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Artikel 17. Dezember 2009
Festigkeit von Titanteilen der Marssonde CURIOSITY fragwürdig
Herstellerfirma fälscht Dokumentation - NASA noch im Unklaren über das Ausmaß

Oben: Oben: Das Mars-Wissenschaftslabor der NASA (Mars Science Laboratory) war im Jahr 2009 für einen Start vorgesehen. Sobald er einsatzfähig ist, wird der Rover von einem Kernenergiegenerator angetrieben werden und eine ausgedehnte Mobilität auf dem Roten Planeten haben. (Abbildung: NASA/JPL/Corby Waste)

Boulder, Colorado. Die von Schwierigkeiten heimgesuchte, sich im Verzug befindende und ihr Budget überziehende Mission "Mars-Wissenschaftslabor (Mars Science Laboratory Mission - MSLM)" kommt langsam aus ihrer technischen und finanziellen Hundehütte herausgekrochen.

Es gibt aber immer noch eine Sache, die die umgerechnet gut 1,6 Milliarden Euro kostende NASA-Mission am Abheben hindern könnte: Titanteile, die für den Robotrover über nicht genügende Festigkeit verfügen könnten.

Das ist es, was von Verantwortlichen der NASA während eines Treffens des Unterausschusses "Planetenforschung" des NASA-Beirats (NASA Advisory Council's Planetary Science Subcommittee) zu vernehmen war. Dieses Treffen fand bereits etwas früher diesen Monat statt.

Die guten Nachrichten kommen von einem "grünes Licht zum Weitermachen" gebenden Bericht über das NASA Mars-Laboratorium (Mars Science Laboratory - MSL). Dieser untersuchte die von Problemen heimgesuchten Antriebselemente, die Elektronik des Roboters und seine Spannungssysteme sowie andere Aspekte des Mega-Rovers ganz genau.

Das Endergebnis ist Doug McCuistion, dem Leiter des NASA Mars-Explorationsprogramms, zufolge: Technische Aktivitäten und Aktivitäten zum Budget stabilisieren sich und alle Variablen scheinen zusammenzulaufen.

Der MSL-Rover verfügt über Instrumente, die dazu entworfen wurden, die Marsoberfläche auf Anzeichen einer möglichen vergangenen Bewohnbarkeit hin zu überprüfen. Das Projekt wurde von Budgetüberschreitungen und Verspätungen heimgesucht.

Im Moment, so berichtete McCuistion, scheinen dem Vorhaben, das MSL im Jahr 2011 auf den Mars zu bekommen, keine unüberwindlichen technischen Hindernisse im Wege zu stehen. Der mit Kernkraft betriebene Roboter, der nun CURIOSITY (Neugier/Wissbegierde) benannt wurde, wird am Laboratorium für Strahlantriebe (Jet Propulsion Laboratory - JPL) in Pasadena, Californien gebaut.

Am 3. Dezember berichtete McCuistion dem Unterausschuss, dass "MSL sich wirklich stabilisiert, sowohl in technischer als auch in finanzieller Hinsicht".

Es gibt aber eine MSL-Angelegenheit, die einer Lösung bedarf.

Das richtige oder falsche Material?

"Ein K.O.-Kriterium ist immer noch das Titan", erklärt Jim Green, der Leiter der Abteilung für Planetenwissenschaften der NASA.

Oben: Oben: Der nächste Mars-Rover der NASA, ein superfähiger Roboter mit dem Namen "CURIOSITY (Neugier/Wissbegierde)", ist dafür vorgesehen, der Marserkundung zu neuen Höhen zu verhelfen - sowohl wissenschaftlich als auch was die Kosten angeht. Der Mars-Wissenschaftslabor-Rover (Mars Science Laboratory - MSL) besticht durch eine umfangreiche Reihe an Instrumenten, die die Mars-Oberfläche auf Anzeichen möglichen vergangenen Lebens hin untersuchen kann. Diese beinhalten eingebaute Chemielabors und ein Laser, der Felsen kaputt machen kann, um ihre Zusammensetzung zu bestimmen. (Abbildung: NASA/JPL)
Die Angelegenheit ist folgende: Wie sich gezeigt hat, sind bis jetzt um die 700 Titanteile, die im MSL benutzt werden, identifiziert worden. Was aber zum Zeitpunkt des Treffens immer noch bewertet werden muss, ist die Verwendbarkeit des Materials für die MSL-Instrumente.

