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Bericht 29. April 2005
NASA verschiebt Start von DISCOVERY auf Mitte Juli
Probleme mit Eisbildung am Außentank - bisheriges Startfenster kann nicht gehalten werden - auch HUBBLE-Wartungsmission nicht mehr ausgeschlossen

Der Start der ersten NASA-Raumfähre seit dem COLUMBIA-Unglück wird nicht vor Mitte Juli erfolgen. Diese drastische Startverschiebung bedeutet, daß man das erste von zwei Startfenstern in diesem Sommer vollständig aufgibt.

Die Space-Shuttle-Programmleitung peilt nun für die Raumfähre DISCOVERY ein Startfenster an, daß sich am 13. Juli öffnet und bis 31. Juli offen bleibt. Dies wurde nötig, als ersichtlich wurde, daß das Startfenster vom 22. Mai bis 3. Juni nicht mehr einzuhalten war.

Der Administrator der NASA, Mike Griffin, meinte dazu auf der Pressekonferenz im Hauptquartier der NASA in Washington: "Wir kehren zum Flugbetrieb zurück, wir hetzen aber nicht. Wir werden es richtig machen."

Ungelöste Fragen bezüglich Bruchstücken, nicht funktionierenden Außentanksensoren und verschmutzten Wärmeschutzdecken trugen zu der Startverschiebung bei, die auch die Vorbereitungen für die Lieferung eines Frachtbehälters zur internationalen Raumstation(ISS) zurückwerfen. Die Verschiebung wird auch mehr Zeit zur Verfügung stellen, um Pläne für eine Wartung des Weltraumteleskops HUBBLE zu entwickeln, erklärte Griffin.

Die Raumfähre steht zur Zeit mit ihrem Startaufbau auf der Startrampe 39B des Kennedy Raumfahrtzentrums(KSC) in Florida und wird für den Start der Mission STS-114 vorbereitet, der Mission, mit der die NASA wieder zum Shuttle-Flugbetrieb zurückkehren will. Eine Countdown-Generalprobe mit der Besatzung und dem Startaufbau ist für kommende Woche am KSC geplant.

Auf der Mission STS-114 sollen eine Vielzahl von neuen Werkzeugen und Verfahren getestet werden, mit denen die Sicherheit eines Raumfährenfluges verbessert werden soll, eine direkte Antwort auf den Verlust der Raumfähre COLUMBIA und ihrer siebenköpfigen Besatzung. Die COLUMBIA war am 1. Februar 2003 während des Wiedereintritts auseinandergebrochen. Die eingesetzte Untersuchungskommission ermittelte später, daß zwei Wochen vorher beim Start vom Außentank abgebrochene Isolierschaumstücke einen Schaden an der Tragflächenvorderkante verursacht und zum Unglück geführt hatten. "Jedes Mal, wenn wir einen neuen Starttermin festgelegt haben, dann geschah das auf der Grundlage der besten zur Verfügung stehenden Daten", erklärte William Readdy, der Leiter es Raumflugprogramms der NASA während der Pressekonferenz. "Seit wir im Juni 2003 das erste Mal einen Starttermin angepeilt haben, haben wir diesen ein halbes Dutzend Mal aufgrund neuer Daten verändert.

Eisbrocken und Sensorfehlfunktionen

Es waren neue Daten über die möglichen Gefahren von Eisbröckchen, die das Shuttle treffen könnten, die die Leiter des Shuttle-Programms veranlaßten, den Starttermin neu festzusetzen. Das Eis, das, wie sich bei Versuchen herausstellte, als Stücke von bis zu 12 Zentimeter Größe abbrechen kann, bildet sich an bestimmten Stellen einer 43 cm durchmessenden Sauerstoffleitung, die an der Außenseite des Außentanks entlangläuft.

Tankingenieure hatten zuvor eine Abtropflippe an der Stelle eingebaut, die ihnen die meisten Sorgen bereitete (ein Faltenbalg, der sich ausdehnen und zusammenziehen kann), und die das Risiko der Eisbildung um 70% reduzieren sollte.

"Schon ein sehr kleines Stück Eis kann Probleme verursachen", sagte der NASA-Shuttle-Programmleiter William Parsons in einer anderen Pressekonferenz am Johnson Raumfahrtzentrum(JSC) der NASA in Houston. "Eis verursacht nicht denselben Schaden wie Schaumstoff ... wir verstehen den Schaum viel besser, weil wir eine Menge Versuche damit gemacht haben."

Der Schaden an der raumfähre COLUMBIA war von einem koffergroßen Stück Isolierung verursacht worden, das sich beim Start vom Außentank abgelöst hatte. Seither haben Ingenieure den Tank an den kritischen Stellen umkonstruiert, um die Menge an sich ablösenden Isolierschaum zu verringern.

"Die Versuche mit Eis hängen hinter denen mit Schaum hinterher, sind aber fest etabliert", erläuterte Wayne Hale, stellvertretender Shuttle-Programmleiter am JSC, während der Konferenz. "Aber wir haben Pläne, wie wir damit umgehen wollen, und werden diese auch umsetzen, jetzt wo wir wissen, daß wir etwas dagegen tun müssen."

