten im Sonnensystem, gebildet hatte.

Damals war es auf dem Mars viel wärmer und feuchter und er hatte eine viel dichtere Atmosphäre. Auf der Erde entstanden ungefähr zur selben Zeit einfache Lebensformen. Indem sie Edelgase messen, die in den Felsgesteinen eingeschlossen sind, und auch anhand der geologischen Eigenschaften der Gesteine, können Wissenschaftler sagen, dass die Meteoriten vom Mars kamen. Die Edelgasanteile, die gemessen wurden, um die Herkunft vom Mars zu bestimmen, sind Neon, Argon, Krypton, Xenon und Radon.

Die Zwillingsraumsonden VIKING (Wikinger) aus der Mitte der 1970-er Jahre maßen die Zusammensetzung von Oberflächengasen auf dem Mars sehr ausführlich und damit wurden nun mehr als 80 Meteoriten als vom Mars stammend erkannt und bestimmt.

Sie alle haben innere Gaszusammensetzungen, die den Daten der VIKING Lander gleichen. Sie gleichen auch den Zusammensetzungen in Gesteinen auf dem Mars, die von anderen Raumsonden auf dem Planeten gemessen werden.

"Ähnliche biologische Schlussfolgerungen von drei verschiedenen Meteoriten, die sehr alten Organismen von der Erde sehr gut entsprechen, dehnen die Beweise über zumindest vergangenes Leben auf dem Mars beträchtlich aus", erklärt der Geologe Everett K. Gibson, zusammen mit McKay und Kathie Thomas-Keprta Mitverantwortlicher in der Arbeitsgruppe "Erforschung des Marslebens" (Mars life study team) am Johnson Raumfahrtzentrum (JSC).

Meteorit Nakhla
Oben: Die Arbeitsgruppe des Johnson Raumfahrtzentrums glaubt, dass die Vertiefungen im Meteorit "Nakhla" von lebenden Bakterien hinterlassen wurde. In jeder Vertiefung befindet sich auch noch ein Teil der übrig gebliebenen Bakterien. (Abbildung: NASA)
Der JSC-Arbeitsgruppe zufolge enthalten die drei Meteoriten vom Mars mit den augenscheinlichen fossilen Signaturen das, was scheinbar Bakterienmatten und spezifische andere biologische Signaturen sind, die auf allen drei Meteoriten gleich sind.

Sie ähneln auch in höchstem Maße dem unbestrittenen mikrofossilen Leben sehr alter Organismen, die man in Gesteinen der Erde gefunden hat, wie z. B. in den Basalten aus dem Columbia Fluss im US-Bundesstaat Washington.

In ihrer November-Aktualisierung äußerte die Mars-Arbeitsgruppe, dass nachdem 1996 die Daten über den Mars-Meteorit zum ersten Mal veröffentlicht wurden, Gegner der Lebenstheorie mehr als ein Jahrzehnt lang argumentierten, dass gleichartig geformte Merkmale und der mit ihnen in Verbindung stehende chemische Feingehalt genauso gut durch ein Hitze- oder Stoßereignis verursacht worden sein könnten, das das Material ursprünglich vom Mars sprengte.

Die neuesten Forschungen, die von Thomas-Keprta von der Allen Hills-Arbeitsgruppe in Houston geleitet wurden, haben nun jedoch bewiesen, dass die Thermo-Theorie nicht stichhaltig ist. Sie ist der Meinung, dass deren Erkenntnisse [der neuesten Forschungen] die Behauptung der Gruppe stärkt, dass die in einzigartiger Weise geformten Merkmale "magnetischer Bakterien", die in dem Meteorit gefunden wurden, tatsächlich von biologischer Aktivität auf dem Mars und nicht durch ein nicht-biologisches thermisches Ereignis gebildet wurden.

Die neuesten hier vorliegenden Informationen der Arbeitsgruppe gehen weit über die magnetischen Bakterien hinaus, die die November-Ausgabe der NASA beherrschten. McKay und JSC-Geologe und Mitverantwortlicher der Arbeitsgruppe "Erforschung des Marslebens" Everett K. Gibson haben Spaceflight Now seitdem viel mehr Details über zwei weitere Hauptgebiete zur Verfügung gestellt, die im Mittelpunkt weiterer Bestätigungsarbeiten stehen, die dieses Jahr beginnen.

