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Artikel 18. Mai 2010
NASA will im Juni über weiteren Shuttle-Flug entscheiden
Letzter Flug von ATLANTIS könnte doch nur vorletzter sein - Unterstützer im US-Kongreß plädieren für Mission im nächsten Jahr

Start der

ATLANTIS
Oben: Am Freitag ist die Raumfähre ATLANTIS zu ihrer voraussichtlich letzten Mission gestartet. (Photo: NASA)
Die US-Raumfahrtbehörde NASA will im Juni darüber entscheiden, ob doch noch ein letzter Flug der Raumfähre ATLANTIS an das Manifest angehängt wird oder nicht.

Auf der Pressekonferenz zum Start der Raumfähre ATLANTIS zur Mission STS-132 am letzten Freitag erklärte der beigeordnete NASA- Administrator für Weltraumoperationen Bill Gerstenmaier, daß man sich im nächsten Monat auch mit Vertretern der US-Regierung zusammensetzen wolle, um über die Möglichkeit einer weiteren Mission zu diskutieren.

Voraussetzung dafür sei aber eine gesicherte Finanzierung für das Programm bis Mitte nächsten Jahres. Gerstenmaier betonte, daß wenn man jetzt im Juni eine weitere Mission der ATLANTIS beschließe, so werde sie frühestens im Juni 2011 ausgeführt werden können, da bislang keine weitere reguläre Mission geplant gewesen sei und weder eine Besatzung für das Missionstraining zugewiesen, noch eine Nutzlast bestimmt wurde.

Alleine das Missionstraining für die Besatzung werde rund ein Jahr dauern.

Gerstenmaier meinte aber, daß als Nutzlast höchstwahrscheinlich ein Mehrzwecklogistikmodul (MPLM) mit Versorgungsgütern, Ausrüstung und Experimenten in Frage komme. Dies wird vermutlich RAFFAELLO sein, da LEONARDO derzeit umgerüstet wird, um bei der Mission STS-133/DISCOVERY als Permanentes Versorgungsmodul an die ISS angekoppelt werden und dort verbleiben soll.

Das MPLM bietet außerdem die Möglichkeit, Gegenstände, wie z. B. Experimentalschränke, von der Raumstation zur Erde zurückzubringen, die man nicht mit einem Einwegfrachter in der Erdatmosphäre "entsorgen" möchte. Nach Beendigung des Shuttle-Programms steht die enorme Rücktransportkapazität der US-Raumfähren nicht mehr zur Verfügung. Nur kleinere Mengen und Gegenstände können dann ausschließlich mit den SOJUS-Wiedereintrittskapseln zusammen mit einer Besatzung zur Erde zurückgebracht werden. Ob und wann erneut signifikante Frachtrückkehrkapazität zur Verfügung stehen wird, ist noch nicht bekannt.

Daß die ATLANTIS überhaupt noch einmal fliegen könnte liegt daran, daß zur Absicherung des eigentlich letzten Shuttlefluges STS-134 der ENDEAVOUR im November die ATLANTIS nach ihrer Landung in gut einer Woche als Rettungsshuttle bereitgemacht werden soll. Die notwendigen Elemente des Startaufbaus, der riesige orangene Außentank und die beiden Feststoffstartraketen, stehen dafür bereit. Sollte die ATLANTIS nicht zur Rettung einer auf der ISS gestrandeten ENDEAVOUR-Besatzung benötigt werden, könnten diese Elemente für einen weiteren Shuttle-Flug genutzt werden.

Da aber dann für die ATLANTIS selbst kein Shuttle als Rettungsflieger bereitstehen wird, würde die Raumfähre nur noch mit einer vierköpfigen Besatzung starten. Sollte der Orbiter gezwungen sein, an der ISS einen sicheren Hafen zu suchen, kann die Besatzung in angemessener Zeit mit russischen SOJUS-Raumfahrzeugen sukzessive von der Station zur Erde zurückgeholt werden.

Entsprechend würde die Mission auch keinen Außeneinsatz sehen.

Die Verantwortlichen der NASA glauben, daß die Vorteile dieser Mission die (vergleichsweise marginalen) Kosten weit überwiegen. Allerdings ist nicht sicher, daß diese Mission auch den notwendigen politischen Rückhalt gewinnt.

Aussentank

der ATLANTIS
Oben: Der Aussentank der US-Raumfähren ist nicht wiederverwendbar und muß für jede Mission neu gefertigt werden. Die Fertigung eines solchen Tanks dauert rund zwei Jahre. Noch drei Außentanks stehen bereit für die letzten beiden regulären Shuttle-Missionen und eine mögliche Rettungsmission. (Photo: NASA/JSC)
Allerdings findet diese Mission eine Reihe von Befürwortern im US-Kongreß, wie den Senator von Florida Bill Nelson, der selbst im Jahr 1986 mit der Raumfähre COLUMBIA im All war. "Ich habe den Präsidenten persönlich gebeten, daß er das tun sollte. Diesen Extra-Shuttleflug zu starten, weil wir die Gerätschaften dafür haben. Sie ist bereit zu fliegen.

Sie steht für die verbliebenen Flüge als Rettungsshuttle bereit, und wenn man sie als letzten Flug starten würde, wäre das Risiko (minimal), weil wenn etwas passiert, das sie nicht mehr zur Erde zurückkehren läßt, können [die Astronauten] einen sicheren Hafen auf der Raumstation suchen.

Deshalb glaube ich, daß die NASA ernsthaft darüber nachdenkt und ich werde weiterhin Druck auf das Weiße Haus ausüben, daß sie dem zustimmen."

Nach dem aktuellen Haushaltsentwurf wird die NASA noch finanzielle Mittel bekommen, um das Shuttle- Programm bis zum Ende des Jahres abzuschließen.

Erst vor kurzem wurde die Mission STS-134, die ursprünglich für Juli vorgesehen war, wegen Umbauarbeiten am Alpha-Magnetspektrometer, der primären Nutzlast der ENDEAVOUR, auf November verschoben. Für das nächste Jahr bekommt die NASA nur noch Gelder, um das Shuttle-Programm abzuwickeln.

In Zukunft soll der Mannschaftstransport dann mit kommerziell betriebenen Raumfahrzeugen durchgeführt werden. Bis diese bereitstehen, kann der Personentransport zur ISS aber nur mit den russischen SOJUS-Raumfahrzeugen sichergestellt werden. Gegen diese Pläne der Obama-Administration wurde jüngst scharfe Kritik geäußert.

Forderungen, das Shuttle-Programm noch weiter zu verlängern, haben den Nachteil, daß keine weiteren Startelemente zur Verfügung stehen. Wenn das Michoud Montagewerk von Lockheed-Martin bei New Orleans den Auftrag für den Bau eines weiteren Außentanks bekäme, würde dieser frühestens in zwei Jahren zur Verfügung stehen und mit zusätzlichen Kosten verbunden sein.

Quelle: Spaceflight Now, NASA, Space Science Journal
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 18. Mai MMX