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Artikel 29. Dezember 2008
Fünf Jahre Forschung und Entdeckung
Mars-Erkundungsfahrzeuge SPIRIT und OPPORTUNITY sind nicht kleinzukriegen - trotz Alterserscheinungen zu neuen Zielen unterwegs

OPPORTUNITYs Fahrspur
Oben: Dieses Mosaik aus Bildern von der Navigationskamera OPPORTUNITYs gibt einen Blick in Richtung Nordosten von der Position des Rovers an seinem 1687. Marstag auf dem Planeten. (Photo: NASA JPL)
Die Mars-Erkundungsfahrzeuge der NASA, SPIRIT und OPPORTUNITY, könnte noch große Erkenntnisse produzieren, obwohl ihre bemerkenswerte Landungen auf dem Mars inzwischen schon fünf Jahre her sind.

Von den hunderten Ingenieuren und Wissenschaftlern, die am 3. Januar 2004, als SPIRIT sicher landete, und ebenso 21 Tage später als OPPORTUNITY nachfolgte, am Strahlantriebslabor (JPL) der NASA in Pasadena, Kalifornien, jubelten, hatte niemand vorhergesehen, daß das Team im Jahr 2009 die beiden Rover immer noch betreiben würde.

"Dem amerikanischen Steuerzahler war gesagt worden, daß drei Monate die Dauer der Primärmission für jeden Rover sei", erläuterte Ed Weiler, der beigeordnete Adminstrator des NASA-Direktorats für wissenschaftliche Missionen am NASA-Hauptquartier in Washington. "Die Zwillinge haben nun bald 20 mal so lange gearbeitet. Da haben sich die Investitionen in diesen finanzierungstechnisch schwierigen Zeiten auf außerordentliche Weise ausgezahlt."

Die Fahrzeuge haben wichtige Entdeckungen über eine feuchte und wilde Umwelt des frühen Mars gemacht. Sie haben außerdem eine Viertelmillion Bilder zurückgesendet, sind mehr als 21 km gefahren, haben einen Berg erklommen, sind in Krater hinabgestiegen, haben sich mit Sandfallen und alternden Geräten abgemüht, Sandstürme überstanden und mehr als 36 Gigabyte an Daten über die Marsorbiter zur Erde übertragen. Aktuell sind beide Fahrzeuge betriebsfähig, um neue Kampagnen zu beginnen, die das Team für sie geplant haben.

"Diese Fahrzeuge sind einfach nur unverwüstlich, wenn man berücksichtigt, welch extremer Umgebung die Geräte jeden Tag ausgesetzt sind", meinte John Callas, der Projektleiter für SPIRIT und OPPORTUNITY am JPL. "Wir sind uns bewußt, daß wichtige Rover-Komponenten zu jedem Zeitpunkt ausfallen können und eine Mission ohne vorhergehende Anzeichen beenden können, auf der anderen Seite könnten wir im kommenden Jahr mit jedem Rover das Äquivalent von vier weiteren Primärmissionen absolvieren."

Eine gelegentliche Reinigung der Solarzellen vom Staub durch den Marswind hat zur unerwarteten Langlebigkeit der Fahrzeuge beigetragen. Dennoch ist diese Hilfe unzuverläßig. SPIRIT hat seit 18 Monaten keine gute Staubreinigung mehr erfahren. Die staubbedeckten Solarzellen lieferten kaum noch genug Strom, um ihn seinen dritten Winter in der südlichen Hemisphäre überstehen zu lassen, der im Dezember endete.

"Den letzten Winter hat SPIRIT nur mit Mühe überstanden", meinte Callas.

Wenn im kommenden Frühjahr und Sommer die Energie für SPIRIT wieder ansteigt, plant das Team das Fahrzeug zu ein paar Zielen rund 183 Meter südlich von der Stelle zu dirigieren, wo SPIRIT den größten Teil von 2008 verbracht hatte. Eines ist ein Erdhügel, der einer Theorie Unterstützung geben könnte, nach der ein Plateau, das SPIRIT seit 2006 untersucht, "Schlagmal" genannt, das Überbleibsel eines ausgedehnten Schicht aus explosivem Vulkangestein ist. Das andere Ziel ist eine hausgroße Grube namens "Goddard".

"Goddard sieht nicht wie ein Einschlagkrater aus", erklärte Steve Squyres von der Cornell Universität in Ithaca, US-Bundesstaat New York. Squyres ist der hauptverantwortliche Wissenschaftler für die Forschungsinstrumente der Rover. "Wir vermuten, daß es ein vulkanischer Explosionskrater sein könnte, und das ist etwas, was wir bislang noch nicht gesehen haben."

OPPORTUNITYs Weg
Oben: Die rotweiße Linie zeigt den Weg den OPPORTUNITY in den letzten fünf Jahren zurückgelegt hat, vom Krater Eagle über Endurance und Victoria und jetzt weiter in Richtung auf Endeavour zu. (Abbildung: NASA/JPL)
Ein hellfarbiger Ring um die Innenseite der Grube könnte weitere Informationen über einen in der Nähe liegenden Fleck aus heller, silikatreicher Erde liefern, die Squyres als die bislang wichtigste Entdeckung von SPIRIT ansieht. SPIRIT hatte die Silikaterde Mitte 2007 mit einem unbeweglichen Rad aufgewühlt, das der Rover seit 2006, als es aufhörte zu funktionieren, wie einen Anker hinter sich herzieht. Die Silikaterde entstand vermutlich in einer Umgebung aus heißen Quellen oder Dampfschloten.

Für OPPORTUNITY ist das nächste größere Ziel der Krater Endeavour. Er ist rund 22 Kilometer durchmessend, mehr als 20 mal größer als der andere Einschlagkrater Victoria, in dem OPPORTUNITY die meiste Zeit der letzten zwei Jahre verbracht hat. Obwohl Endeavour nur rund 12 Kilometer von Victoria entfernt ist, ist die tatsächliche Fahrstrecke wesentlich länger, da das Fahrzeug eine Route nehmen wird, bei der er größere Hindernisse umfährt.

Seit er vor vier Monaten aus Victoria herausgestiegen ist, hat OPPORTUNITY mehr als anderthalb Kilometer auf seinem Weg zu Endeavour zurückgelegt, und hat angehalten, um den ersten einer Reihe vonfreiliegenden Steinen zu untersuchen, die das Team auf entlang des Weges zu begutachten plant. Hochauflösende Photos vom Mars Reconnaissance Orbiter, der 2006 am Mars angekommen war, helfen dem Team die Route um mögliche Sandfallen herumzulegen, die zuvor aus dem All nicht zu erkennen waren.

"Wir legen die Latte immer höher in Bezug auf das, was diese Rover können", meint Frank Hartman, einer der Steuerleute für den Rover am JPL. "Früher erschien es verrückt, nach Endeavour zu fahren, aber jetzt tun wir es."

Squyres merkt an: "Die Fahren waren bislang wissenschaftlich motiviert, haben aber zu etwas ebenso wichtiges geführt. Dies ist die erste Überlandexpedition der Menschheit auf einem anderen Planeten. Wenn die Menschen in Jahrzehnten einmal auf diese Periode der Marserkundung zurückblicken, könnten SPIRIT und OPPORTUNITY nicht als höchst wichtig wegen ihrer Forschungsergebnisse angesehen werden, sondern weil es das erste Mal war, daß wir wirklich auf Erkundung über die Oberfläche des Mars gegangen sind."

Quelle: Strahlantriebslabor der NASA (JPL)
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 12. Januar MMIX