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Artikel 3. März 2008
Raumsonde beobachtet Erdrutsch auf dem Mars
Steilhang aus Staub und Eis bricht vor den Augen des Mars Reconnaissance Orbiters ab

Eine NASA-Raumsonde in der Umlaufbahn des Mars hat die ersten Aufnahmen überhaupt von einem aktiven Erdrutsch nahe des Nordpols des roten Planeten geschossen. Die Aufnahme zeigt feuchte Wolken, die vom Fuß eines hochaufragenden Hangs aufsteigen, wo Eis und Staub gerade herabgerutscht waren.

Erdrutsch auf dem Mars
Oben: Diese Bilder und Bildausschnitte zeigen den Erdrutsch und die Stelle, wo er sich ereignet hat. Rechts sieht man noch die Staubwolken, die der Abrutsch hinterlassen hat. Die Ebene (links), die von dem Steilhang begrenzt wird, ist noch mit Eis aus Kohlendioxid und Wasser bedeckt. (Photo: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona)
Das Hochauflösende Bildgebende Experiment (HiRISE) des Mars Reconnaissance Orbiters (MRO) der NASA hat das Photo am 19. Februar aufgenommen. Es ist eines von rund 2400 HiRISE-Aufnahmen, die heute veröffentlicht wurden.

Ingrid Daubar Spitale von der Universität von Arizona in Tucson, die mit der Zielsteuerung der Kamera zu tun hat und bereits hunderte von HiRISE-Photos studiert hat, war die erste, die den Erdrutsch bemerkt hatte. "Ich war wirklich überrascht", erklärte sie. "Es ist großartig, etwas so dynamisches auf dem Mars zu sehen. Sehr vieles von dem, was wir sonst dort sehen, hat sich seit Millionen von Jahren nicht verändert."

Die Kamera wird immer wieder auf ausgewählte Stellen auf dem Mars gerichtet, um saisonale Veränderungen verfolgen zu können. Dennoch war das Hauptziel am 19. Februar nicht der steile Abhang.

"Wir hielten Ausschau nach Frühjahrsveränderungen im Kohlendioxidfrost, der ein Dünenfeld bedeckt, und diesen Abrutsch zu entdecken war ein absolut glücklicher Zufall", meinte Candice Hansen, die stellvertretende hauptverantwortliche Wissenschaftlerin für das HiRISE-Instrument am Labor für Strahlantriebe (JPL) der NASA in Pasadena, Kalifornien.

Das Gesamtbild, das in 84° nördlicher Breite aufgenommen wurde, zeigt Bodenmerkmale so klein wie ein Schreibtisch in einem Streifen, der 6 Kilometer breit und mehr als zehnmal so lang ist. Rötliche Schichten, von denen bekannt ist, daß sie reich an Wassereis sind, bilden die Flanke eines steilen Abhangs mehr als 700 Meter hoch, der die ganze Länge des Bildes entlangläuft.

"Wir wissen nicht, was diesen Erdrutsch verursacht hat", meint Patrick Russell von der Universität Bern in der Schweiz, ein Mitarbeiter im HiRISE-Team. "Wir planen, weitere Aufnahmen während der wechselnden Mars-Jahreszeiten zu schiessen, um zu sehen, ob derartige Erdrutsche das ganze Jahr über auftreten, oder nur zu Beginn des Frühjahrs."

Das Material, das vom oberen Teil des Steilhangs abgebrochen ist, bestand wohl mehr aus Eis als aus Staub. Weitere Aufnahmen der Stelle, die in den nächsten Monaten gewonnen werden sollen, sollen zeigen, inwieweit sich die neuen Ablagerungen am Fuß des Steilhangs verändern.

Erde und Mond
Oben: Auf dieser Aufnahme des Mars Reconnaissance Orbiters, die ebenfalls mit der HiRISE-Kamera gewonnen wurde, sieht man das Duo Erde und Mond jeweils in Sichelgestalt. (Photo: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona)
"Wenn dort Eisblöcke abgebrochen und heruntergerutscht sind, dann erwarten wir, daß das Wasser in ihnen mit der Zeit vom festen in den gasförmigen Zustand übergeht," erläutert Russell. "Wir werden das beobachten, um zu sehen, ob die Blöcke und andere Bruchstücke in ihrer Größe schrumpfen. Was wir daraus lernen, könnte uns ein besseres Verständnis für den einen Teil des Wasserzyklusses auf dem Mars geben."

Ein weiteres bemerkenswertes HiRISE-Photo, das heute veröffentlicht wurde, zeigt die Erde als blaue Sichel und den Mond, wie sie vom Mars Reconnaissance Orbiter gesehen wurden. Die Westküste von Südamerika ist auf dem Photo sichtbar. Und noch viele weitere Photos ermöglichen es dem Betrachter eine große Vielfalt an marsianischen Geländearten, wie atemberaubende Schluchten und rhythmische Muster von Sanddünen zu entdecken.

Die Kamera ist eine von sechs wissenschaftlichen instrumenten auf dem Orbiter. Das Raumfahrzeug hat den Mars im März 2006 erreicht und hat bislang mehr Daten geliefert als alle anderen Marsmissionen bisher zusammen.

Wie Alan Stern, der beigeordnete Administrator des NASA-Direktorats für wissenschaftliche Missionen in Washington, erklärte, plant die US-Raumfahrtbehörde noch weitere fünf Missionen innerhalb des nächsten Jahrzehnts, angefangen mit dem Mars-Forschungslaborfahrzeug (MSL) im nächsten Jahr und einer Mars Aeronomie-Scoutmission im Jahr 2011.

Die MRO-Mission wird vom JPL für das NASA-Direktorats für wissenschaftliche Missionen verwaltet. Der Hauptvertragspartner für das Projekt ist Lockheed Martin Raumfahrtsysteme in Denver, Colorado, die auch das Raumfahrzeug gebaut haben. Die Universität von Arizona betreibt die Hochauflösende Bildgebende Experimentkamera, die von der Firma Ball Luft- und Raumfahrttechnik in Boulder, Colorado gebaut wurde.

Quelle: NASA/JPL/Universität von Arizona
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 4. März MMVIII