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Artikel 11. Januar 2010
Wird PHOENIX wiederauferstehen?
Seit über einem Jahr kein Kontakt - trotzdem mehrfache Beobachtungsphasen mit Spannung erwartet

Obwohl die Chancen schlecht stehen, wird die NASA nächste Woche damit beginnen, nach Funksignalen vom Mars PHOENIX Lander zu lauschen, da sich eine Schicht Trockeneis mit dem Beginn des Frühlings auf dem Mars zurückzieht.

PHOENIX-Landestelle
Oben: Die hochauflösende Kamera "HiRISE" (high-resolution camera) am Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) der NASA schoss am 06. Januar 2010 dieses verbesserte Farbfoto der PHOENIX-Landestelle (Photo: NASA/Laboratorium für Strahlantriebe JPL/Universität von Arizona)
Bodenmannschaften hatten zuletzt im November 2008 von PHOENIX gehört, als die Sonne sich an der Landestelle des Raumfahrzeugs in den nördlichen Polarebenen des Mars unter den Horizont senkte. Die Solarzellen von PHOENIX konnten keine Energie mehr produzieren, um seine Kommunikationssysteme mit Strom zu versorgen.

Die letzten 14 Monate musste sich PHOENIX in den Tiefen des Winters auf dem Mars einer Schicht Trockeneis, klirrender Kälte und Monaten der Dunkelheit geschlagen geben.

Falls PHOENIX die extremen Bedingungen überlebt haben sollte, müsste der Lander nun genügend Sonnenlicht erhalten, um Strom für einen begrenzten Betrieb zu erzeugen. Falls das der Fall sein sollte, müsste der Orbiter ODYSSEY der NASA PHOENIX hören können, wie er pflichtbewusst versucht, Kontakt aufzunehmen.

"Während dieser 'Lausch-Initiativen' werden wir, wenn wir die Stelle von PHOENIX überfliegen, die Funktechnik von ODYSSEY anschalten und auf jegliche Signale achten, die vom PHOENIX Lander übermittelt werden", sagte Chad Edwards, leitender Telekommunikationsingenieur der Mars-Programme am Laboratorium für Strahlantriebe (Jet Propulsion Laboratory - JPL) der NASA in Pasadena, Kalifornien.

Wenn PHOENIX versucht zu kommunizieren, wird ODYSSEY es hören, meint die NASA.

Aufgrund der Funkfernmesstechnik des Orbiters würden wir eine sehr direkte Erfassung erhalten, wenn PHOENIX am Leben wäre und senden würde, weil die Empfangssignalstärke der Fernmesstechnik des Orbiters im UHF-Band auf die Stärke eingestellt ist, auf der PHOENIX sendet.

Am 18. Januar wird ODYSSEY zum ersten Mal drei Tage lang versuchen, etwas von PHOENIX zu hören. Der Orbiter wird nächste Woche 30 Mal über PHOENIX hinweg fliegen und dabei während jedem Vorbeiflug die Kommunikationsfrequenzen auf Signale überwachen.

Der NASA zufolge sind für Mitte Februar und den späten März zwei weitere, ausgedehnte Lausch-Initiativen geplant.

Verantwortliche bei der NASA weisen jedoch darauf hin, dass die Chancen gering sind, dass PHOENIX noch im Stande ist, zu funktionieren.

"Wir denken, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir noch einmal von PHOENIX hören werden. Er wurde ganz sicher nicht dafür entworfen, so eine Umgebung zu überleben, wie er sie über den Winter erlebt hat", erläuterte Edwards.

"Wir wollen natürlich aber auch ganz genau wissen, ob er denn überlebt hat" fügte Edwards hinzu.

Derzeit erreicht während eines jeden 24,7-Stunden Mars-Tags (oder Sols) das Sonnenlicht den PHOENIX für 17 Stunden.

"Der Winter geht zu Ende und wir befinden uns jetzt im Frühling", erklärte Edwards. "Wir haben ungefähr die gleichen Lichtbedingungen wie zu der Zeit, als wir den Lander verloren hatten. Das ist nun das erste Mal, dass es wirklich Sinn hat nachzusehen."

Wenn die Kälte und das Eis den Lander nicht beschädigt haben, sollte PHOENIX automatisch aufwachen, sobald seine Solarzellen genügend Strom erzeugen, um seine Batterien zu laden.

Mars PHOENIX Lander
Oben: Künstlerische Darstellung von PHOENIX (Abbildung: NASA)
"Er würde in einen Betriebsmodus erwachen, indem er regelmäßig versuchte, mit allem zu kommunizieren, was über ihm ist", führte Edwards aus.

Edwards zufolge würde PHOENIX jeden Tag für zwei Stunden aufwachen und mit seinen zwei Sendern und seinen zwei Antennen senden.

ODYSSEY überfliegt PHOENIX alle zwei Stunden und bei jedem Vorbeiflug ist er für ca. zehn Minuten in der Reichweite des Landers.

"Gesetzt den Fall, dass das Ding da und ODYSSEY in der Lage sind, den Lander zu verfolgen, würden wir auch den Telemetriestrom empfangen, den der Lander kommunizieren würde. Diese Informationen würden wir dann zur Erde senden", erklärte Edwards.

Ingenieure könnten in der Lage sein zu bestimmen, welche Fähigkeiten PHOENIX nach seinem Winterschlaf noch hat.

PHOENIX ist im Mai 2008 auf dem Mars gelandet. Er begann damals seinen fünfmonatigen Betrieb, der die Bestätigung des Vorhandenseins von Wassereis nur knapp unter der Oberfläche einschloss.

Im April, wenn der Sommer beginnt, wird PHOENIX dem konstanten Sonnenlicht ausgesetzt sein. Edwards sagte, dass das Raumfahrzeug dann sicher genügend Energie haben würde - falls es am Leben ist.

Er fügte hinzu, dass "die Chancen sehr schlecht stehen, dass PHOENIX diese winterliche Umgebung überlebt hat. Aber falls doch, wird sich die ihm zur Verfügung stehende Energie über die nächsten Monate stetig erhöhen."

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 21. Januar MMX