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Artikel 4. Dezember 2009
Im Sand festsitzender Rover macht bedeutende Entdeckung
Statt Trübsal über monatelanges Festsitzen zu blasen, freuen sich die Wissenschaftler über SPIRIT's neuesten Fund - wieder Anzeichen auf vergangenes Leben auf dem Mars

SPIRIT am Rand des Kraters Troy
Oben: Eine topografische Karte der Umgebung der Stelle Troy, wo sich SPIRIT zur Zeit befindet. SPIRIT sitzt rittlings auf dem Rand eines kleinen Kraters. In dem Krater befinden sich Sulfatminerale (von der Mitte des Rovers aus zu seiner Linken). Als SPIRIT sich dieser Gegend am 07. April 2009 näherte, wurde die topografische Karte aus Stereobildern erstellt, die von seiner Navigationskamera gemacht wurden. (Abbildung: NASA)
Homers Epos "Ilias" erzählt die Geschichte von Troja (engl. "Troy"), einer Stadt, die im Trojanischen Krieg von den Griechen bedrängt wurde. Heute ist es ein einsamer Roboter, der an der Stelle Troy vom Sand bedrängt festsitzt, während Ingenieure und Wissenschaftler sein Freikommen planen.

"Willkommen in Troy" - auf die marsianische Art und Weise. Der Robot-Rover SPIRIT der NASA ist auf dem Roten Planeten an einer Stelle festgefahren, die von der Rover-Gruppe nach der altertümlichen Stadt benannt wurde.

Warum beklagen sich die Wissenschaftler dann also nicht?

"Die sich drehenden Räder des Rovers sind durch eine Erdkruste hindurch gebrochen und wir haben in der aufgewühlten Erde etwas höchst Interessantes gefunden", sagt Ray Arvidson von der Washington-Universität in St. Louis.

SPIRIT streift nun seit fast sechs Jahren auf dem Roten Planeten umher, wie auch sein Zwillingsbruder, der Rover OPPORTUNITY. Während dieser Zeit hätte es den Rover schon ein paar Mal beinahe erwischt und jedes Mal hatte er Todeskämpfe durchgestanden. In der Tat fährt der Rover rückwärts, seit im Jahr 2006 eines seiner Räder blockierte. Von Anfang an war das Motto des Rovers "Folge dem Wasser". Beide Rover suchen auf dem Mars nach Mineralien, die sich durch die Anwesenheit von Wasser gebildet haben. Der Mars erscheint heutzutage ausgetrocknet, aber Mineralien können Hinweise darauf geben, dass es dort einmal Wasser gab.

"Für OPPORTUNITY war es einfach, solche Mineralien zu finden", erklärt Arvidson. "OPPORTUNITY landete in einem ehemaligen Flussbett. SPIRIT musste dagegen schon viel härter arbeiten. SPIRIT landete in einer Ebene aus Basalt, die von Lavaströmen geformt und von wiederholten Meteoriteneinschlägen "zerfressen" wurde. Bis jetzt gab es kaum Beweise dafür, dass es jemals Irgendetwas gegeben hat, das sehr nass gewesen ist.

SPIRIT's Sandfalle
Oben: SPIRIT begutachtet seine eigene mißliche Lage. Die helle Erde links im Bild ist lockeres flockiges Material, das von SPIRITs linkem Vorderrad aufgewühlt wurde, als der Rover beim Rückwärtsfahren durch eine dunklere krustenartige Oberfläche gebrochen war. Rechts ist das am wenigsten eingesunkene der sechs Räder des Robotfahrzeugs zu sehen. (Photo: NASA/JPL-Caltech)
Als SPIRIT jedoch eine Gegend auf dem Mars erreichte, die die "Columbia Hügel" genannt wird, veränderte sich der ganze Charakter der Mission. "SPIRIT stieß zufällig auf Eisenhydroxid, ein Mineral, das sich in der Gegenwart von Wasser bildet. Das machte uns auf eine Änderung [der Mission] aufmerksam. Wir stießen auf immer mehr Felsgestein, das sich nur unter Anwesenheit von Wasser bildet."

Dann fuhr sich SPIRIT auf dem Rand eines kleinen Kraters an einer Stelle loser Erde fest. Seufz - Schon wieder stecken geblieben.

Aber Halt!

"SPIRIT musste erst stecken bleiben, um seine nächste Entdeckung zu machen", meinte Arvidson.

Als der Rover versuchte zu entkommen, begannen seine Räder die Erde aufzuwühlen und ließen dabei darunter liegende Sulfate zum Vorschein kommen. Sulfate sind Mineralien, die sich nur knapp unterhalb der Oberfläche befinden. Weil der Wasserdampf aus der Tiefe Schwefel enthält, rufen uns diese Sulfate sehr laut zu, dass sie sich in Öffnungen gebildet haben, aus denen Wasserdampf entweicht. Wasserdampf steht mit hydrothermischer Aktivität in Verbindung, ein Beweis für durch Wasser hervorgerufenem explosivem Vulkanismus. Solche Gebiete könnten einst Leben begünstigt haben.

"Und verblüffenderweise verläuft die Grenze zwischen der sulfatreichen Erde und der Erde, die gerade nur noch die arttypische Konzentration an Sulfaten enthält, genau in der Mitte des gestrandeten Rovers entlang. SPIRIT sitzt - mit gespreizten Beinen auf der Grenze - auf dem Rand eines Kraters."

"Der Rover hat auch herausgefunden, dass die Oberfläche des Schwefel-Materials krustig ist. Uralte Sulfate haben diese Kruste wahrscheinlich gebildet, als sie über Millionen Jahre hinweg durch Klimaschwankungen bearbeitet wurden, die mit der Änderung des Mars-Orbit in Zusammenhang stehen."

Und das ist, was die Wissenschaftler denken: Wenn während des Mars-Sommers ein Pol von der Sonne angestrahlt wird, erwärmt sich dieser Pol und das Wassereis verlagert sich an den Äquator. Es schneit dort sogar! Warme, dunkle Erde unterhalb des Schnees verursacht, dass die untere Schneeschicht anfängt zu schmelzen. Das Wasser sickert in die Sulfate, löst die wasserlöslichen Eisensulfate auf und bildet mit den übrig bleibenden Kalziumsulfaten eine Kruste.

"Indem SPIRIT an der Stelle Troy festsitzt, war es ihm möglich, uns über den neuzeitlichen Wasserzyklus auf dem Mars zu unterrichten." Tatsächlich hat SPIRIT's trojanische Sage den Wissenschaftlern materielle Beweise über vergangenes Wasser auf dem Mars in Bezug auf zwei Zeitskalen geliefert: die Zeiten mit uraltem Vulkanismus und Zyklen, die bis zum heutigen Tag andauern.

"Wir befinden uns hier nun seit mehr als sechs Monaten. Das ist eine lange Zeit, um Messungen durchzuführen. Wir haben viel gelernt. Troy ist ein guter Platz, um unter Bedrängnis zu geraten, aber jetzt sind wir bereit aufzubrechen.

"Wird es SPIRIT wohl gelingen freizukommen, um seine unglaubliche Geschichte fortzuführen?" Lesen Sie weiterhin auf den Seiten des Space Science Journals, um herauszufinden, ob der Befreiungsplan von Erfolg gekrönt sein wird.

Quelle: Science@NASA
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher


letzte Änderung am 9. Dezember MMIX