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Artikel 25. November 2011
Erneute Kontaktversuche mit Phobos-Grunt ohne Erfolg
Nach ersten Kontakten am 22. und 23. durch ESA-Station schweigt russische Sonde wieder

Phobos-Grunt
Oben: Künstlerische Darstellung von Phobos-Grunt am Mars. (Photo: Roskosmos)
Die russische Marssonde Phobos-Grunt hat am Donnerstag und Freitag erneut geschwiegen, nachdem am Dienstag und Mittwoch ermutigende Signale von der in der Erdumlaufbahn gestrandeten Sonde aufgefangen wurden.

Die Bahnverfolgungs- und Kommunikationsstation der Europäischen Raumfahrtagenrut ESA im australischen Perth hatte am Dienstag (22. 11.) und Mittwoch (23. 11.) Radiosignale vom Raumfahhrzeug aufgefangen, aber mehr als ein halbes Dutzend Lauschgelegenheiten seither haben keine weitere Kommunikation zustande gebracht, wie Verantwortliche der ESA erklärten.

Die Signalauffassung am 22. war das erste Mal, daß überhaupt jemand seit dem Start am 8. November in der Lage war, Kontakt mit Phobos-Grunt aufzunehmen. Die Sonde sollte ursprünglich Proben vom Marsmond Phobos einsammeln und zur Erde zurückschicken.

Ausgestattet mit einem speziellen Empfänger, der die Stärke seines Signals dämpfen soll, hat die 15 Meter durchmessende Schüssel in Perth begrenzte Telemetriedaten von Phobos-Grunt während beider erfolgreicher Kommunikationsversuche empfangen. Die ESA hat die Daten über das europäische Raumfahrtbetriebszentrum ESOC in Darmstadt an den russischen Vertragspartner für die Mission NPO Lawotschkin weitergeleitet.

Während beider erfolgreicher Kontakte haben die Ingenieure den Sender von Phobos-Grunt angewiesen, sich an- und abzuschalten. Die Station in Perth hat während der Verbindung am Mittwoch, die stabiler ablief, einige Informationen von der Raumsonde empfangen, darunter rund 400 Telemetrie-"Rahmen" und zweitägige Dopplerdaten, wie Wolfgang Hell, der Serviceleiter der ESA für die Mission Phobos-Grunt erläuterte.

ESOC
Oben: Archivphoto aus dem Europäischen Raumfahrtbetriebszentrum ESOC in Darmstadt. (Photo: ESA)
Die Flugleittechniker haben während eines folgenden Überfluges am Mittwoch weitere Kommandos zu Phobos-Grunt gesandt, aber seither haben die Verantwortlichen nichts mehr von der LKW-großen Sonde gehört.

"Unsere russischen Kollegen haben uns mit einem vollständigen Satz an Telekommandos versorgt, die wir hochsenden können", erklärte Hell. "Und die Station Perth wurde so eingerichtet, daß sie dieselben Techniken und Konfigurationen einsetzen konnte, die schon zuvor funktioniert hatten. Aber wir konnten keine von der Raumsonde ausgehenden Radiosignale feststellen."

Hell und eine Gruppe von Flugleittechniker am Europäischen Raumfahrtbetriebszentrum in Darmstadt beaufsichtigen die Kontaktbemühungen über ESTRACK, einem Netzwerk von Bodenstationen auf der ganzen Welt, einschließlich Perth.

"Das Team hier am ESOC wird sein bestmögliches tun, um die Russen bei der Untersuchung der Situation zu unterstützen", meinte Manfred Warhaut, der Chef für den Missionsbetrieb am ESOC.

Die Anlage in Perth hat jedesmal, wenn Phobos-Grunt sie überfliegt, nur etwa sechs bis acht Minuten Zeit für eine begrenzte Übertragung von Kommandos und für den Empfang von Daten.

Phobos-Grunt bewegt sich in 320 km Höhe um die Erde, gestranded in einer niedrigen Umlaufbahn nach dem Start am 8. November. Ein Raketenpaket, das an der Raumsonde angekoppelt ist, hatte zweimal feuern sollen, um die Sonde zum Mars zu beschleunigen, aber keine der beiden Triebwerkseinsätze erfolgte wie geplant in den Stunden nach dem Start.

Ohne Daten, mit denen der Zustand des 13 Tonnen schweren Raumfahrzeugs bestimmt werden kann, bleiben die russischen Ingenieure über die Ursache für das Triebwerksversagen im Dunkeln. Rußland hat die ESA und die NASA um Hilfe bei der Kontaktaufnahme mit der Sonde gebeten, aber die Tiefenraumantenne der NASA in Goldstone im US-Bundesstaat Kalifornien hatte nie ein Signal empfangen.

Das Tiefenraumnetzwerk der NASA hatte daraufhin am Dienstag die Versuche, Signale von Phobos-Grunt zu empfangen, aufgegeben, um sich stattdessen auf den Start des Mars-Wissenschaftslabors (MSL) am Samstag vorzubereiten.

Da die Umlaufbahn von Phobos-Grunt so niedrig ist, gehen Experten davon aus, daß das mit Treibstoff voll beladene Raumfahrzeug nur noch der Wirkung des Luftwiderstands unterworfen sein wird und voraussichtlich Anfang nächsten Jahres in die Erdatmosphäre wiedereintreten wird. Nicholas Johnson, der Experte der NASA für Weltraumschrott, meinte der Wiedereintritt könnte Ende Januar oder im Februar erfolgen, aber ein genauerer Zeitraum könne erst in einigen Wochen bestimmt werden.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 26. November MMXI