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Bericht 20. November 2007
ISS-Besatzung rüstet HARMONY auf
Zweiter von drei Außeneinsätzen in drei Wochen - zeitgleich Countdown-Generalprobe für ATLANTIS-Besatzung

Whitson und Tani beim zweiten Außeneinsatz
Oben: Während des zweiten Außeneinsatzes der Expedition 16 Besatzung bringen Whitson und Tani ein 5,6 Meter langes Leitungsträgerblech am HARMONY-Modul an, das sie vorher vom Tragwerksegment S0 abmontiert hatten. (Photo: NASA TV)
Die Besatzung der Internationalen Raumstation hat heute mit dem zweiten von drei Außeneinsätzen in drei Wochen mit der externen Auststattung des Knotenmoduls HARMONY fortgefahren und so die neueste Erweiterung auch für den Besuch der Raumfähre im nächsten Monat vorbereitet.

Expedition 16 Kommandantin Peggy Whitson und Flugingenieur Dan Tani verbrachten mehr als sieben Stunden außerhalb des Außenpostens mit dem Verlegen und Verbinden der Hälfte aller Strom-, Heiz- und Kühlleitungen, die notwendig sind, um das neue Knotenmodul für die Ankunft des Space Shuttles ATLANTIS vorzubereiten. Sie werden den Rest auf dem letzten Außeneinsatz am Samstag verlegen. ATLANTIS soll am 6. Dezember starten.

"Ein weiterer schöner Tag auf der Arbeit", meinte Tani, als der Außeneinsatz um 11:10 Uhr MEZ Dienstag Vormittag begann.

Eingepackt in ihren klobigen NASA-Raumanzügen verbrachten die Raumfahrer die meiste Zeit mit der Montage eines 136 Kilogramm schweren Trägerblechs für Fluidleitungen, durch die lebenswichtige Ammoniakkühlflüssigkeit vom Tragwerk der Station zu HARMONY geleitet wird. Whitson und Tani übergaben sich den 5,6 Meter langen Leitungsträger wie einen orbitalen Staffelstab, sicherten ihn an seinem Montageplatz und brachten schließlich sechs widerspenstige Ammoniakleitungen darauf an, womit die Montage beendet war.

"Die gingen schwer", meinte Whitson, nachdem sie die letzten Kühlmittelleitungen angebracht hatte.

Whitson entdeckte mehrere Kristalle von giftigem gefrorenen Ammoniak, das offenbar ausgetreten war, als sie während ihrer Arbeit das Kühlmittelsystem entlüftet hatte.

Whitson montiert Trägerblech
Oben: Mit einem pistolenartigen Akkuschrauber löst Whitson am S0-Tragwerksegment das Trägerblech für die Fluidleitungen, das sie und Tani dann am HARMONY-Modul (rechts im Bild) anbrachten. (Photo: NASA TV)
"Ich habe hier etwas Ammoniak, das aus dem Ablaßventil ausgetreten ist", meldete Whitson. "Zwei Kristalle, ziemlich klein. Sie sind von mir abgeprallt."

Die Missionsleitzentrale wies Whitson an, mit der Arbeit fortzufahren, zuversichtlich, daß die Dekontaminationsprotokolle, die unter anderem das Abbürsten ihres Raumanzuges und das Abbacken im Sonnenlicht vor dem Wiedereintieg in die Schleuse beinhalten, ihren Zweck erfüllten.

"Du siehst ja richtig stark aus" meinte Tani zu Whitson. "Sie ist der König der Welt!"

"Königin", gab Whitson, die als erste Frau die Station führt, mit einem Lachen zurück.

Dieser sieben Stunden und 16 Minuten dauernde Außeneinsatz ist der zweite von drei Außeneinsätzen in einer dreiwöchigen Vorbereitungsphase, die das neue Knotenmodul für die Ankunft der Raumfähre ATLANTIS vorbereiten soll. Inhalt der Mission STS-122 ist die Lieferung des europäischen Labormoduls COLUMBUS, das an einen der Kopplungsports von HARMONY angeflanscht werden soll. Am 15. November hatte die NASA die vorher verhängte Sperre von Außeneinsätzen, die wegen eines Problems an einem Raumanzug auf der Erde verhängt wurde, wieder aufgehoben. Ein genereller Fehler an den Außenbord-Manövriereinheiten, wie die Raumanzüge in der Fachsprache genannt werden, konnte nicht gefunden werden.

