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Artikel 5. November 2010
NASA verschiebt Start von Raumfähre DISCOVERY auf frühestens 30. November
Undichtigkeit an der Wasserstoffgasentlüftungsleitung ist nicht mehr innerhalb des aktuellen Startfensters zu reparieren - auch Riß in der Isolierung des Außentanks entdeckt

DISCOVERY auf der Startrampe
Oben: Die DISCOVERY am Morgen auf der Startrampe, als es in Florida noch dunkel war, und der Startaufbau von den kräftigen Scheinwerfern beleuchtet wurde. (Photo: NASA/KSC/Troy Cryder)
Ein Treibstoffleck und ein Riß in der Isolierung des riesigen Außentanks der Raumfähre DISCOVERY hat die NASA gezwungen, alle Startversuche vor dem 30. November abzusagen. Dies war die letzte in einer Reihe von Verschiebungen des Starts zur letzten Reise der Raumfähre.

Die NASA entdeckte den Riß während einer Inspektion des Außentanks, nachdem bereits ein gefährliches Wasserstoffleck an der Wasserstoffgasentlüftungsleitung am Tank aufgetreten war, die die Startpläne für heute (5. Nov.) zunichte gemacht hatte. Der Riß befindet sich an einer anderen Stelle des Tanks und hat mit dem Leck nichts zu tun.

"Es gibt da einen sieben Zoll langen Riß mit einem Offset, was bedeutet, daß es aufgerissen und ein wenig verschoben ist", erklärte Mike Moses, der Shuttle-Integrationsleiter der NASA während der Pressekonferenz am Abend. "Dies bietet die Möglichkeit für Eisbildung, und das ist etwas, was wir nicht gerne sehen. Ich weiß nicht ob das unsere Kriterien für den Start verletzt hätte, aber es wäre sicherlich etwas gewesen, das eine Menge Diskussionen ausgelöst hätte."

Die NASA muß die Undichtigkeit und den Riß im Isolierschaum reparieren, bevor die DISCOVERY zur Internationalen Raumstation aufbrechen kann. Das bedeutet, daß der nächstmögliche Zeitpunkt, an dem das Shuttle starten kann, der 30. November 2010 um 10:05 Uhr MEZ ist.

Details über das Ausmaß des Risses und was erforderlich ist, um ihn zu reparieren, sind derzeit noch nicht bekannt. In der Zwischenzeit arbeiten die Verantwortlichen der NASA daran, alles auf einen Start am 30. November hinzusteuern, obwohl das Datum für den nächsten offiziellen Startversuch von dem notwendigen Arbeitsaufwand für die Reparatur abhängt.

"Wir haben eine Menge zu tund, bevor wir uns tatsächlich auf ein neues Startdatum festlegen können", sagte Moses. "Wir müssen erst sicherstellen, daß wir die Probleme beseitigt haben und machen uns erst später Gedanken über das Startdatum. Also, der 30. November ist der erste Zeitpunkt, an dem sich das Startfenster wieder öffnet, und ich kann mich jetzt noch nicht darauf festlegen, daß wir da auch starten werden, aber das wird der Termin sein auf den wir unsere Arbeitspläne hin ausrichten werden."

Die DISCOVERY sollte eigentlich heute um 20:04 Uhr MEZ von der Startrampe 39A des Kennedy Raumfahrtzentrums (KSC) abheben, als beim Befüllen des Außentanks das Wasserstoffleck entdeckt wurde. Der austretende Wasserstoff stellt ein zu hohes Explosionsrisiko dar.

Die Mission war bereits insgesamt um vier Tage verschoben worden, erst wegen kleinerer Undichtigkeiten mit Druckgas im Orbitalmanövriersystem, dann wegen einer Fehlfunktion im elektrischen System eines der drei Haupttriebwerke und zuletzt wegen unkooperativen Wetters. Die NASA hatte bis zum 8. November Zeit, um die DISCOVERY auf ihren Weg zur ISS zu bringen, bevor der Winkel der Sonneneinstrahlung an der Station zu ungünstig für einen Aufenthalt wird.

