Zurück zur Startseite Saturn
Zurück zur Startseite Zurück zur Saturn-Indexseite
Artikel 18. Dezember 2009
Ein Lichtblitz vom Titan
CASSINI schießt spektakuläres Photo - Bestätigung von Methanozean auf der Nordhalbkugel des Saturnmondes

Lichtreflektion auf Titan
Oben: Diese Aufnahme, die mit dem Optischen und Infraroten Kartierungsspektrometer CASSINIs aufgenommen wurde, zeigt das erste beobachtete Aufblitzen von in einem See auf dem Titan gespiegelten Sonnenlicht. (Photo: NASA/JPL/Universität von Arizona/DLR)
Die Raumsonde CASSINI der NASA hat einen Blitz von Sonnenlicht aufgenommen, das von einem See auf dem Saturnmond Titan reflektiert wurde. Dies bestätigt das Vorkommen von flüssigem Methan auf einem Teil des Mondes, der mit vielen seenartigen Becken übersät ist.

CASSINI-Wissenschaftler hatten schon nach so einem Glitzern Ausschau gehalten, das als spekulare Reflektion bezeichnet wird, seit die Raumsonde im Jahr 2004 in die Umlaufbahn um den Saturn eingetreten war. Aber bis vor kurzem war die nördliche Hemisphäre des Titan, wo die meisten Seen liegen, in winterlicher Dunkelheit gehüllt. Jetzt allerdings wechseln die Jahreszeiten und das Sonnenlicht ist in den Norden zurückgekehrt, was es CASSINI ermöglichte, ein einzigartiges Photo zu schießen.

Das Bild, das von der glatten Oberfläche einer Flüssigkeit reflektiertes Sonnenlicht zeigt, wurde am 8. Juli 2009 aufgenommen. Es wurde heute auf der Herbsttagung der Amerikanischen Geophysikalischen Vereinigung in San Francisco vorgestellt.

"Dieses eine Bild zeigt uns so viel über den Titan: eine dichte Atmosphäre, Seen auf der Oberfläche und eine Andersweltlichkeit", meinte Bob Pappalardo, CASSINI-Projektwissenschaftler am Strahlantriebslabor (JPL) der NASA. "Es ist eine störende Kombination aus Fremdartigkeit und gleichzeitiger Ähnlichkeit mit der Erde. Dieses Bild ist eines der Prunkstücke CASSINIs."

Titan, Saturns größter Mond, hat die Wissenschaftler gerade wegen seiner vielen Ähnlichkeiten mit der Erde gefangen genommen. Wissenschaftler theoretisieren schon seit 20 Jahren darüber, ob die kalte Oberfläche die Existenz von Oberflächenseen aus flüssigem Methan ermöglicht, wodurch der Mond der einzige andere Himmelskörper außer der Erde mit Flüssigkeiten auf seiner Oberfläche wäre. Während die Daten von CASSINI noch keine Hinweise auf große Ozeane geliefert haben, haben sie doch offengelegt, was man für große Seen nahe des Nord- und Südpols hält.

Seen auf dem Titan
Oben: Eine Falschfarbenkarte von vermeintlichen Methanseen auf der Nordhalbkugel des Titan. (Abbildung: Cassini Radar Mapper, JPL, ESA, NASA)
Im Jahr 2008 verwendeten CASSINI-Wissenschaftler Infrarotdaten, um die Anwesenheit von Flüssigkeit im Ontario Lacus, dem größten See auf der südlichen Hemisphäre des Titan, nachzuweisen. Aber sie suchten noch immer nach dem "rauchenden Colt", um Flüssigkeit auf der nördlichen Hemisphäre zu bestätigen, wo die Becken größer und zahlreicher sind.

Katrin Stephan vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof, Mitglied des Teams für das Optische und Infrarote Kartierungsspektrometer CASSINIs, hatte die Originalaufnahme bearbeitet und am 10. Juli 2009 als erste das Glitzern gesehen.

"Ich war sofort ganz aufgeregt, weil dieses Glitzern mich an eine Aufnahme unseres eigenen Planeten, das aus der Umlaufbahn aufgenommen worden war, erinnerte, das eine Reflektion von Sonnenlicht auf dem Ozean zeigte", erzählte Stephan. "Aber wir hatten noch mehr zu tun, bevor wir sicher sein konnten, daß dieses Glitzern auf dem Bild kein Blitz oder ein ausbrechender Vulkan war."

Teammitglieder an der Universität von Arizona in Tucson bearbeiteten das Bild weiter. Sie waren in der Lage, die Reflektion auf einen Punkt an der südlichen Küstenlinie eines Sees mit dem Namen Kraken Mare zu lokalisieren. Das ausgedehnte Kraken Mare bedeckt rund 400.000 Quadratkilometer, eine Fläche größer als das Kaspische Meer, dem größten Binnensee der Erde.

Durch den Vergleich der neuen Aufnahme mit Radar- und Infrarotaufnahmen, die seit 2006 gewonnen wurden, waren die Wissenschaftler in der Lage zu zeigen, daß die Küstenlinie von Kraken Mare im Verlauf der letzten drei Jahre stabil geblieben war und daß der Titan einen laufenden hydrologischen Zyklus hat, der Flüssigkeit an die Oberfläche bringt. Natürlich ist in diesem Fall die Flüssigkeit in dem hydrologischen Zyklus Methan und nicht Wasser, wie auf der Erde.

"Diese Ergebnisse erinnern uns daran, wie einzigartig der Titan im Sonnensystem ist", meinte Ralf Jaumann, der die Gruppe CASSINI-Wissenschaftler am DLR leitet. "Sie zeigen uns auch, daß Flüssigkeit eine universelle Kraft besitzt, geologische Oberflächen auf die gleiche Weise zu formen, ganz gleich, um was für eine Flüssigkeit es sich handelt."

Quelle: Science@NASA
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 22. Dezember MMIX