Artikel 4. Juli 2006 |
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DISCOVERY erfolgreich gestartet
Bilderbuchstart von Kap Canaveral - ESA-Astronaut Thomas Reiter unterwegs zu seiner neuen Wohn- und Arbeitsstätte im All
Der Raumtransporter DISCOVERY hob um 20:38 Uhr MESZ (18:38 Uhr UTC) in einem Bilderbuchstart vom Kennedy Raumfahrtzentrum der NASA in Kap Canaveral, Florida, ab und trat nach einer 8-minütigen Antriebsphase in die niedrige Erdumlaufbahn ein. Als Teil der Mission STS-121, des ersten Flugs des Raumtransporters nach nahezu einem Jahr, befindet sich eine siebenköpfige Mannschaft, darunter der deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter, an Bord. Der erste Tag im Weltall wird einer Reihe von Überprüfungen im Flug gewidmet sein, um sicherzustellen, dass die DISCOVERY beim Start nicht beschädigt wurde. Dann wird der Orbiter auf das Andocken an die ISS vorbereitet, das für Donnerstag, den 6. Juli, 17.00 Uhr MESZ (15.00 Uhr UTC). vorgesehen ist. Kurz darauf wird Thomas Reiter bereits seine maßgeschneiderte Sitzschale in die russische Sojus-Raumkapsel einbauen, die gegenwärtig an der ISS angedockt ist. Damit wechselt auch sein Status als Bordastronaut des Raumtransporters zu einem Besatzungsmitglied der Raumstation.
Reiter, seit 1992 ESA-Astronaut, startet zum zweiten Mal in den Weltraum. Bei seinem ersten Einsatz vor zehn Jahren, ebenfalls einem Langzeitraumflug, hat er im Rahmen der ESA-Mission EuroMir 95 bereits 179 Tage an Bord der russischen Raumstation Mir verbracht. Europäische Verstärkung für die ständige ISS-Bordbesatzung An Bord der ISS wird Reiter als Flugingenieur in die Expedition 13 Besatzung eingegliedert und dem russischen Kommandanten Pawel Winogradow unterstehen, der im März gemeinsam mit dem NASA-Flugingenieur Jeffrey Williams an Bord der Sojus TMA-8 die ISS erreichte. Zum ersten Mal seit Mai 2003 wird damit ein dreiköpfiges Team auf der ISS leben und arbeiten. Solange der Raumtransporter nicht für Logistik- und Versorgungsflüge zur Verfügung stand, musste die Besatzung der ISS verringert werden. Dank der zahlenmäßigen Verstärkung wird den Astronauten neben den Wartungsarbeiten nun wieder mehr Zeit für wissenschaftliche Experimente zur Verfügung stehen.
Im September treten Winogradow und Williams ihren Rückflug zur Erde an. Sie werden von der Expedition 14 Besatzung aus NASA-Kommandant Michael Lopez-Alegria und dem russischen Flugingenieur Mikhail Turin abgelöst, an deren Seite Thomas Reiter seine Mission fortsetzen wird. Im Rahmen der Mission ASTROLAB wird der ESA-Astronaut eine Reihe wissenschaftlicher und technologischer Versuche an Bord der Raumstation durchführen. Das Programm hierfür wurde von wissenschaftlichen Einrichtungen aus ganz Europa zusammengestellt und deckt eine Vielzahl von Forschungsgebieten wie die Humanphysiologie (Herzkreislaufsystem, Knochenmasse, Augenbewegungen, Immunsystem, Atmung), die Astronautenpsychologie, die Mikrobiologie, die komplexe Plasmaphysik und die Strahlungsdosimetrie ab. Ferner wird er Technologiedemonstrationen (3D-Kamera) sowie Experimente im Bereich Industrie und Bildung für Universitäten und Schulen durchführen. Nicht zuletzt werden Thomas Reiter und seine Besatzungskollegen auch qualitativ hochwertige Astronautennahrung kosten, um das Leben ihresgleichen fern von der Erde etwas angenehmer zu gestalten.