Der bekannte und verstorbene Astronom Carl Sagan hat oft gesagt, dass "außerordentliche Behauptungen außerordentliche Beweise benötigen", und die Arbeitsgruppe "Erforschung des Marslebens" am Johnson Raumfahrtzentrum glaubt, dass sie jetzt genau einen solchen Beweis hat, oder zumindest bis Ende des Jahres haben wird.

Zu den zwei neuen Gebieten gehören:

- "Weiterentwickeltere Gerätetechnik, die 1994, als die Analysen nach Leben an den Mars-Meteoriten begannen, noch nicht vorhanden oder weniger leistungsstark war, wird bald an den Proben von allen drei Meteoriten zum Einsatz kommen. Diese beinhaltet noch fähigere, hochauflösende Elektronenmikroskope und ein bedeutendes neues Gerät: ein Ionenmikrosonde-Analysesystem.
Das Mikrosondensystem wird einen gebündelten Ionenstrahl auf die Biomorph- /Mikrofossilproben abfeuern. Treffen die Ionen auf die Probe, wird Plasma aus der Probe herausgeschlagen, das mehrere Bestandteile enthält. Ein leistungsstarkes Spektrometer wird das Plasma dann auffangen und die Bestandteile einer jeden Probe bis hinunter auf die Stufe "Teile pro Milliarde" auslesen, und das für jeden chemischen oder mineralischen Bestandteil. Diese Verhältniszahlen werden dann dazu benutzt, zu bestimmen, ob das Merkmal seinen Ursprung in nicht-lebendiger Mars-Geologie oder in etwas biologischem hat, das früher einmal auf dem Mars gelebt hat.

Das neue Ionenmikrosondensystem sollte es der Forschergruppe ebenfalls ermöglichen, eine noch höhere optische Auflösung bereitzustellen, als dies mit den Elektronenmikroskopen möglich war, die sie bis jetzt benutzten. Gleichzeitig wird das neue System eine bedeutende neue chemische Analysedimension hinzufügen, erläuterte McKay.

- Dreifache Meteoriten-Proben: Die JSC-Gruppe findet noch mehr mikrofossile Beweise über Leben im Allen Hills-Meteorit, der 1984 entdeckt wurde und der 1996 die ersten Hinweise für Leben auf dem Mars lieferte.

Die Gruppe berechnete, dass der Allen Hills Meteorit aus vier Milliarden Jahre altem Mars-Gestein besteht, das versteinerte Beweise über Leben mit sich führt, die 3,6 Milliarden Jahre alt sind.

Dies ist eine extrem alte Probe, die mit nichts Derzeitigem auf der Erde verglichen werden kann, weil die gesamte Erdkruste aufgrund der Plattentektonik immer und immer wieder umgeformt wurde.

Die Probe beweist bereits jetzt das Vorhandensein von Wasser auf dem Mars, zurück bis zu seinen ersten Tagen als Planet. Falls die fossilen Beweise bestätigt werden, werden sie beweisen, dass Organismen innerhalb von ungefähr einer Milliarde Jahren nach seinem Entstehen auf dem Planeten existierten.

Nach der ersten Allen Hills-Ankündigung von Präsident Bill Clinton im Jahr 1996 begann die Houston-Gruppe damit, in anderen Meteoriten vom Mars nach ähnlichen Beispielen für Leben zu suchen. Und sie fanden diese Beweise in dem bereits berühmten Meteorit Nakhla, der 1911 nahe der Stadt Nakhla in Ägypten niederging. Nakhla ging in ca. 40 Stücken hernieder, die insgesamt gute neun kg wogen.

Der größte Probensatz von diesem Meteorit war im britischen Museum für Naturgeschichte (British Natural History Museum) in London und ebenso wie eigentlich alle Teile von mehreren Stücken von Nakhla, die, als sie um ca. neun Uhr Ortszeit in der ägyptischen Nakhla-Region südlich von Kairo ankamen, eine spektakuläre Vorstellung an brennenden Trümmern, Rauchschwaden und Überschallknallen lieferten.

Ein ortsansässiger Bauer behauptete, dass eines der Stücke einen Hund getroffen und ihn getötet habe. Wissenschaftler glauben jedoch, dass die Geschichte damals von dem Landbesitzer erfunden wurde, um die Preise gegenüber Käufern in die Höhe zu treiben, die sich mit dem Gedanken trugen, Stücke zu kaufen.