GUCP
Oben: Die Bodenverbindungsleitungsplatte (GUCP) verbindet das Wasserstoffentlüftungssystem im Intertankbereich des Außentanks mit der Wasserstoffentlüftungsleitung zur Startrampe. Die GUCP ist eine Schnelltrennvorrichtung, die zum Startzeitpunkt die Entlüftungsleitung vom Außentank abkoppeln soll. An dieser Stelle ist der Wasserstoff ausgetreten, der zum Startabbruch der DISCOVERY geführt hatte. (Photo: NASA TV)
Die STS-133-Besatzung ist später am Abend (Nachmittag in Florida) zum Johnson Raumfahrtzentrum nach Houston im US-Bundesstaat Texas zurückgeflogen.

Das Wasserstoffleck wurde nach Angaben der NASA um 12:35 Uhr MEZ an einer Stelle entdeckt, das als Bodenverbindungsleitungsträgerplatte (GUCP) bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um den Anschlußpunkt einer 430 mm (17") durchmessenden Gasleitung am Außentank, die überschüssiges Wasserstoffgas vom Tank über die Rampenstruktur zur Hochfackel abseits der Rampe ableiten soll, um es dort zu verbrennen. Um 13:11 Uhr wurde entschieden, den Startversuch abzubrechen und um mindestens 72 Stunden zu verschieben. Später dann wurde das Startfenster ganz aufgegeben und ein erneuter Startversuch erst am 30. November angepeilt.

Ähnliche Undichtigkeiten waren bereits bei zwei vorangegangenen Shuttle-Missionen im Jahr 2009 aufgetreten: STS-119/DISCOVERY und STS-127/ENDEAVOUR.

Beide vorangegangenen Fälle wurden durch eine Fehlstellung der GUCP ausgelöst, durch die die Dichtungen in der Verbindungen nicht mehr dicht abschließen konnten. Beide traten zu einem Zeitpunkt gegen Ende des Betankungsvorgangs auf, der als Abtoppen bezeichnet wird, und bei dem man damit beginnt, Wasserstoffgas aus der Blase über der Flüssigkeit im Tank abzulassen, um den Druck abzusenken. Das Leck heute trat dagegen deutlich früher auf, während der Wasserstofftank noch im schnellen Modus befüllt wurde und es trat dabei deutlich mehr Wasserstoff aus, als bei den Ereignissen im letzten Jahr, wie Startdirektor Mike Leinbach erläuterte.

Die letzten beiden, die wir hatten, waren von der Art und Weise ziemlich gleich", erklärte Leinbach. "Aber weil dieses viel früher auftrat und auch viel stärker war, zeigt uns das, das wir es diesmal mit einem ganz anderen Typ von Undichtigkeit zu tun haben."

Der Außentank wurde inzwischen vom Treibstoff entleert, aber es wird noch rund 22 Stunden dauern, bis der Restwasserstoff im Tank verdampft und mit Heliumgas ausgespült worden ist, bevor die Techniker zur Rampe zurückkehren können, um Hand an die GUCP zu legen und den Grund für die Undichtigkeit zu ermitteln.

"Im Augenblick gibt es eine Menge Spekulationen, aber die Geräte haben ganz offensichtlich zu uns gesprochen; es ist eine bedeutende Menge Gas aufgetreten", meinte Leinbach. "Wir haben uns daher entschieden, hier abzubrechen, und das war das beste, was wir hier machen konnten."

Die Techniker hatten das Leck entdeckt , während sie den orangeroten Außentank mit flüssigem Wasserstoff und Sauerstoff befüllten. Bei diesem Vorgang, der als "Betankung" bezeichnet wird, werden rund 2000 Kubikmeter von den beiden superkalten Treibstoffsorten, mit denen das Shuttle während des Aufstiegs in die Erdumlaufbahn seine drei Haupttriebwerke befeuert, in den Außentank gepumpt.

Die DISCOVERY sollte heute zur elftägigen Mission STS-133 zur Internationalen Raumstation aufbrechen, um ein Permanentes Mehrzwecklogistikmodul befüllt mit Versorgungsgütern, eine Ersatzteilträgerplattform und einen humanoiden Roboter zum Orbitallabor zu bringen.

Die Mission wird der große Finalflug für die DISCOVERY sein, bevor sie zusammen mit dem Rest der Flotte in 2011 außer Dienst gestellt wird.

"Es ist ganz sicher ziemlich enttäuschend für das Team", meinte Leinbach. "Aber, wie wir immer sagen, und das ist auch die Wahrheit: Wir werden fliegen, wenn wir dafür bereit sind, und wir werden ganz sicher nicht heute fliegen."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 5. November MMX