Der Start der DISCOVERY markiert die Wiederaufnahme der Raumtransporterflüge nach mehr als drei Jahren Unsicherheit aufgrund des tragischen Verlusts der COLUMBIA am 1. Februar 2003. Jetzt erhofft man sich grünes Licht für die nächsten Starts und den weiteren Zusammenbau der Station. Wie die NASA auf der Pressekonferenz nach dem geglückten Start mitteilte, waren zwar erneut abfallende Teile der Außentankisolierung beobachtet worden. Diese seien aber zum einen zu klein gewesen, und zum anderen zu spät abgeplatzt, als daß sie eine Gefahr für den Raumtransporter hätten darstellen können. Die NASA meint, daß abplatzende Schaumstoffstücke nur in den ersten 2 Minuten und 15 Sekunden, also vor dem Abtrennen der Feststoffstartraketen, aufgrund der aerodynamischen Strömungsverhältnisse um das Raumfahrzeug den Orbiter an einem neuralgischen Punkt, wie z.B. den Flügelvorderkanten, treffen können. Daher sei man sehr zufrieden mit dem Verhalten des Tanks während des Aufstiegs. Er habe alle Erwartungen erfüllt und auch die im letzten Jahr erfolgten Änderungen hätten die erwarteten Ergebnisse gebracht. Jetzt werde man die Unmenge an Bildern und Filmen auswerten, die während des Aufstiegs und nach dem Abtrennen des Außentanks angefertigt wurden. Sie stellen einen wichtigen Datenfundus dar, mit dem man die Simulationsmodelle verifizieren und verfeinern kann.
Einige der ESA-Gerätschaften, die die Kapazität der ISS erweitern sollen, fliegen bereits in dem in Italien hergestellten Mehrzweck-Logistikmodul (MPLM) LEONARDO in der Ladebucht der DISCOVERY mit und werden von Thomas Reiter und seinen Kollegen in die Raumstation eingebaut. Dazu gehört die erste der drei von der ESA entwickelten ISS-Gefriereinrichtungen (MELFI), deren fortschrittliche Technologie für die Langzeitlagerung von biologischen Proben und Forschungsergebnissen bei –80 °C und ihren Rücktransport zur Erde konzipiert wurde. Ebenfalls zu den von der ESA bereitgestellten und mit dem STS-121 gelieferten Geräten zählt die Europäische modulare Pflanzenzuchtvorrichtung (EMCS), die der Aufzucht von Pflanzen im Weltraum dient, und der Perkutane elektrische Muskelstimulator (PEMS) für humanphysiologische Experimente. Mit neuer Hardware werden außerdem bereits auf der ISS eingesetzte ESA-Vorrichtungen wie der Handschuhkasten für Schwerelosigkeitsforschung aufgerüstet. Premiere für Kontrollzentren ASTROLAB ist die erste bemannte ISS-Langzeitmission, die von einem europäischen Kontrollzentrum aus unterstützt wird – eine Art Generalprobe also für eine künftige stärkere Präsenz der ESA auf der ISS, sobald das COLUMBUS-Labor integriert ist. Das COLUMBUS-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen bei München beherbergt das europäische Nutzlastbetriebszentrum, das mit der Koordinierung der europäischen Experimente und Nutzlasten auf der ISS und der Überwachung der Tätigkeiten von Thomas Reiter beauftragt ist. Es ist die Haupteinrichtung für die europäischen Aktivitäten. Ihm zur Seite steht ein Netz von Nutzerunterstützungs- und Betriebszentren in ganz Europa. Das Europäische Astronautenzentrum in Köln ist für die medizinische Unterstützung zuständig.
"Europa ist ein sichtbarer und zuverlässiger Partner in einem der komplexesten Projekte, die je im Weltraum verwirklicht wurden“, betonte Jean-Jacques Dordain, Generaldirektor der ESA. "Dies bestätigen Thomas’ Mission in diesem und der Start von COLUMBUS sowie der erste ATV-Versorgungsflug im nächsten Jahr. Dank des Engagements ihrer Partner, insbesondere der NASA und der russischen Raumfahrtagentur, und ihrer Mitgliedstaaten, kann die ESA aktiv die Nutzung der Raumstation und im Weiteren ihren Beitrag zur Exploration des Sonnensystems vorbereiten.“ Nach dem derzeitigen Startplan der NASA dürfte Thomas Reiter mit einem
weiteren Raumtransporterflug, der STS-116, in Begleitung eines ESA-Kollegen, dem Schweden Christer Fuglesang, wieder zur Erde zurückkehren. Quelle:
Original ESA-Pressemitteilung 23-2006
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