Shuttle-Ingenieure können zum Beispiel den Faltenbalg mit einem zusätzlichen Heizgerät ausstatten, um die Eisbildung zu unterbinden. Das Heizgerät sollte sowieso schon mit dem dritten Tank in's All starten und wird voraussichtlich auch an einem anderen Tank installiert, der sich bereits im Montagegebäude befindet, um die Montageverfahren auszuknobeln, bevor so ein Gerät am Tank der DISCOVERY montiert wird.

Aber Hale erklärte auch, daß die Heizgerätmontagesätze erst am 5. Mai am KSC sein könnten und daß dann noch einige Tests anstünden, bevor endgültig entschieden würde, ob sie mit der DISCOVERY mitfliegen.

Am 14. April hatten Shuttle-Missionsleitung und Starttechniker einen entscheidenden Test mit dem umgearbeiteten Außentank der DISCOVERY durchgeführtr, bei dem sie ihn mit 1,9 Millionen Litern flüssigen Sauerstoffs und Wasserstoffs befüllten, die der Orbiter verbrennen muß, um das All zu erreichen.

Während dieses Tests wurden Probleme bei zweien der vier Treibstofftanksensoren festgestellt, mit denen der Füllgrad des Wasserstofftanks bestimmt wird. Die Gründe für diese Probleme sind den Ingenieuren noch nicht bekannt. Readdy erläuterte dazu, daß für einen Start vier funktionierende Sensoren notwendig sind.

"Ich versichere ihnen, daß vier [Sensoren] von vier das Startkriterium für STS-114 und STS-121 ist", fügte Readdy hinzu.

Der Flug, der auf DISCOVERY's Testflug folgt, STS-121/ATLANTIS, wird ebenfalls eine ganze Reihe von neuen Verfahren und Technologien für eine verbesserte Sicherheit der Raumfähren testen.

Andere Bedenken betreffen die unbeabsichtigte Verschmutzung von DISCOVERY's Wärmeschutzdecken mit Hydraulikflüssigkeit. Parsons meinte aber dazu, daß diese Bedenken sich verringert hätten, da weitere Untersuchungen ergeben hätten, daß die Decken gereinigt oder gar so gelassen werden könnten. Anfänglich hatte man befürchtet, daß die Decken beim Start hätten Feuer fangen können.

ISS Versorgung und HUBBLE

Die zweimonatige Startverschiebung wird auch den Betrieb der Raumstation beeinflussen, auf der die Expedition 11 Besatzung, Sergeij Krikaljow und John Phillips, der Ankunft der DISCOVERYund ihrer Fracht aus Nahrungsmitteln, Versorgungsgütern und neuen Experimenten gespannt entgegen sehen.

Die Raumfährenflotte der NASA mußte seit dem COLUMBIA-Unglück am Boden bleiben und die Versorgung der Raumstation und den Austausch der Besatzung russischen Progress- und Sojus-Transportern überlassen. DISCOVERY wird einen großen Frachtbehälter zur ISS bringen, ebenso wie größere Stationskomponenten, die zur Zeit nicht mit anderen Raumfahrzeugen gestartet werden können.

William Gerstenmaier, der ISS-Programmleiter der NASA, meinte, daß dem Progress, der im Juni zur ISS starten soll, mehr Wasser beigefügt wird. Wasser ist im Moment das wichtigste Verbrauchsgut an Bord der Station.

"Jeder unserer internationalen Partner war enttäuscht darüber, daß wir das Shuttle nicht im ersten Startfenster starten werden, aber ich denke sie haben genau verstanden, warum wir das tun", erklärte Gerstenmaier.

Während der ersten Pressekonferenz hatte Mike Griffin erklärt, daß er bereits am Donnerstag Abend die wichtigsten Kongreßmitgliedern darüber informiert habe, daß er die Ingenieure am Goddard Raumflugzentrum anweisen werde, Vorbereitungen für eine HUBBLE-Wartungsmission mit dem Space Shuttle zu treffen, unter der Annahme, daß diese dann auch tatsächlich durchgeführt wird.

Griffin meinte, eine endgültige Entscheidung hängt immer noch von der erfolgreichen Rückkehr der NASA zum Shuttle-Flugbetrieb mit dem Start der Raumfähre DISCOVERY ab. Obwohl dieser Start jetzt aber um nahezu zwei weitere Monate verschoben wurde, meint Griffin müßten die Leute bei Goddard dennoch jetzt schon mit der Arbeit beginnen, um die Option für die Rettung HUBBLE's zu sichern, bevor das populäre Teleskop im Jahr 2008 außer Betrieb geht.

"[Aber] Wir werden nicht zulassen, daß die Vorbereitungen für die HUBBLE Mission in Konflikt mit unseren Anstrengungen für die Rückkehr zum Flugbetrieb kommen", erklärte Griffin.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 30. April MMV