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Bericht 13. Juli 2005
Start von DISCOVERY verschoben
Fehlerhafte Sensoren im Haupttank - neuer Starttermin steht noch nicht fest

Die NASA hat heute den geplanten Start der Raumfähre DISCOVERY wegen eines falsch anzeigenden Sensors im Außentank abgesagt.

Der fehlerhafte Füllstandssensor zwang die Flugleittechniker die Startvorbereitungen zur ersten Mission seit dem COLUMBIA-Unglück vor zweieinhalb Jahren abzubrechen. Der Sensor ist einer von vieren im Außentank, der den Füllstand des Flüssigwasserstoffs überwacht, um die Haupttriebwerke abzuschalten, bevor der Tank vollständig trocken ist.

"Er zeigte einen niedrigen Füllstand an, obwohl wir genau wußten, daß dies nicht der Fall war", sagte NASA-Sprecher George Diller. "Wir werden eine Weile brauchen, um festzustellen, wie lange wir jetzt auf der Stelle treten müssen." Für einen Start müssen alle vier Sensoren korrekt anzeigen.

NASA-Funktionäre haben eine Pressekonferenz angekündigt, in der über den Startabbruch informiert werden soll.

Die Raumfähre sollte ursprünglich um 21:50:53 Uhr MESZ von der Startrampe 39B des Kennedy Raumfahrtzentrums (KSC) starten.

"Wir sind enttäuscht, aber wir werden jetzt eben an einem anderen Tag starten", erklärte NASA-Test-Direktor Jeff Spaulding. "Es gibt eine Menge langer Gesichter hier, aber nur weil wir es unbedingt starten wollen, dürfen wir nicht unsere Aufmerksamkeit für die Sicherheit vernachlässigen."

Bereits bei den zwei Betankungstests im April und Mai waren Probleme mit den Füllstandssensoren aufgetreten, aber die NASA-Verantwortlichen und Ingenieure wähnten das Problem mit dem Austausch des Außentanks behoben.

Der Außentank, der mit 2300 Kubikmetern tiefstgekühlte Flüssigtreibstoffe befüllt ist, muß nun erst entleert werden, bevor die Ingenieure den Grund für die Anomalie analysieren können, was, NASA-Experten zufolge, mehrere Stunden dauern kann.

Die Mission STS-114/DISCOVERY ist der erste Start eines Raumtransporters seit dem Unglück von 2003, als die COLUMBIA und ihre sieben Astronauten der Mission STS-107 beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühten. der Grund dafür war ein Stück Isolierschaum vom Außentank, der sich 16 Tage zuvor beim Start abgelöst hatte und die Flügelvorderkante des Orbiters beschädigt hatte, die beim Landeanflug die höchsten Temperaturen auszuhalten hat. Durch dieses Loch konnte heißes Gas in die Tragfläche eindringen und die Aluminiumstruktur entscheidend schwächen, worauf der Orbiter schließlich auseinanderbrach.

Die STS-114-Besatzung, geführt von der erfahrenen Astronautin Eileen Collins, war bereits in ihre Flugsitze geschnallt, als die Flugleitung den Start abblies.

Schon bei Collins' erster Mission als Kommandantin im Juli 1999 hatten die Haupttriebwerke aufgrund eines Fehlers vorzeitig abgeschaltet. Dadurch war die COLUMBIA in einer etwas niedrigeren Umlaufbahn als geplant gelandet. Dennoch konnte die Mission, das Aussetzen des Röntgenteleskops CHANDRA, erfolgreich durchgeführt werden.

Für diese Woche existieren noch zwei weitere Gelegenheiten, das Shuttle zu starten:

Das erste Startfenster öffnet sich am Abend ds 14. Juli, eine zweite Gelegenheit bietet sich am 16. Juli. Sollte allerdings die DISCOVERY länger auf der Startrampe verweilen müssen, werden die Techniker auch die Tanks an Bord des Orbiters entleeren müssen. Und ein herannahender Sturm könnte sogar dazu führen, daß die NASA-Verantwortlichen die Anweisung geben, den Startaufbau in das Montagegebäude zurückzurollen, um Schäden durch starken Wind zu vermeiden, was eine noch längere Startverschiebung zur Folge hätte. In der Karibik hat gerade die Hurrikan-Saison begonnen, wobei Hurrikan Dennis als erster starker Sturm gerade noch weit genug vom KSC entfernt geblieben war, um die Startvorbereitungen nicht zu beeinflussen.

Das aktuelle Startplanungsfenster dauert noch zwei Wochen bis zum 31. Juli. Sollten die Probleme bis dahin nicht gelöst sein, müßte der Start auf das nächste Planungsfenster verschoben werden, das sich vom 9. - 24. September erstreckt und zur Zeit für den Start von STS-121/ATLANTIS vorgesehen ist.

Wie auch immer entschieden wird, die Besatzung hat bereits gesagt, daß sie in jedem Fall dankbar ist, für die Gelegenheit zu fliegen.

Update:

Auf der Pressekonferenz um 22:30 Uhr MESZ erklärten die Missionsleiter und andere NASA-Verantwortliche, daß ein Start frühestens erst wieder am Samstag, 16. Juli um 20:40 Uhr MESZ erfolgen kann. Das hänge mit den Prozeduren zusammen, den Außentank zu entleeren, aufzuheizen und zugänglich zu machen, die insgesamt rund 21 Stunden dauern werden.

Man wisse zwar noch nicht genau, warum der Sensor ausgefallen sei. Dafür könne es mehrere Gründe geben. Ein Kurzschluß sei das wahrscheinlichste. Allerdings könne der Fehler auch genauso in der Sensorbox im Orbiter liegen, die die Signale von den Sensoren des Außentanks verarbeite. Dies habe man auch bei dem Problem während des Betankungstests am 14. April vermutet. Deshalb habe man die Sensorbox ausgebaut, in die Werkstatt gebracht und komplett durchgetestet. Dabei habe man aber keinen Fehler entdeckt. Daraufhin habe man die Sensorbox der ENDEAVOUR in die DISCOVERY eingebaut. Da man nun den Fehler in den Sensoren des Außentanks vemutete, habe man geglaubt, daß durch den Tausch der Tanks das Problem behoben sei. Deshalb habe man auch auf einen weiteren Betankungstest mit dem anderen Außentank (ET-120) verzichtet.

Insgesamt stehe man vor einem Rätsel, da die Fehlfunktion nicht wiederholt und replizierbar, sondern nur sporadisch aufgetreten war. Wenn man herausgefunden habe, was die Ursache dafür ist, werde man sich daran machen, eine Lösung zu finden. Dann lasse sich auch sagen, ob der Fehler bei einem weiteren Betankungstest entdeckt worden wäre.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 13. Juli MMV