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Bericht 6. Dezember 2007
Tanksensorenproblem führt zu Startverschiebung von ATLANTIS
Erneut funktionieren die sogenannten ECO-Sensoren falsch - Neuer Startversuch für morgen 22:09 Uhr angepeilt

Die NASA-Raumfähre ATLANTIS und ihre siebenköpfige Astronauten-Besatzung wird noch mindestens einen weiteren Tag warten müssen, bevor sie mit einem neuen europäischen Labormodul zur Internationalen Raumstation aufbrechen dürfen. Grund dafür ist ein Sensorfehler, der den für Donnerstag Abend angepeilten Start verhinderte.

Eine falsche Anzeige zweier füllstandsanzeigender Sensoren im Wasserstoffbehälter des Außentanks ließ die NASA die Startvorbereitungen der ATLANTIS unterbrechen. Die Flugregeln für einen Start verlangen, daß mindestens drei Sensoren korrekte Anzeigen liefern.

"Erste Hinweise deuten auf einen unterbrochenen Stromkreis hin", erklärte der Shuttle-Startdirektor der NASA, Doug Lyons nach dem Startabbruch und fügte hinzu, daß weitere Analysen erforderlich seien, um zu bestimmen ob dies tatsächlich der Fall sei und welcher Stromkreis betroffen sei. "Sobald wir ihn isoliert haben, können wir die geeignete korrigierende Maßnahme festlegen."

ATLANTIS und die STS-122-Besatzung werden jetzt frühestens am Freitag, 7. Dezember um 22:09:13 Uhr MEZ starten können, wobei die Wetteraussichten zu diesem Startzeitpunkt mit 80% Wahrscheinlichkeit für günstigen Bedingungen bereits etwas schlechter als heute sind.

ECO-Sensoren
Oben: Die Niedrigfüllstandsabschaltsensoren (ECO-Sensoren) befinden sich knapp über dem Boden ds Wasserstoffbehälters (LH2-Tank) zwischen stoßdämpfenden Trägerblächen. Ihre Aufgabe ist es anzuzeigen, wenn der Füllstand des LH2-Tanks zu niedrig sinkt und die Gefahr besteht, daß die Turbopumpen Gas statt Flüssigkeiten ziehen. In diesem Fall müssen die Haupttriebwerke umgehend abgeschaltet werden. (Abbildung: NASA, M. Pätzold)
Die als "Niedrigfüllstandsabschaltsensoren" oder "ECO-Sensoren" bezeichneten Elemente sitzen knapp über dem Boden des 15 Stockwerke hohen Außentanks und sollen sicherstellen, daß zum Ende des Aufstiegs die Haupttriebwerke abgeschaltet werden, bevor ihnen der Treibstoff ausgeht. Die Raumfähren verbrauchen insgesamt rund 1,9 Millionen Liter an kryogenem (superkaltem) Flüssigwasserstoff und -sauerstoff, um in 8,5 Minuten in die Erdumlaufbahn aufzusteigen.

"Es handelt sich um ein redundantes System", erläuterte Lyons die Tanksensoren und erklärte weiter, daß die Navigationsrechner an Bord des Orbiters die Haupttriebwerke bereits abgeschaltet haben sollten, bevor die ECO-Sensoren überhaupt zum Einsatz kommen können. "Aber es ist dennoch ein sehr wichtiges System, deshalb wollen wir daß es funktioniert bevor wir starten."

Für den Fall daß die Sensoren fälschlicherweise "naß" anzeigen, wenn der Tank bereits leer ist, würden die Turbopumpen der Haupttriebwerke statt Flüssigkeit nur noch dünnes Gas ansaugen und durchdrehen, was zur Explosion dieser wichtigen Geräte und zu einer Zerstörung des Fluggerätes führte.

Während des Befüllens von ATLANTIS Außentank hatten Ingenieure entdeckt, daß zwei der vier Wasserstoff-ECO-Sensoren bei einem Standardtest versagten, während sie mit flüssigem Wasserstoff bedeckt waren. Der Test, der die Sensoren anwies, fälschlich "trocken" anzuzeigen, während sie tatsächlich von Treibstoff umgeben sind, soll bestimmen, ob die Sensoren korrekt funktionieren. Sensoren 1 und 2 hatten korrekt auf die Anzeige "trocken" umgeschaltet, während die Sensoren 3 und 4 bei der Anzeige "naß" geblieben waren, was falsch war. Ähnliche Fehlfunktionen haben in den vergangenen Jahren bereits mehrere Shuttle-Starts verzögert, darunter STS-114 im Juli 2005, die erste Shuttle-Mission nach dem COLUMBIA-Unglück.

Die Missionsleiter werden am Abend zusammenkommen und das Problem erörtern. Es wird erwartet, daß sie nach 22 Uhr MEZ eine Pressekonferenz abhalten werden, um die Medien zu informieren.

Kommandiert von dem erfahrenen Shuttle-Astronauten Stephen Frick soll die ATLANTIS während ihrer elftägigen Mission das europäische Labormodul COLUMBUS zur Internationalen Raumstation bringen und eines der Besatzungsmitglieder des Außenpostens austauschen. Mindestens drei Außeneinsätze sind während der Mission geplant, um COLUMBUS anzukoppeln und die ISS weiter auszuzustatten.

Zusammen mit Frick an Bord werden Pilot Alan Poindexter, sowie die Missionsspezialisten Rex Walheim, Leleand Melvin, Stanley Love und die ESA-Astronauten Hans Schlegel (Deutschland) und Léopold Eyharts (Frankreich) die Mission absolvieren.

Die Shuttle-Mission wird die vierte in diesem Jahr sein und die zweite, die ein neues Druckmodul der ISS hinzufügt.

Die NASA muß die Raumfähre bis zum 13. Dezember starten, da sonst die Solarzellenflügel der ISS während der gedockten Phase keinen günstigen Winkel zur Sonne mehr einnehmen können, um genügend Strom zu produzieren. Wenn das Shuttle nicht bis zum Ende des Startfensters starten kann, wird es bis frühestens 2. Januar 2008 für einen weiteren Versuch warten müssen, hatten die Missionsleiter erklärt.

Das Team ist weiter in guter Stimmung", sagte Lyons. "Und wir sind wirklich zuversichtlich, daß wir uns da durcharbeiten und noch ein paar Startversuche in diesem Startfenster herausschlagen können."

Sollte ATLANTIS auch am Freitag nicht starten können, gibt es eine dritte Startgelegenheit am Samstag um 21:43 Uhr MEZ. Die Startzeiten für die Mission verschieben sich mit jedem Tag nach vorne (ca 20-26 Minuten), um das Shuttle auf eine günstige Flugbahn für ein Treffen mit der ISS in der Umlaufbahn zu bringen.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 6. Dezember MVII