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Bericht Montag, 12. Juni 2006
DISCOVERY-Besatzung flugbereit
Astronauten zuversichtlich für einen Start Anfang Juli - deutscher ESA-Astronaut wird ISS-Besatzung verstärken

Weniger als ein Monat bleibt noch vor dem geplanten Start der Raumfähre DISCOVERY und sieben Astronauten machen sich bereit für ihren Ritt in den Orbit.

"Es sind nur noch wenige Wochen bis zu unserem Flug", sagte NASA-Astronaut Steven Lindsey, der Kommandant der anstehenden Mission STS-121 bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, 8. Juni. "Es war ein langer Weg für uns, ein paar Jahre Training für einige von uns ... deshalb ist es großartig, daß wir wieder hier sind, bereit zu fliegen."

Besatzung

von STS-121
Oben: Die Besatzung von STS-121/DISCOVERY.
Von rechts: Kommandant Steven Lindsey, Pilot Mark Kelly, die Missionspezialisten Michael E. Fossum, Lisa M. Nowak, Stephanie D. Wilson, Piers J. Sellers und der deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter. Reiter wird als einziger auf der ISS bleiben, wenn die Raumfähre nach 9 Tagen Aufenthalt wieder ablegt und voraussichtlich erst im Dezember mit der Mission STS-116 zur Erde zurückkehren. (Photo: NASA/JSC, Space.com)

Lindsey und seine Astronautenbesatzung sollen am 1. Juli mit der zweiten Raumfährenmission seit dem COLUMBIA-Unglück von 2003 zur internationalen Raumstation (ISS) fliegen. Die geplante 13-tägige Mission soll den Erwartungen der NASA nach die auf zwei Missionen angesetzten Anstrengungen zur Rückkehr zum Flugbetrieb (Return to Flight - RTF) abschließen und die Wiederaufnahme der Arbeiten zum weiteren Ausbau der ISS ermöglichen.

"Es sieht so aus, als sei das Raumfahrzeug in einem sehr guten Zustand und wir haben bereits eine ganze Reihe von Meilensteinen hinter uns gebracht", meinte Lindsey. "Wir haben immer noch einige wichtige Meilensteine vor uns, aber es sieht gut aus für einen Start im Juli und ich bin in der Tat sehr optimistisch, daß wir es im Juli-Startfenster schaffen werden."

Lindsey, Shuttle-Pilot Mark Kelly und die Missionsspezialisten Piers Sellers, Lisa Nowak, Michael Fossum und Stephanie Wilson stellen die Besatzung von STS-121/DISCOVERY.

Astronaut Thomas Reiter von der europäischen Raumfahrtagentur (ESA) soll Europas erster Langzeitastronaut auf der ISS werden und wird mit der STS-121-Besatzung an Bord der DISCOVERY in's All fliegen, um sich der Expedition 13 Besatzung anzuschließen und die Besatzungsstärke des Orbitallaboratoriums wieder auf das Soll von drei Raumfahrern anzuheben. Die ISS-Besatzungen waren seit dem COLUMBIA-Unglück auf zwei Personen reduziert gewesen.

"Es war anfangs nicht ganz klar, wie ich nun zur Raumstation kommen sollte", erklärte Reiter den Reportern. "Deshalb war ich am Ende sehr froh und glücklich darüber, zu Steve's Mannschaft zu gehören. Ich fühle mich vollständig in die Besatzung eingebunden, integriert, und ich freue mich wirklich darauf, mit diesen Jungs zu fliegen."

Die erneute Rückkehr zu Flugbetrieb

Die NASA-Mission STS-121 ist die Fortführung der Post-COLUMBIA-Anstrengungen zur Wiederaufnahme der Raumfährenflüge, die der Erhöhung der Flugsicherheit und der Entwicklung von Reparaturverfahren zur Durchführung in der Erdumlaufbahn gewidmet waren und deren erste Testmission STS-114 im Juli letzten Jahres erfolgreich geflogen war.

"Beim letzten Flug wurden ein paar wenige Reparaturarbeiten durchgeführt, aber wir werden eine ganze Menge mehr tun", erläuterte Lindsey gegenüber SPACE.com. "Ich hoffe wir können dies bewerkstelligen und können im größtmöglichen Ausmaß eine Reparaturfähigkeit entwickeln."

Zu den Hauptzielen der Mission gehört die Bewertung von DISCOVERY's umkonstruiertem Außentank, der modifiziert wurde, um das Abplatzen von Isolierschaum während des Aufstiegs, das ein Risiko für den Orbiter darstellt, noch weiter zu reduzieren.

"Aus der Sichtweise eines Testfluges wären meine Zielvorstellungen: Wir haben einen erfolgreichen Flug mit dem Außentank, lernen mehr über den Tank, erkennen die Probleme, die wir haben und was wir dagegen tun können", erklärte Lindsey.

Der Verlust des Orbiters COLUMBIA und seiner siebenköpfigen Flugbesatzung während des Wiedereintritts war durch einen Bruch des Hitzeschilds verursacht worden, der wiederum die Folge eines Treffers von einem Stück Isolierschaum war, das während des Aufstiegs vom Tank abgeplatzt war. Trotz mehr als zwei Jahren harter Arbeit ereignete sich während des Starts von STS-114 ein ähnlicher Zwischenfall, der dafür sorgte, daß noch mehr Modifikationen eingeführt wurden, obwohl das große Schaumstück die DISCOVERY nicht getroffen hatte.

