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Artikel 25. Juli 2011
Kommerzielle Frachter sollen schon bald zur ISS fliegen
SpaceX darf nächste zwei Demo-Flüge zusammenlegen - auch Orbital Sciences' CYGNUS wird für ersten Testflug vorbereitet

DRAGON beim Anflug auf die ISS
Oben: Eine DRAGON-Frachtkapsel bei der Annäherung an die ISS. (Abbildung: SpaceX)
Nachdem die Internationale Raumstation im Rahmen der letzten Raumfährenmission mit Nahrung, Kleidung und Ersatzteilen aufgefüllt wurde, bereiten sich jetzt SpaceX und Orbital Sciences für Testflüge ihrer Frachtraumfahrzeuge zum Orbitallabor im Dezember und Februar vor, wie Sprecher der US-Regierung und der Industrie verlauten ließen.

Die kommerziellen automatisierten Frachtraumfahrzeuge sind in den letzten Entwicklungs- und Testphasen, bevor sie zu ihren Startanlagen in die US-Bundesstaaten Florida und Virginia gebracht werden.

Die NASA hat "technisch" zugestimmt, die nächsten beiden Demonstrationsflüge der FALCON 9 Trägerrakete von SpaceX und ihrer DRAGON-Frachtkapsel zusammenzulegen, was faktisch bedeutet, daß die nächste Mission direkt zur ISS geht, wie Bill Gerstenmaier, der Leiter des bemannten Raumfahrtprogramms der NASA, erklärte.

"Wir sind technisch mit SpaceX übereingekommen, daß wir diese beiden Flüge zusammenlegen wollen, aber wir haben ihnen noch nicht die formelle Zustimmung erteilt", erklärte Gerstenmaier letzte Woche. "Wir möchten immer noch durch einige weitere Analysen gehen, um zu schauen und genau zu definieren, welche Kriterien diese kombinierte Mission ausmachen, welche Ziele verfolgt werden sollen und was die Flug- und Abbruchkriterien sind."

Der unbemannte Flug soll am 30. November vom Kap Canaveral starten und die Raumstation rund eine Woche erreichen, wo der kanadische Robotarm der ISS die sich annähernde DRAGON-Kapsel greifen und ankoppeln soll.

SpaceX und die NASA gehen derzeit die Pläne für die Mission durch, die eine begrenzte Menge an Fracht zum Orbitalkomplex bringen würde. SpaceX erster richtiger Versorgungsflug würde dann erst in der ersten Hälfte 2012 starten.

Finanziert von der NASA nach einer Vereinbarung im Rahmen der Raumfahrtverordnung hat SpaceX die Mittellastrakete FALCON 9 bei zwei Flügen im Jahr 2010 getestet. Der zweite Start im Dezember hatte die nackte DRAGON-Kapsel in zwei Erdumläufen demonstriert, und fand seinen Höhepunkt bei einer Wasserung und anschließender Bergung im Pazifik.

Im Rahmen der ursprünglichen Vereinbarung wäre die nächste Mission nur in die Nähe der Raumstation gegangen, wo sie ihre Navigations- und Kommunikationsausrüstung testet, bevor sie sich von ihr wieder entfernt. Am Vorabend des Fluges im Dezember hatte SpaceX bei der NASA angefragt, ob man den Plan der Demo-Missionen nicht beschleunigen und schon mit der nächsten DRAGON an der Station anlegen könne.

"Insgesamt betrachtet wollen wir so schnell wie möglich die Frachtflüge aufnehmen, und wenn die Systeme ausgereift genug sind und die Konstruktion ausgereift genug ist, ist diese beiden Flüge zusammenzulegen der beste Weg, um in der schnellstmöglichen Weise Fracht zur ISS zu bekommen", meinte Gerstenmaier.

Die NASA hatte eine zusätzliche Raumfährenmission zum Manifest hinzugefügt, um Nahrung, Kleidung und andere Versorgungsgüter zur Station zu bringen, und so den Außenposten für mehr als ein Jahr auf solide Füße zu stellen, ohne daß weitere Lieferung durch die vielversprechenden kommerziellen Partner dringend notwendig würden.

Die ISS
Oben: Ein Photo von der ISS, aufgenommen nach dem Ablegen von STS-134/ENDEAVOUR Ende Mai. (Photo: NASA)
Mike Suffredini, der Leiter des Raumstationsprogramms bei der NASA, erklärte, der zusätzliche Shuttle-besuch, habe der Raumfahrtbehörde Spielraum gegeben für den Fall, daß SpaceX und Orbital Sciences zurückfallen könnten. Die Ausrüstung, die von der Raumfähre ATLANTIS geliefert wurde, stelle sicher, daß der Außenposten das ganze Jahr 2012 hindurch bei voller Kapazität betrieben werden könne.

"Die jüngste Raumfährenmission ... war in der Lage, die Vorräte der Raumstation mit Vorräten und Verbrauchsgütern weit genug aufzustocken, um uns einige Zeit für uns und für SpaceX zu verschaffen, um unsere Frachtsysteme betriebsbereit zu bekommen, aber der Druck ist da, um beide Liefersysteme im Laufe des nächsten Jahres erprobt und in Dienst gestellt zu bekommen", erläuterte David Thompson, Vorsitzender und Geschäftsführer von Orbital Sciences.

ATLANTIS war am 21. Juli von ihrem Versorgungsflug zurückgekehrt, der die 30-jährige Dienstzeit des Shuttle-Programms beendet hatte.