Arbeitsreicher Tag im All und auf der Erde

Während die Expedition 16 Besatzung heute außerhalb der Station arbeitete, war die Besatzung von STS-122/ATLANTIS am Kennedy Raumfartzentrum in Cape Canaveral, Florida mit der abschließenden Countdown-Generalprobe (TCDT) beschäftigt, bei der sie in Shuttle-Fluganzügen gekleidet im Orbiter angeschnallt die letzten drei Stunden vor dem Start simulierten.

"ATLANTIS ist ein wunderschönes Schiff und die Leute hier haben eine tolle Arbeit geleistet, sie startbereit zu machen", hatte STS-122-Pilot Alan Poindexter den Reportern am Montag erklärt.

Aber ATLANTIS, wie auch jeder andere Shuttle, wird nicht in der Lage sein, an der ISS anzulegen, solange HARMONY nicht vollständig augestattet und hergerichtet ist, eine Arbeit, die am kommenden Samstag beim letzten Außeneinsatz fortgesetzt werden wird.

"Also stehen wir ein wenig unter Druck", hatte Tani den Reportern am Montag erklärt. "Aber wir mögen Druck und wir freuen uns darauf nach draußen zu gehen und dort unsere Arbeit zu machen."

HARMONY wird umversetzt
Oben: In der letzten Woche haben die Astronauten an Bord der ISS das neue Knotenmodul HARMONY mithilfe des Robotarms an seinen endgültigen Platz am Voderende des Labormoduls DESTINY umversetzt. Zuvor war bereits der hier gut sichtbare Andockadapter PMA-2 an das Modul angeflanscht worden. (Photo: NASA TV)
Die Shuttle-Astronauten von STS-120/DISCOVERY hatten HARMONY erst letzten Monat zur ISS geliefert und die Stationsbesatzung mit einem mit Arbeit vollgepacktem November zurückgelassen, in dem das neue Knotenmodul fertiggestellt und in Betrieb genommen werden soll. Die Astronauten hatten das 15-Tonnen-Modul in der letzten Woche an das Vorderende des amerikanischen Labormoduls DESTINY versetzt.

Whitson, Tani und ihr Besatzungskollege Jurij Malentschenko, der den heutigen Außeneinsatz vom Innern der Station aus überwacht hatte, haben bereits angekündigt, daß sie auch am Erntedankfeiertag in dieser Woche durcharbeiten werden, um den engen Arbeitsplan einhalten zu können. Zusätzlich zu den Hauptaufgaben während des Außeneinsatzes haben Whitson und Tani es auch noch geschafft, die Leitungen des Stromtransfersystems zu verlegen, die es einem Shuttle ermöglicht, während er an der ISS angelegt ist seinen Strombedarf aus dem Stromversorgungssystem der Station zu decken. Dadurch kann die Raumfähre ihre Missionsdauer um mehrere Tage verlängern, da der Verbrauch der Flüssiggase für die bordeigenen Brennstoffzellen deutlich verringert werden kann.

"Sie arbeiten einfach mit vollem Einsatz und wollen es unbedingt geschafft bekommen", meinte Kenny Todd, der Leiter für Integration und Betrieb des ISS-Programms der NASA über die Expedition 16 Besatzung am 16. November. "Wir müssen aufpassen, daß sie auch an Erntedank denken, und daß sie sich ein wenig Zeit nehmen um Atem zu schöpfen."

Der Außeneinsatz am Dienstag war der 98., der dem Aufbau oder der Wartung der ISS gewidmet war. Es war außerdem Whitsons dritter Außeneinsatz, was ihre Außenbord-Gesamtzeit auf 18 Stunden und 36 Minuten erhöht. Tani hat seinen Außeneinsatzzähler ebenfalls auf drei erhöht, mit einer Gesamtzeit von 18 Stunden und einer Minute. Beide werden auch den nächsten Außeneinsatz am Samstag durchführen.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 21. November MMVII