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Bericht 30. November 2006
DISCOVERY startet am 8. Dezember
Flugbereitschaftsabnahme bestätigt bislang geplanten Starttermin - zwei Probleme auf der ISS könnten aber dennoch zu Verzögerungen führen

DISCOVERY auf der

Startrampe
Oben: Die DISCOVERY steht auf der Startrampe und wartet auf ihren Start, der jetzt offiziell für den 8. Dezember um 3:36 Uhr MEZ in der Nacht festgesetzt wurde. (Photo: NASA/Amanda Diller)
Der Start der Raumfähre DISCOVERY zur Internationalen Raumstation ist jetzt offiziell für nächste Woche angesetzt, während Ingenieure noch mit Problemen auf dem orbitalen Außenposten hadern, ließen Verantwortliche des Shuttle-Programms Mittwoch Nacht verlauten.

Wayne Hale, der Leiter des Space-Shuttle-Programms der NASA erklärte den Reportern während der Pressekonferenz am Kennedy Raumfahrtzentrum in Florida: "Ich denke wir sind bereit zu starten. Wir sind auf dem besten Weg, unseren dritten Shuttle in diesem Jahr in's All zu bringen."

DISCOVERY soll am 8. Dezember um 3:36 Uhr MEZ in die Umlaufbahn fliegen, um den Aufbau der ISS fortzusetzen. Der geplante Raumflug, der die Serie der erfolgreichen Missionen vom Juli und September fortsetzen soll, wird seit dem COLUMBIA-Unglück der erste sein, der bei Nacht gestartet wird.

Der erfahrene Shuttle-Flieger Mark Polansky wird die 12-tägige Mission kommandieren, bei der ein neues backbordseitiges Stück der großen Tragwerkstruktur zur ISS geliefert, das Stromnetz des Außenpostens neu verkabelt und ein Astronaut der Expedition-14-Besatzung ausgetauscht werden soll.

"Eine Erkenntnis, die mich mich während dieser [Flugbereitschafts-]Abnahme wie ein Schlag getroffen hatte, war, wie komplex diese Mission wirklich ist", meinte der beigeordnete Administrator für Weltraumoperationen der NASA William Gerstenmaier zu den Reportern nach der zweitägigen Flugbereitschaftsabnahmebesprechung (FRR) am KSC.

Das Startplanungsfenster für die Mission STS-116 schließt am 17. Dezember, da die Computer der DISCOVERY eigentlich nicht für Missionen ausgelegt wurden, die sich über einen Jahreswechsel erstrecken. Aber diese Einschränkung kann wenn nötig noch einmal überprüft werden, erklärten die NASA-Verantwortlichen.

"Meine Position dazu ist, daß wir dies am 15. oder 16. überprüfen sollten, wenn wir uns dem Ende [des Fensters] nähern", meinte Hale, und er fügte hinzu, daß die Mission sogar bis in den Januar verschoben werden könnte, wenn dies als notwendig erachtet würde.

Probleme auf der ISS

Während die Shuttle-Ingenieure die DISCOVERY für ihren Flug zur ISS vorbereiten, rätseln die Ingenieure der Raumstation über zwei Probleme, die in den letzten zwei Tagen entstanden sind.

Ein Stromkreisunterbrecher, der den Stromfluß für einen der zwei Motoren des großen Drehgelenks regelt, das es dem großen Solarmodul an der Backbordseite der Station ermöglicht der Sonne zu folgen (dieses soll während STS-116 in Betrieb gehen), öffnete plötzlich während eines Software-Testes am Dienstag, wie Gerstenmaier berichtete. Er fügte hinzu, daß man während des anstehenden Raumflugs lieber beide Systeme betriebsbereit hätte, damit eines der beiden als Ausfallsicherheit dienen kann.

"Wenn das Problem auf der Softwareseite zu suchen ist, dann brauchen wir uns hier keine großen Sorgen zu machen", meinte Gerstenmaier.

Die Ingenieure untersuchen aber auch ein abgebrochenes Bahnänderungsmanöver, das die ISS in eine höhere Umlaufbahn hätte bringen sollen, wo es in der besten Position gewesen wäre, um die DISCOVERY zu erwarten, wenn diese sich am 9. Dezember dem Außenposten nähert.

Der für eine 20-minütige Dauer geplante Einsatz der Triebwerke des russischen PROGRESS-Transporters am Mittwoch Abend fand bereits nach nur zwei Minuten aus bislang ungeklärter Ursache ein Ende. Die Ingenieure planen aber, das Manöver am Freitag zu wiederholen.

"Das ist eigentlich ziemlich typisch in der Welt der Raumstation", erklärte Gerstenmaier zum Triebwerksausfall. "Wir haben für einen solchen Fall vorausgeplant. Am 1. Dezember können wir weitermachen und dieses Bahnanhebungsmanöver fortsetzen."

Wieder Nachtstarts auf dem Programm

Die drei ersten Shuttle-Flüge nach dem COLUMBIA-Unglück wurden noch ausschließlich bei Tageslicht gestartet, um einen freien Blick auf möglicherweise von den Außentanks abplatzende Isolierschaumstücke zu gewähren. Ein Isolierschaumstück hatte während des Starts der COLUMBIA ihren Hitzeschild durchschlagen, was dann beim Wiedereintritt am 1. Februar 2003 zum Verlust des Fluggeräts und seiner siebenköpfigen Astronautenbesatzung geführt hatte.

Aber nach einer Reihe von sicherheitsbedingten Veränderungen an der Außentankkonstruktion und zwei glatt verlaufenen Shuttle-Starts Mitte des Jahres, meinten die Verantwortlichen der NASA, daß die Zeit gekommen sei, die Nachtstarts wieder aufzunehmen, wobei sie hinzufügten, daß Radaranlagen immer noch signifikante Schaumabplatzer registrieren könnten.

"Es hatte wirklich keine wiedersprechenden Meinungen in dieser Frage gegeben", meinte Gerstenmaier.

Erst vor einigen Tagen hatten Verantwortliche der NASA beschlossen, eine weitere Modifikation des Außentanks, nämlich die Entfernung etwa der Hälfte des Isolierschaums an den sogenannten Eis-/Frostrampen, die Halteklammern an außen verlaufenden Leitungen bedecken, zurückzustellen, um weitere Untersuchungen und Analysen zu ermöglichen. Die Eis-/Frostrampen-Umkonstruktion, ein Zwischenschritt zu der endgültigen schaumfreien Modifikation, sollte bei der nächsten Shuttle-Mission im März nächsten Jahres am Außentank eingesetzt werden.

"Unglücklicherweise hatten wir keinen Erfolg damit eine Konstruktion zustande zu bringen, die die technischen Vorgaben erfüllt hätte", erklärte Hale, der aber auch hinzufügte, daß die Ingenieure nach dem Studium der beiden Shuttle-Flüge in diesem Jahr nun ein besseres Verständnis von dem Risiko hätten, das die Bruchstücke von den Eis-/Frostrampen darstellten.

NASA-Startdirektor Mike Leinbach verkündete, daß der Countdown für STS-116/DISCOVERY am Montag, 4. Dezember um 5 Uhr MEZ bei der Marke T-43 Std. planmäßig beginnen werde.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 30. November MMVI