Meteorit Yamato 593
Oben: Merkmale, die Fossilien einer Bakterienmatte gleichen, wurden auch in dem Meteoriten "Yamato 593" gefunden, der 2000 in der Antarktis von Japanern entdeckt wurde. (Abbildung: NASA)
Im Jahr 2000 dann fand eine japanische Suchgruppe in der Antarktis einen weiteren Meteoriten vom Mars. Er wurde "Yamato 593" benannt und enthält ebenso Anzeichen von fossilem Leben, die denen der Allen Hills- und Nakhla-Meteoriten ähneln. Sowohl die Lebensformen von Nakhla als auch die von Yamato sind nur ungefähr 1,4 Milliarden Jahre alt - falls dies definitiver bewiesen werden kann.

Durch die Entdeckung von solchen potentiellen Mars-Fossilien in weiteren Meteoriten über den ursprünglichen Meteorit hinaus, der 1984 an der Stelle Allen Hills in der Antarktis entdeckt wurde, werden die neuen Beweise über Leben auf dem Mars beträchtlich verstärkt, führt McKay aus.

Eine Antwort auf die Frage, ob Leben auf einem anderen Planeten entstanden ist, auch wenn es nur Einzeller sind, ist eine der tiefgreifendsten Angelegenheiten der neuzeitlichen Forschung - besonders wenn die Antwort positiv ausfällt.

Falls das bald bestätigt werden kann, wird dies auch eine wichtige Rolle bei Einsatzentscheidungen für Mars-Weltraummissionen und der Ausarbeitung neuer Explorationsregelwerke durch die NASA und das Weiße Haus spielen. Beispiele hierzu sind:

- Eine zielgerichtetere "Leben auf dem Mars"-Strategie: Die ursprüngliche Strategie der NASA war "dem Wasser folgen". Danach kam ein Wechsel zur Strategie "dem Kohlenstoff folgen". Nun wurde die Strategie jedoch schon wieder gewechselt und das neue Motto begrenzt sich durch gar nichts mehr. Sie besagt einfach nur "direkte Beweise finden, um Leben aufzuspüren", erklärte Meyer. Diese Rolle wird als erstes dem Rover "Mars-Wissenschaftslabor (Mars Science Laboratory - MSL)" zuteil werden, der sich gerade in den letzten Zügen des Zusammenbaus befindet und der im September 2011 zum Mars gestartet werden soll.

- Bestimmung des nächsten Rover-Einsatzortes: Für das Mars-Wissenschaftslabor (Mars Science Laboratory - MSL), das den Namen CURIOSITY bekommen hat, und das für einen Start im September 2011 vorgesehen ist, wurde als besondere Landestelle ein sehr karbonathaltiges Gebiet ausgesucht. Er wird so ausgestattet sein, dass es ihm möglich sein wird, ganz gezielt nach Leben auf dem Mars und auch nach bewohnbaren Gegenden für Mars-Organismen zu suchen. MSL wird seit den VIKING Landern von 1976 die erste zweckbestimmte Astrobiologie-Mission der NASA zum Mars sein. Die Daten der Meteoriten werden für die Analysen der Forschungsergebnisse, die MSL über mögliches Leben liefern könnte, sehr wichtig sein.

- Die Rolle des Lebens im Sonnensystem: Falls es sich herausstellt, dass die Biomorphe der Meteoriten echte Fossilien von Leben auf dem Mars sind, werden die Daten darüber eine große Rolle bei der Bestimmung von Leben irgendwo anders im Sonnensystem spielen, so zum Beispiel bei den mit Eis bedeckten Ozeanen des Jupitermondes Europa. Die NASA plant für 2020 den Start eines bedeutenden neuen Weltraumfahrzeuges für Äußere Planeten, die neue Europa-Jupitersystem-Mission, um Europa zu umrunden und die Möglichkeit über dortiges Leben zu bewerten.

- Die Rolle des Lebens in der Milchstraße: Positive Bestimmungen über Leben von den drei Meteoriten würden auch eine Rolle bei der Bestimmung von Leben auf erdähnlichen Planeten in der Galaxy spielen, die von dem neuen Weltraumteleskop Kepler (Kepler Observatory Spacecraft) aufgespürt werden. Dieses Teleskop hat bereits fünf Planeten von der Größe Jupiters entdeckt, die ferne Sterne umkreisen.