"Nach COLUMBIA wurden enorme Anstrengungen unternommen, um alle möglichen bekannten Gefährdungsstellen zu entschärfen - zweieinhalb Jahre Arbeit - und nach der 114 noch mehr davon", meinte Missionsspezialist Piers Sellers. "Wir haben diese Risiken soweit heruntergedrückt, wie wir können, bis nur noch die Dinge übrigbleiben, von denen wir nichts wissen, und das sind hoffentlich nur sehr wenige.

Man kann sich nicht vor der Tatsache verstecken, daß trotz allem am Ende des Tages einige Restrisiken übrigbleiben, die man entweder zumindest beschreiben kann und glaubt zu verstehen, und dann solche, über die man gar nichts weiß. Damit muß man dann einfach leben."

In der Umlaufbahn werden die STS-121-Astronauten eine Reihe von Inspektionen des Hitzeschildes mit dem sensorbehafteten Orbiterausleger, eine 15 Meter lange Verlängerung des Robotarms, durchführen. Zusätzlich wird bei einem Außeneinsatz ein Astronaut auf das Ende des Auslegers gesetzt, um seine Stabilität für die Verwendung als Arbeitsplattform zur Reparatur des Hitzeschildes zu testen.

Ein zweiter Außeneinsatz wird der Reparatur der ISS gewidmet sein. Dabei werden Sellers und Fossum ein durchtrenntes Videodatenkabel ersetzen und ein automatisches Trennwerkzeug am Mobilen Transporter, der den Robotarm der Station entlang der Tragwerkstruktur hin und her bewegt, sichern. Ein dritter Außeneinsatz könnte noch dem Missionsplan hinzugefügt werden, wenn es die Energiereserven des Orbiters zulassen.

Aufstocken der ISS-Besatzung

Reiters Ankunft auf der Raumstation wird einen Wendepunkt für das Orbitallabor darstellen, in dem in den letzten Jahren das Augenmerk der Zwei-Mann-Besatzung von Wartung und Reparatur gegenüber der Forschung dominiert wurde.

"Mit drei Personen im Orbit können wir den wissenschaftlichen Ertrag eindeutig steigern", meinte Reiter. "Jeder weiß, daß wir uns noch in der Bauphase befinden, deshalb kann man bei der Station nicht von einem normalen Betriebszustand ausgehen, wie wir ihn haben werden, wenn der Bau abgeschlossen ist. Aber wir werden mit drei Leuten an Bord definitiv in der Lage sein, den wissenschaftlichen Ertrag zu steigern.

Eine meiner Hauptaufgaben während meines Aufenthaltes wird die Durchführung eines recht umfangreichen wissenschaftlichen Programms für die Europäische Raumfahrtagentur sein; zusammengenommen 19 Experimente aus allen verschiedenen Bereichen: Biowissenschaft, Physik, Biologie. Ich werde auch an ein paar der NASA-Experimente beteiligt sein."

Die ISS-Besatzungen waren seit Expedition 6 auf zwei Personen reduziert, da aufgrund des COLUMBIA-Unglücks und Verzögerungen bei der Rückkehr der Orbiterflotte zum Flugbetrieb keine Raumfährenflüge zur Station stattfinden konnten.

Seither haben russische Sojus-Raumfahrzeuge den Wechsel der Besatzungen übernommen und unbemannte russische PROGRESS-Transporter die Station zwischen den bemannten Flügen mit Versorgungsgütern beliefert. Die STS-114-Mission der NASA hat im letzten Jahr ebenfalls einige Tonnen Fracht zur ISS gebracht.

Als deutscher Astronaut auf seinem zweiten Raumflug wird Reiter's ISS-Mission auch einen Neubeginn in Europas bemanntem Raumfahrtprogramm bedeuten.

In der letzten Woche war das Labormodul COLUMBUS der ESA, Europas größter Beitrag zum ISS-Projekt, zum Kennedy Raumfahrtzentrum der NASA in Florida geliefert, wo es für den Start mit einem zukünftigen Raumfährenflug, voraussichtlich im Jahr 2007, vorbereitet wird.

"Es ist aus der Sicht der Europäischen Raumfahrtagentur sehr wichtig, diese Gelegenheit zur Vorbereitung wahrzunehmen, bevor COLUMBUS hochkommt", erläutert Reiter seine eigene Mission. "Ich denke, es ist eine große Gelegenheit für die ESA, warm zu werden ... und auf diese Weise auch vorbereitet zu sein, sobald unser Modul angekoppelt ist, damit man sofort mit dem normalen Betrieb des COLUMBUS-Moduls beginnen kann."

Am Dienstag, 13. Juni wird die Besatzung am Kennedy Raumfahrtzentrum in Florida erwartet, wo sie zwei Tage an der abschließenden Countdown-Generalprobe (TCDT) teilnimmt, die mit einer Notfallübung abgeschlossen werden wird. Der TCDT wird vor jedem Shuttle-Start durchgeführt und ist Bestandteil der allgemeinen Missionsvorbereitung.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 12. Juni MMVI