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Artikel 4. August 2011
Daten von NASA-Raumfahrzeug lassen auf dem Mars fließendes Wasser vermuten
Salzwasser die passendste Erklärung für dunkle Rinnen - trotzdem bleiben Fragen

Vermutete Salzwasserströme auf dem Mars
Oben: Hier zeigen sich am Hang des Newton-Kraters auf dem Mars die dunklen, länglichen Streifenformationen, von denen Wissenschaftlern annehmen, dass es sich um Rinnen handelt, die durch Salzwasserströme entstanden sind. (Foto: Laboratorium für Strahlantriebe - JPL)
Beobachtungen des Mars Reconnaissance Orbiters (MRO) der NASA zeigen, dass es während der wärmsten Monate auf dem Mars fließendes Wasser geben könnte.

"Das Mars-Explorationsprogramm ist uns weiterhin dabei behilflich zu bestimmen, ob es auf dem Roten Planeten in irgendeiner Form Leben geben könnte und es bestätigt wieder einmal, dass der Mars ein wichtiges zukünftiges Ziel für eine menschliche Erkundung ist", sagte NASA-Administrator Charles Bolden.

Spät im Frühling treten an einigen Abhängen auf dem Mars dunkle, längliche und meterlange Formationen auf. Im Winter sind diese verschwunden, um im nächsten Frühling wieder zurückzukehren. Wiederholte Beobachtungen haben die saisonalen Veränderungen in diesen wiederkehrenden Merkmalen an mehreren steilen Hängen in mittleren Breitengraden der südlichen Hemisphäre des Mars verfolgt.

"Die beste Erklärung für diese Beobachtungen ist bis jetzt das Fließen von Salzwasser", äußerte Alfred McEwen von der Universität zu Arizona, Tucson. McEwen ist Projektleiter um die hochauflösende Kamera (HiRISE) des Orbiters und Hauptautor eines Berichts über wiederkehrende Ströme, der in dem englischsprachigen wissenschaftlichen Magazin SCIENCE veröffentlicht wurde.

Einige Aspekte der Beobachtungen geben den Wissenschaftlern immer noch Rätsel auf, aber flüssiges Salzwasser passt besser zu den Eigenschaften der Beobachtungen als alternative Hypothesen. Salzhaltigkeit senkt den Gefrierpunkt von Wasser. Stellen mit aktiven Wasserflüssen werden selbst im flachen Untergrund noch so warm, dass Wasser mit einem Salzgehalt wie in unseren Erdozeanen noch flüssig bleibt. Reines Wasser würde dagegen bei den festgestellten Temperaturen gefrieren.

"Diese dunklen Streifen unterscheiden sich von den Merkmalen an anderen Abhängen des Mars", erläuterte der MRO-Projektwissenschaftler Richard Zurek vom Laboratorium für Strahlantriebe (JPL) der NASA in Pasadena, Kalifornien. "Wiederholte Beobachtungen zeigen, dass sie sich während der warmen Jahreszeit immer weiter hangabwärts ausbilden."

Vergleich der Rinnen und wiederkehrenden Ströme
Oben: Dieses Bild vergleicht die Rinnen (Pfeil oben) und die wiederkehrenden Ströme der warmen Jahreszeit (Pfeil unten). Die Rinnen befinden sich an der polzugewandten Seite des Hanges, während die Ströme der warmen Jahreszeit an der dem Äquator zugewandten Seite des Hanges auftreten. (Foto: Laboratorium für Strahlantriebe - JPL)
Die abgelichteten Merkmale sind nur ungefähr einen halben bis fünf Meter breit, werden aber bis zu mehreren hundert Meter lang. Sie sind damit viel schmaler als die Rinnen an Hängen auf dem Mars, über die bis jetzt berichtet wurde. Allerdings weisen manche dieser Orte mehr als 1000 einzelne Rinnen auf. Außerdem, während es unzählige Rinnen an kalten, den Polen zugewandten Hängen gibt, befinden sich diese dunklen Ströme an wärmeren, dem Äquator zugewandten Hängen.

Die Aufnahmen zeigen, dass die Ströme vom späten Frühling bis frühen Herbst an felsigen, dem Äquator zugewandten Hängen sowohl länger als auch dunkler werden. Die Saisonbedingtheit, Verteilung in diesen Breitengraden und Veränderungen in der Helligkeit lassen darauf schließen, dass an dem Prozess ein flüchtiges Material beteiligt ist - man kann aber nicht direkt feststellen welches. Die Umgebung ist für Kohlendioxidfrost zu warm und, an manchen Stellen, für reines Wasser zu kalt. Dies lässt die Aktivität von Salzwasser vermuten, welches einen niedrigeren Gefrierpunkt hat. Die großen Salzablagerungen auf dem Mars deuten darauf hin, dass es in der Vergangenheit des Mars viel Salzwasser gegeben haben muss. Aufgrund der neuesten Beobachtungen kann davon ausgegangen werden, dass sich Salzwasser zeitlich und örtlich begrenzt heute immer noch nahe der Oberfläche bilden könnte.

Bei einer Untersuchung der infrage kommenden Hänge mit MROs Bildwandlungsspektrometer CRISM konnte kein Wasser festgestellt werden. Es könnte sein, dass die Merkmale an der Oberfläche entweder schnell austrocknen, oder dass es sich bei ihnen um unterirdische seichte Strömungen handelt.

"Die Strömungen sind nicht deswegen dunkel, weil sie nass sind", führte McEwen weiter aus. "Sie sind aus einem anderen Grund dunkel."

Eine salzhaltige Strömung könnte für eine andere Anordnung der Körnchen sorgen oder die Rauheit der Oberfläche so verändern, dass sich deren Erscheinung dunkler darstellt. Wie die Merkmale dann wieder heller werden wenn die Temperaturen fallen, ist nicht so leicht zu erklären.

"Im Moment ist dies ein Rätsel, aber ich denke es ist ein Rätsel, das sich mit weiteren Beobachtungen und Laborversuchen lösen lässt", sagte McEwen.

Mit diesen Ergebnissen sind Wissenschaftler einem Nachweis, dass es auf der Oberfläche des Planeten heute noch flüssiges Wasser gibt, bislang am nächsten gekommen. Gefrorenes Wasser wurde nahe der Oberfläche in mittleren bis höheren Breiten jedoch schon an vielen Stellen aufgespürt. Frische Rinnen deuten in geologisch jüngeren Zeiten auf Bewegungen der Hänge hin. Vielleicht hatte Wasser seinen Anteil daran. Angeblich traten an den Streben des MARS PHOENIX LANDERS auch Tropfen von Salzwasser auf. Falls künftige Studien der wiederkehrenden dunklen Ströme Salzwasser bestätigen, könnten dies die ersten bekannten Stellen mit flüssigem Wasser auf dem Mars sein.

Quelle: Laboratorium für Strahlantriebe (JPL)
Bearbeitet von: Joachim Dietlicher

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letzte Änderung am 15. August MMXI