Zurück zur Startseite Shuttle
Zurück zur Startseite Zurück zur Shuttle-Indexseite
Bericht 2. Juni 2008
Schäden an Rampe nach Shuttle-Start
Großflächige Bereiche aus der Wand des Abgaskanals herausgebrochen - Steine wurden über hunderte Meter weit fortgeblasen

Rampenschaden
Oben: Aus der Seitenwand des nördlichen Abgaskanals der Startrampe 39A sind großflächig hitzeresistente Schamottsteine herausgebrochen und haben den darunterliegenden Beton zum Vorschein kommen lassen. (Photo: NASA/KSC)
Als die Raumfähre DISCOVERY am Samstag gestartet ist, hat sie einige ernsthafte Schäden hinterlassen.

Inspektoren der NASA fanden Beschädigungen in "nie dagewesenem" Umfang an der Startrampe in Florida vor, wie LeRoy Cain, Vorsitzender des Missionsleitungsteam der NASA auf einer Pressekonferenz am Johnson Raumfahrtzentrum erklärte.

Verstreut über das ganze Areal um die Startrampe 39A des Kennedy Raumfahrtzentrums herum fanden die Inspektoren Schamottsteine und Mörtelbrocken aus einem der Abgaskanäle, die dazu gedacht sind, die heißen Abgasstrahlen aus den Raketentriebwerken von der Rampe fortzuleiten, wenn das Shuttle abhebt. Die Bruchstücke flogen bis zum Grenzzaun rund 450 Meter von der Rampe entfernt und beschädigten ihn. Die Steine waren großflächig aus der Wand des Kanals herausgebrochen, als der Abgasstrahl der Backbord-Startrakete der DISCOVERY durch ihn hindurchfegte.

Auch auf einer der schrägen Seitenflächen neben dem Kanal hatten sich Betonplatten aufgewölbt

Trümmerfeld
Oben: Die Steine und Mörtelbrocken aus der Kanalwand wurden vom Abgasstrahl der Backbordstartrakete über einen weiten Bereich des Startrampenareals verstreut. Dies gleicht einem Trümmerfeld. (Photo: NASA/KSC)
Verantwortliche der NASA ließen verlauten, daß sie noch nicht sicher seien, wieso diese großen Schäden zustandekommen konnten, aber es wurde bereits ein Untersuchungsteam zusammengestellt, daß der Frage nachgehen soll.

Abgesehen davon, daß derartige Schäden ungewöhnlich sind, ist dies für die NASA auch besorgniserregend. Die amerikanische Raumfahrtbehörde besitzt nur zwei Shuttle-Startrampe und beide müssen für den nächsten Start einsatzbereit sein. Die nächste Mission, STS-125/ATLANTIS, soll im Oktober zum Weltraumteleskop HUBBLE gehen, die langerwartete letzte Wartungsmission des betagten Observatoriums. Anders als die Flüge zur Internationalen Raumstation, wo die Astronauten Zuflucht finden können, sollte Ihr Raumfahrzeug beim Start beschädigt werden, bis ein anderes sie abholt, bietet die Mission zu HUBBLE keine Möglichkeit einen solchen sicheren Hafen anzusteuern. Stattdessen benötigt die NASA einen zweiten Shuttle, der als Rettungsschiff bereitsteht.

Für STS-125 plant die NASA das Missionsshuttle von der Rampe 39A zu starten und das Rettungsshuttle auf der Rampe 39B bereitzustellen und gegebenenfalls von dort zu starten.

Beschädigter Grenzzaun
Oben: Bis zum 450 Meter entfernten Grenzzaun, der das Rampenareal umschließt und vornehmlich Tiere davon abhalten soll hier einzudringen, sind die Gesteinsbrocken geflogen und haben den Zaun an vielen Stellen beschädigt. Andere Steine konnten beobachtet werden, wie sie in einen dahinterliegend See gefallen sind. (Photo: NASA/KSC)
Aus diesem Grund ist es nicht möglich, auf die Rampe 39A zu verzichten, wie Cain bestätigte. "Wir brauchen beide Rampen, da ist nichts dran zu machen."

Ein Wechseln auf die Rampe 39B als die primäre Startrampe bereitet ebenfalls Probleme, da diese Rampe derzeit bereits für die Verwendung durch NASA's nächstem bemannten Raumfahrtprogramm, Constellation, umgebaut wird. Bodenmannschaften haben schon mit dem Umbau der Rampe 39B begonnen, die zur Startrampe für die ARES I Trägerrakete umfunktioniert werden soll. Die ARES I soll einmal die bemannten Erkundungsfahrzeuge vom Typ ORION in's All tragen.

Das letzte Mal,daß diese Rampe benutzt wurde, war für die Mission STS-116/DISCOVERY am 9. Dezember 2006. Bei diesem Flug war der deutsche Astronaut Thomas Reiter von der ISS abgeholt worden.

"Wäre unser Plan, von der Startrampe 39B zu starten, dann müßten wir Dinge tun, die wir nicht tun wollen und auch nicht tun werden", erklärte Cain. Ein Wechsel würde "einige empfindliche Schmerzen verursachen".

Beide Startrampen stammen noch aus der APOLLO-Zeit in den 1960ern, deshalb ist es durchaus möglich, daß die Rampen einfach unter Altersschwäche leiden, meinten Verantwortliche der NASA. Es werde genauerer Untersuchungen bedürfen, um die Ursache für die Schäden zu ermitteln.

Aufgewölbte Betonplatten
Oben: Auf der Seitenschürze, die den Kanal links und rechts begrenzt, haben sich Betonplatten aufgewölbt. Dies ist ebenfalls ungewöhnlich und noch nie zuvor gesehen worden. (Photo:NASA/KSC)
Trotz der rätselhaften Natur des Ereignisses, sieht Cain keinen Grund für eine Verschiebung der noch anstehenden zwei Shuttle-Flüge für dieses Jahr. ATLANTIS soll am 8. Oktober zum Weltraumteleskop HUBBLE fliegen und ihr Schwesterschiff ENDEAVOUR am 10. November zur Internationalen Raumstation.

"Ich sehe keinen Anlaß dafür, die Mission im Oktober zu verschieben", erklärte er. "Ich bin absolut zuversichtlich, das wir in der Lage sein werden die notwendigen Reparaturen bis dahin auszuführen."

Obwohl die Schäden Fragen bezüglich zukünftiger Starts aufwerfen, haben sie keinen Einfluß auf die derzeitig laufende Mission. Die Missionsleiter glauben nicht, daß irgeneiner der fortgeschleuderten Steinbrocken die DISCOVERY beim Abheben getroffen und einen ernsten Schaden am Raumfahrzeug verursacht hat.

"Wir haben keines der Bruchstücke zum Fahrzeug zurückfliegen sehen", meinte Cain. "Vom Standpunkt der andauernden Mission bereitet es uns keine Sorgen."

In der Zwischenzeit verläuft die Mission STS-124 der DISCOVERY weiterhin glatt. Kommandiert vom erfahrenen Shuttle-Astronauten Mark Kelly war die Raumfähre am Montag Abend an der Internationalen Raumstation angekommen, um zehn Tage gemeinsamer Aktivitäten zur Ankopplung des japanischen Labormoduls KIBO an der ISS, der Reparatur der Weltraumtoilette und dem Austausch eines Mitglieds der dreiköpfigen Besatzung des Außenpostens zu beginnen.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 3. Juni MMVIII