- Umfassendere Untersuchungen der Karbonate: McKay sagt, dass alle drei Meteoriten eine beträchtliche Menge an Karbonat-Felsgestein enthalten, in dem sich die offensichtlichen Fossilien befinden. Keiner der Rover hat auf der Mars-Oberfläche die Möglichkeit gehabt, Karbonat-Felsgestein zu untersuchen. Falls OPPORTUNITY noch ein weiteres Jahr durchhalten kann, wird er den Krater "Endeavour" erreichen, wo Karbonat -Felsgestein von solch hoher Priorität auswertbar ist.

- Fahrstrategie für den Rover OPPORTUNITY: Die Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) hat herausgefunden, dass dem Mars-Rover OPPORTUNITY lehmhaltige Felsen direkt im Weg liegen. Er wird am 24. Januar seinen sechsten Jahrestag auf dem Mars feiern und fährt jeden Tag mehrere hundert Meter in Richtung des Kraters Endeavour, der von sehr karbonathaltigen Felsarten umgeben ist, genau wie die, die die Fossilien in den Meteoriten enthalten. Falls es ihm noch ein weiteres Jahr möglich sein sollte zu überleben, um die letzten ca. 12 bis 13 Kilometer zum Krater Endeavour zurückzulegen, wird es dem Rover möglich sein, dieses ganz neue Felsgestein abzubilden und zu untersuchen, das noch nie zuvor von einem Rover besucht wurde. Als ein Karbonat, wie es in den Meteoriten vorkommt, könnte die dem Rover OPPORTUNITY voraus liegende Gegend einen feuchten, warmen und nicht-säurehaltigen Lebensraum für die Entstehung von Leben auf dem Mars zur Verfügung gestellt haben, teilt Steve Squyres, der führende Rover-Wissenschaftler, Spaceflight Now mit.

"Obwohl wir nicht glauben, dass die Meteoriten vom Mars aus dem Krater Endeavour stammen, wäre jede Information von OPPORTUNITY über die Schichtenbildung von ähnlichem Karbonat-Felsgestein für uns sehr hilfreich", meint Gibson.

Der andere Rover, SPIRIT, hatte am 4. Januar seinen sechsten Jahrestag, aber die NASA hat sich damit abgefunden mitzuteilen, dass die Tage des Umherstreifens für SPIRIT gezählt sind. SPIRIT sitzt seit April nahe des Äquators auf der OPPORTUNITY gegenüberliegenden Mars-Seite in von Wasser und Vulkanen verändertem Erdreich fest. In Anbetracht der Tatsache, dass SPIRIT für immer stecken bleiben wird, erarbeitet die Wissenschaftsgruppe nun ein detailliertes, ortsgebundenes Raumfahrzeug-Forschungsprogramm für SPIRIT. Jedoch wird sie möglicherweise auch versuchen, die festgefahrenen Räder durch Bewegen und Lenken sogar noch tiefer einzugraben, um das Solarzellendeck weiter gegen die Sonne zu neigen, sodass das Weltraumfahrzeug zumindest noch einen weiteren Winter auf dem Mars überleben kann.

Analysen über die Meteoriten Allen Hills, Nakhla und Yamato ergaben, dass die Felsen aus Tiefen von mindestens einem knappen Kilometer und höchstens um die 6,5 Kilometer herausgesprengt wurden. Damit können sie unmittelbar dem Grundwasserspiegel des Mars zugeordnet werden, erläutert Gibson.

Maria Zuber, die die Abteilung Erd-, Atmosphären- und Planetenwissenschaften des Massachusetts-Instituts für Technologie leitet (MIT's Department of Earth, Atmospheric and Planetary Science), sprach die neuesten Daten zum Thema Marswasser diese Woche auf der Versammlung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft (American Astronomical Society) in Washigton, D.C. an.

"Neuere Beobachtungen des Mars von Mars umrundenden und auf dem Mars gelandeten Raumfahrzeugen haben unser Verständnis über die Verteilung und die Menge von Wasser auf und unterhalb der Oberfläche, bezogen auf die Geschichte des Planeten, dramatisch verändert", meint Zuber.

