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Artikel 24. September 2009
NASA-Sonde beobachtet von Meteoriten freigelegtes Eis auf dem Mars
Eis liegt nur in geringer Tiefe unter der Oberfläche - Bestätigung auch für Vorkommen in mittleren Breitengraden des Roten Planeten

Freigelegtes Eis
Oben: Auf dem linken Bild vom 11. Oktober 2008 ist Eis in dem frischen Meteoriteneinschlagkrater zu sehen. In dem rechten Bild, das 3 Monate später aufgenommen wurde, ist das meiste Eis bereits in der dünnen Marsatmosphäre unter Einwirkung von Sonnenlicht sublimiert. (Photos: NASA/JPL)
Der Mars Reconnaissance Orbiter der NASA hat gefrorenes Wasser entdeckt, das sich direkt unter der Oberfläche in mittleren Breitegraden des Mars versteckt. Die Beobachtungen der Raumsonde wurden aus der Umlaufbahn gemacht, nachdem Meteoriten einen frischen Krater auf dem Roten Planten ausgeworfen hatten.

Die wissenschaftler, die die Instrumente des Orbiters steuern, entdeckten hellscheinendes Eis, das an fünf Stellen durch neue Krater in einer Größe von einem halben bis zu zweieinhalb Metern Durchmesser freigelegt wurde. Die Krater hatte es in vorangegangenen Aufnahmen dieser Stellen noch nicht gegeben. Einige der Krater zeigen eine dünne Schicht hellen Eises auf dunklerem darunterliegenden Material. Die hellen Flecken wurden in den folgenden Wochen dunkler, als das freisch freigelegte Eis in der dünnen Marsatmosphäre verdampfte. Einer der neuen Krater hatte einen hellen Fleck, der groß genug war, daß die Instrumente des Orbiters bestätigten konnten, daß es sich dabei um Wassereis handelt.

Die Entdeckungen bestätigen, daß Wassereis bereits in Breitengraden auf halben Weg zwischen Äquator und Polen vorkommt, und damit in niedrigeren Breitengraden, als man bei dem Klima auf dem Mars bislang annahm.

"Dieses Eis ist das Relikt eines feuchteren Klimas, das vielleicht nur mehrere tausend Jahre her ist", meinte Shane Byrne von der Universität von Arizona in Tucson.

Byrne ist ein Mitglied des Teams, das die Hochauflösende Kamera (HiRISE) betreibt, die diese noch nie dagewesenen Bilder geschossen hat. Byrne und 17 Mitautoren berichten über ihre Entdeckungen in der Ausgabe vom 25. September der Zeitschrift Science.

"Wir wissen nun, daß wir frische Einschlagstellen nutzen können, um nach Wassereis direkt unter der Oberfläche zu suchen", erklärte Megan Kennedy von Malin Weltraumwissenschaftliche Systeme in San Diego, eine Mitautorin der Abhandlung und Mitglied des Teams, das die Kontextkamera des Orbiters betreibt.

Während einer typischen Woche liefert die Kontextkamera mehr als 200 Bilder vom Mars, die ein Gebiet größer als Kalifornien abdecken. Das Kamerateam schaut sich jedes Photo genau an, wobei sie manchmal dunkle Stellen finden, die frische Krater in dem staubbedeckten Terrain erzeugen. Durch das Vergleichen mit früher gemachten Photos derselben Regionen, kann festgestellt werden, ob ein Geländemerkmal neu ist. Das Team hat mehr als 100 frische Einschlagstellen entdeckt, die meisten näher am Äquator gelegen, als die, die jetzt das Eis freigelegt hat.

Ein Bild von der Kamera vom 10. August 2008 zeigte eine offensichtliche Kraterbildung nach einem Bild, das 67 Tage früher von der Gegend aufgenommen worden war. Die Gelegenheit, eine solch frische Einschlagstelle zu studieren, veranlaßte sie, am 12. September 2008 einen Blick mit der hochauflösenden Kamera des Orbiters darauf zu werfen, was eine Gruppe von kleinen Kratern bestätigte.

"Etwas ungewöhnliches stach hervor", erläuterte Byrne. "Wir sahen helles Material am Grund des Kraters mit einer ganz besonderen Farbe. Es sah sehr wie Eis aus."

Das helle Material an dieser Stelle bedeckte nicht genug Fläche, als daß das Spektrometerinstrument seine Zusammensetzung bestimmen konnte. Jedoch wurde am 18. September 2008 auf einem Bild von einer anderen Stelle ein Krater entdeckt, der acht Monate zuvor noch nicht da war. Bei diesem Krater war die Fläche hellen Materials größer.

"Wir waren sehr aufgeregt darüber, also haben wir eine schnelle Nachbeobachtung durchegführt", erklärte Mitautor Kim Seelos vom Labor für Angewandte Physik der Johns Hopkins Universität in Laurel, Maryland (JHUAPL). "Jeder vermutete, daß es Wasseis wäre, aber es war wichtig, das Spektrum als Bestätigung zu bekommen."

Richard Zurek, Projektwissenschaftler für den Mars Reconnaissance Orbiter am Strahlantriebslabor (JPL) der NASA im kalifornischen Pasadena, meinte: "Diese Mission wurde so entworfen, daß die Koordination und die schnelle Reaktion der wissenschaftlichen Gruppen vereinfacht wird. Das macht es möglich, sich schnell verändernde Oberflächenmerkmale zu entdecken und zu verstehen."

Das Eis, das durch frischen Einschläge freigelegt wurde, läßt vermuten, daß der VIKING 2 Lander, der im Jahr 1976 in mittleren Breiten auf dem Mars gelandet und Proben aus dem Boden gebaggert hatte, möglicherweise auf Eis gestoßen wäre, wenn nur 10 cm tiefer gegraben hätte. Die VIKING 2 Mission, die aus einem Orbiter und einem Lander bestand, war im September 1975 gestartet worden und war die erste von zwei Raumsonden, die erfolgreich auf dem Mars niedergegangen waren. Die VIKING 1 und 2 Lander charakterisierten die Struktur und die Zusammensetzung der Marsatmosphäre und der Oberfläche. Sie führten außerdem direkt vor Ort biologische Untersuchungen nach Leben auf dem Planeten durch.

Die Mars Reconnaissance Mission wird vom JPL in Pasadena für das Direktorat für Wissenschaftliche Missionen der NASA in Washington verwaltet. Lockheed Martin Raumfahrtsysteme in Denver, Colorado hat die Sonde gebaut. Die Kontextkamera wurde von Malin Weltraumwissenschaftliche Systeme entwickelt und gebaut. Die Universität von Arizona betreibt die HiRISE-Kamera, die von Ball Luft- und Raumfahrttechnik in Boulder, Colorado gebaut wurde. Das JHUAPL hat die Arbeiten zur Entwicklung de Kompakten Aufklärungs-Abbildungsspektrometers geleitet und betreibt es in Koordination mit einem internationalen Team von Forschern.

Quelle: Strahlantriebslabor der NASA (JPL)
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 10. Oktober MMIX