Das Problem ist nämlich das folgende: Eine Lieferfirma des Titans fälschte die Dokumente über die Behandlung dieses Werkstoffes und behauptete, dass es militärischen Spezifikationen entspräche. Dies hat nun zur Folge, dass sich die NASA darüber Sorgen macht, dass der Werkstoff möglicherweise für den Marseinsatz über nicht genügend Festigkeit verfügt.

Die NASA muss sich nun der Herausforderung stellen herauszufinden, ob das im MSL verwendete Titan "das richtige oder falsche Material ist", erläuterte McCuistion. Falls es weder das eine, noch das andere ist, dann muss eine Risikobewertung für das MSL-Projekt abgewogen werden, meinte er.

Die ganzen Schriftstücke zu lesen, um die Herkunft des Titans zu verstehen, ist eine arbeitsintensive Beschäftigung. Die benötigten Daten sollten Anfang 2010 zusammengestellt sein. Seit einem Kommuniqué von McCuistion nach dem Treffen steht fest, dass sich die Anzahl der identifizierten Titanteile bis zum heutigen Tag auf 900 erhöht haben, von denen aber fast die Hälfte freigegeben wurden.

Die größte Bedrohung ist die Benutzung von zweifelhaftem Titan in dem speziellen Radaufhängungssystem (Rocker-Bogie-System) des großen Rovers. Das ist das erstklassige Fahrwerk der Maschine, die Basis, an der alles andere angefügt wird.

Aufgrund der Landung des Rovers über dessen Himmelskran-Landesystem (Sky Crane landing system) muss diese Basis stark sein.

Falls es sich herausstellt, dass das Titan in diesem Teilbereich des MSL ein Problem darstellt, könnte uns die Reproduktion dieser Elemente, um schlechtes Titan auszutauschen, stoppen, führte McCuistion aus. "Wir werden das ohne Verzögerung durcharbeiten. Wir sind noch nie auf etwas gestoßen, was ein K.O.-Kriterium gewesen wäre", fügte er hinzu.

Daumen drücken

"Ich weiß, dass zu diesem Zeitpunkt die JPL-Ingenieure hart daran arbeiten, die Konstruktion fertigzustellen, und ich drücke beide Daumen, dass MSL pünktlich starten und erfolgreich landen wird", meinte Fran Bagenal, die amtierende Vorsitzende des Unterausschusses "Planetenforschung" des NASA-Beirats (NASA Advisory Council's Planetary Science Subcommittee). Ebenfalls ist sie Professorin für astrophysikalische und planetarische Wissenschaften an der Universität von Colorado in Boulder.

Wie wirken sich die eskalierenden Kosten von MSL auf Weltraumaktivitäten aus, die nicht mit MSL in Verbindung stehen?

"Offensichtlich ist eine Hauptlektion von MSL für alle planetarischen Missionen die, hart daran zu arbeiten, die Genauigkeit von Budgetschätzungen zu verbessern, sagte Bagenal gegenüber SPACE.com. Wir sind dazu übergegangen, potentielle OPF-Missionen (Outer Planet Flagship Missions - Flaggschiffmissionen zu den äußeren Planeten) jeweils zwei Zyklen von wissenschaftlichen, technischen, Führungs- und Kostenüberprüfungen zu unterziehen. "Ich glaube also," erläuterte sie, "dass die derzeitigen Kostenschätzungen der Jupiter Europa Orbiter-Mission viel genauer sind, als die vom MSL im selben Stadium"

Bagenal führte weiter aus, dass sie besorgt sei, dass die vorgeschlagenen künftigen Mars-Missionen in den Jahren 2016 und 2018 nicht einem solchen Überprüfungsprozess unterzogen wurden.

"Es gibt keinen Nicht-Mars-Posten, auf den ich zeigen und sagen könnte, dass dieser wegen MSL gekürzt werden musste", meinte Bagenal. "Sicher, manche Komponenten des Mars-Programms wurden hart getroffen."

Vielleicht ist eine Art, wie man diese Angelegenheit betrachten kann die, an all die planetarische Forschung zu denken, die man mit den bis zum heutigen Tag angefallenen, fast 270 Millionen Euro Mehrkosten für MSL hätte betreiben können, bemerkte Bagenal. Sie stellte abschließend fest, dass "das dem Wert einer ganzen "Discovery-" oder "Mars-Scout"-Mission oder dem zweifachen jährlichen Gesamtforschungs- und Analysebudget entspricht."

Quelle: SPACE.com
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 4. Januar MMX