Antarktis
Oben: Die Karte des Programms zur Suche nach Meteoriten in der Antarktis zeigt die Hauptsuchgebiete, an denen Eis, das sich auf Berge zubewegt, Meteoriten an die Oberfläche befördert. Allen Hills befindet sich unten (ALH), während Yamato sich oben findet. (Abbildung: ANSMET/NSF)
"Es gibt definitive Beweise über eine wasserreiche Vergangenheit während der frühen Geschichte des Mars, inklusive stehender Gewässer auf der Oberfläche. Der globale Wetterkreislauf, der Anstieg des Grundwasserspiegels und die Wasserchemie wurden aufgeklärt".

"Es gibt Beweise dafür, dass das meiste Wasser aus der Vergangenheit zur Zeit in der oberen Kruste des Planeten im durch Einschläge entstandenen Mineral Regolith gespeichert ist", führt sie weiter aus. "Und der heutige Mars ist reich an Wassereis, das sich in einem Bereich von bis zu einem Meter unter der Oberfläche befindet", erklärte Zuber.

"Die 'biomorphen' Merkmale, die in dem Meteorit Yamato 593 entdeckt wurden, sehen denen ähnlich, die in den Meteoriten Allen Hills und Nakhla gefunden wurden", äußerte McKay.

"Diese Mars-Proben enthalten ebenfalls ein Mineralsubstrat, das 'Iddingsit' (Iddingsite) genannt wird. In einem solchen Material ist das Vorhandensein von Karbonat für das, was auf dem Mars eine unterirdische wasserführende Schicht mit beträchtlichen Wassermengen gewesen sein könnte, wie ein Werbegeschenk, um eine solche Art von Probe hervorzubringen", teilte McKay Spaceflight Now mit.

Die Iddingsit-Ablagerungen formen und verändern weiterhin den langfristigen Wasserfluss durch den Fels, was einen weiteren Beweis über die Lebensformen darstellt, die die winzigen Biomorphe hervorbringen - also das frühe Stadium der Fossilien, die im Iddingsit in Hülle und Fülle vorkommen.

Nun gibt es nicht nur mehr als genug Beweise zum unterirdischen Mars-Leben, zur Probe Yamato und zur ägyptischen Probe Nakhla, wie auch zunehmende Beispiele zu offensichtlichen Fossilien, sondern sie sehen auch noch genauso aus, wie die Proben aus dem Allen Hills Meteoriten.

"Jedem Biologen, dem ich diese Nakhla- und Yamato-Bilder gezeigt habe, stimmt zu, dass sie mikrobiologische Überbleibsel und Fossilien sind", sagt McKay.

Und alle von ihnen sehen den Lebensbeispielen der Erdfossilien, die in den Basalten des Columbia Flusses aus dem US-Bundesstaat Washington gefunden wurden, sehr ähnlich oder gleichen ihnen.

Die Mars-Proben stammen aus Tiefen auf dem Mars, die sich in einem geschätzten Bereich von ca. einem knappen Kilometer bis um die 6,5 Kilometer bewegen.

Mitglieder der Allen Hills-Gruppe teilten Spaceflight Now mit, dass dies ein ganz besonderer Zufall ist, weil viele Einschätzungen davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit, wo Leben am ehesten überleben könnte, unter der Erde am höchsten ist. Dort wäre es außerhalb der Reichweite der Sonnenstrahlung und es wäre am wahrscheinlichsten, dass dort wasserführende Schichten existieren, die lebensspendendes Wasser enthalten.

Dazu kommt, dass diese Tiefen zu Einschätzungen darüber passen, wo auf dem Mars der Grundwasserspiegel am aktivsten gewesen wäre. Viele Bilder des Mars Reconnaissance Orbiters und des Mars Global Surveyors zeigen Aufnahmen davon, was so aussieht, als ob Wasser an Canyons und Kraterwänden ausgetreten ist. Diese Daten wurden erstmalig vor der Gesellschaft der Foto-Optischen Messausrüstungsingenieure (Society of Photo-Optical Instrumentation Engineers) zusammengefasst.

Die NASA veröffentlichte die Ergebnisse dann später noch einmal tiefer gehender auf der Versammlung der Amerikanischen Geophysikalischen Vereinigung (American Geophysical Union) in der letzten Woche in San Francisco. Diese Versammlung wurde von 16.000 internationalen Wissenschaftlern und Geschäftsführern besucht, die auf dem Gebiet der Geologie, Geophysik und anderen Gebieten arbeiten, die sich mit Exploration beschäftigen.