Gerstenmaier erklärte auf der Pressekonferenz nach der letzten Landung des Shuttles gegenüber Reportern, daß die NASA zur Zeit die Flugsoftware von SpaceX mithilfe der Monte-Carlo-Methode überprüfe. Das Flugprofil der Mission von SpaceX werde ebenfalls überprüft, speziell bezüglich zweier kleiner Orbkomm-Kommunikationssatelliten, die als sekundäre Nutzlasten während der Mission ausgesetzt werden sollen.

Die erste und die zweite Stufe der FALCON 9 Trägerrakete von SpaceX' Frachtflug sind bereits auf der Startrampe des Unternehmens am Kap Canaveral. Die DRAGON-Raumkapsel soll im August oder September dorthin geliefert werden.

"Wir machen derzeit die ganzen Planungen, um weiterzugehen und diese zwei Flüge zusammenzulegen", führte Gerstenmaier aus. "Die Kapsel wurde so konstruiert und die Software ist so aufgebaut und wir warten nur auf den richtigen formelle Zeitpunkt, an dem wir gemeinsam darin übereinstimmen, daß dies der richtige Weg ist, um weiterzumachen."

Zwei Monate nach dem ersten Flug von SpaceX zur Raumstation plant auch Orbital Sciences den Jungfernflug ihres CYGNUS-Versorgungsraumfahrzeugs. Nach Angaben von Thompson plant das Unternehmen den Flug für Februar 2012.

Die Missionen von SpaceX und Orbital Sciences werden kurz vor oder kurz nach der Ankunft eines europäischen und eines japanischen Versorgungsraumfahrzeug zur Station fliegen.

Orbital Sciences hat einen Vertrag mit der NASA zur Durchführung von acht Flügen zur Versorgung der ISS im Wert von $1,9 Milliarden (ca. €1,325 Milliarden) unter Verwendung der TAURUS 2 Trägerrakete und des robotischen Frachtraumfahrzeugs CYGNUS. Unter diesem Vertrag soll Orbital mit diesen acht Missionen mindestens 20 metrische Tonnen an Ausrüstung und Versorgungsgütern zum Komplex liefern.

SpaceX hat mit der NASA einen ähnlichen Vertrag im Gesamtwert von $1,6 Milliarden (ca. €1,12 Milliarden) für 12 Flüge mit der FALCON 9 Trägerrakete und der DRAGON-Frachtkapsel.

Beide Unternehmen erhalten Unterstützung von der US-Regierung auf der Basis der Raumfahrtverordnung, um ihnen bei der Konstruktion, dem Bau und dem Test kommerzieller Raumfahrzeuge für Versorgungsflüge zur Raumstation zu helfen. Die NASA-Finanzierung ist an private Investitionen gekoppelt.

Die öffentlich-private Partnerschaft wird als Kommerzielle Orbitaltransportdienste- oder COTS-Programm bezeichnet.

Orbital Sciences will sein CYGNUS-Raumfahrzeug auf einer TAURUS 2 von einer neuen Startrampe auf der Insel Wallops im US-Bundesstaat Virginia starten.

Verzögerungen bei der Montage und Überprüfung der Treibstoff und Druckbeaufschlagungssysteme des Startkomplexes auf Wallops hat den Erstflug der TAURUS 2 von Oktober auf Dezember 2011 verschieben lassen, erklärte Thompson am 21. Juli.

Die Startrampe sollte im August fertiggestellt werden und eine Pfadfinder-Version der TAURUS 2 soll im Oktober auf die Startrampe gesetzt werden.

Der Teststart im Dezember wurde mithilfe von NASA-Mitteln hinzugefügt, um die Risiken in Orbital's Raketen- und Raumfahrzeugentwicklungsprogramm zu reduzieren. Sollte der Start erfolgreich sein, will Orbital im Februar eine CYGNUS auf die Spitze der zweiten TAURUS 2 setzen.

Thompson erläuterte weiter, daß ein Ausfall während eines Bodentests von Aerojet's kerosinbetriebenes AJ26-Triebwerks voraussichtlich keine merklichen Verzögerungen im TAURUS 2 Startmanifest zur Folge haben wird. Jede TAURUS 2 Erststufe wird von zwei AJ26-Motoren angetrieben, die in Rußland für das sowjetische Mondprogramm der 1960er und 1970er Jahre gebaut wurden.

Aerojet hat diese Triebwerke erworben und für US-Starts modifiziert.

"Orbital, Aerojet und die NASA haben substantiell die Analysen zur Ursache des fehlgeschlagenen Tests analysiert und ein Auswahlprüfverfahren entwickelt, das derzeit auf eine erste Charge von drei Dutzend AJ26-Triebwerken angewendet wird, die sich aktuell im Lager von Aerojet befinden", berichtete Thompson während einer Telephonkonferenz mit Finanzanalysten.

Thompson sagte, das rund zwei Drittel der bei Aerojet gelagerten AJ26 so wie sie sind flugbereit seien, während die übrigen Motoren einen gewissen Grad an Überarbeitung oder Reparatur benötigten, bevor auch sie für den Start freigegeben werden könnten.

Der Test-Fehlschlag im Juni ereignete sich am Stennis Raumfahrtzentrum der NASA im US-Bundesstaat Mississippi. Das AJ26-Triebwerk fing Feuer, als ein Leck an einer der Treibstoffleitungen des Raketenmotors auftrat.

Nach Angaben von Thompson sind zwei in der Ukraine gebaute TAURUS 2 Erststufen bereits an der Startanlage auf Wallops. Ein CASTOR-30-Zweitstufen-Feststoffmotor ist auch bereits dorthin verschiffft worden.

Der CYGNUS-Massensimulator und das Instrumentenpaket, die beide auf der TAURUS 2 im Dezember gestartet werden sollen, sind ebenfalls auf der Starteinrichtung an der Küste Virginias eingetroffen.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 28. Juli MMXI