Oben: Wissenschaftler glauben, dass der Meteorit Allen Hills, an dem die ursprünglichen Beweise über das Leben auf dem Mars festgestellt wurden, aus der Gegend herausgesprengt wurde, die "Eos Chasma" heißt. Sie ist am Horizont dieses Bildes - aufgenommen von Mars Express - zu sehen. Die Felsschlucht geht in die größere Felsschlucht "Valles Marineris" über - nahe einer Stelle, die "Orson Welles" benannt wurde. (Photo: ESA)
Einige der hier beschriebenen Daten wurden ursprünglich von McKay ausgearbeitet, um sie der Gesellschaft der Foto-Optischen Messausrüstungsingenieure (Society of Photo-Optical Instrumentation Engineers) vorzustellen.

"Die Biomorphe in diesen letzten beiden Meteoriten sind so gut wie identisch, was unsere Hypothese stützt, dass sie auf dem Mars entstanden sind", äußerte McKay gegenüber Spaceflight Now.

Er stellte auch fest, dass die Ähnlichkeit der biomorphen Merkmale an allen drei Mars-Meteoritenproben ebenfalls gegen eine Verunreinigung durch Substanzen spricht, die sich statt dessen auf der Erde gebildet haben könnten.

Und Nakhla ist auch ganz vorne mit dabei, wenn es um das Thema "dem Kohlenstoff folgen" geht.

"Wir sehen in Nakhla beträchtliche Mengen Kohlenstoff", meint McKay.

Er zitierte die Arbeit des Geowissenschaftlers Dr. A.J. Timothy Hull von der Universität von Arizona, der bewiesen hat, dass mindestens 70% des Kohlenstoffs in Nakhla nicht von der Erde, sondern vom Mars gekommen ist.

Die neuen Beweise zum Leben auf dem Mars kommen genau zu einem Zeitpunkt ans Licht, an dem Präsident Barrack Obama eine Erhöhung der finanziellen Mittel für die NASA überprüft.

Diese Entscheidung zum Bundeshaushalt wird als Folge der Untersuchungsergebnisse der präsidialen Revisionskommission getroffen, aus denen hervorgeht, dass die Behörde [NASA] jährlich mindestens drei Milliarden US$ mehr braucht - umgerechnet etwas mehr als zwei Milliarden Euro -, um neue Trägerraketen und bemannte Raumfahrzeuge zu entwickeln. Diese würden sowohl die amerikanischen Raumfähren ersetzen, als auch Astronauten über die Erdumlaufbahn hinaus befördern, mit dem Mars als Endziel vor der Mitte des Jahrhunderts.

Dass der Mars ein Endziel ist, ist in dem Bericht der Kommission, die von Norman Augustine geführt wird, eindeutige Sache. Norman Augustine ist ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Lockheed Martin. Aber wie man dies in Angriff nimmt, bleibt die wichtigere der unbeantworteten Fragen.

Unabhängige Wissenschaftler in New Mexico und Hawaii sagen, dass Bilder und geochemische Daten von MRO und dem Orbiter "Mars Express" der ESA darauf hindeuten, dass der Allen Hills-Meteorit aus dem südlichen Ende des riesigen "Valles Marineris" und dort aus einem Canyon bei einer Kreuzung herausgesprengt wurde, die "Eos Chasma" benannt wurde.

Es ist ein auffallender Zufall. Dies ist die Stelle, von der man annimmt, dass sie der Ursprung des ersten Meteoriten ist, bei dem man festgestellt hat, dass er Beweise über Leben auf dem Mars auf die Erde gebracht hat. Und diese Stelle wird direkt von einem Kanal gespeist, der nach dem verstorbenen "Orson Welles" benannt wurde.

1938 versetzte dieser die ganze USA mit seiner Halloween-Radionachrichtensendung und dem darin vorkommenden Hörspiel zu H.G. Wells' "Krieg der Welten" (War of the Worlds) in Panik. Während der Radiosendung wurde verkündet, dass der erste Marsbewohner auf der Erde gelandet sei.

Dies ist der zweite Artikel eines Artikelpaares zu diesem Thema. Er bringt die Analysen zu den Beweisen für Leben auf dem Mars auf den neuesten Stand. Das Leben vom Mars soll durch einen Meteoriten auf die Erde gekommen sein. Der erste Artikel erschien am 24. November 2009 in Spaceflight Now und am 2. Dezember 2009 im Space Science Journal.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 1. Februar MMX