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Bericht 22. November 2006
Mars Global Surveyor vermutlich verloren
Betagte Raumsonde antwortet nicht mehr - auch Auffindungsversuch durch Mars Reconaissance Orbiter schlägt fehl

Mars Global Surveyor
Oben: Die Raumsonde Mars Global Surveyor ist seit gut 9 Jahren in der Umlaufbahn des roten Planeten. Jetzt ist die Verbindung zu ihr abgebrochen. (Abbildung: NASA/JPL)
Die NASA-Raumsonde Mars Global Surveyor hat vermutlich ihre Karriere als Planetenerkunder beendet. Das Raumfahrzeug war von allen zum roten Planeten geschickten Sonden am längsten im Betrieb und hat die meisten wissenschaftlichen Resultate geliefert.

"Mars Global Surveyor hat alle Erwartungen übertroffen", meinte Michael Meyer, der leitende Wissenschaftler für die Marserkundung am NASA-Hauptquartier in Washington. "Er ist jetzt bereits die produktivste wissenschaftliche Mission zum Mars und wird noch eine ganze Reihe an Entdeckungen zum Vorschein bringen, wenn der Schatz an Beobachtungen, den er angesammelt hat, in den kommenden Jahren weiter analysiert wird." Die Mars Orbiter Kamera (MOC) hat mehr als 240.000 Aufnahmen zur Erde übertragen.

Der Orbiter hat seit dem 2. November nicht mehr mit der Erde kommuniziert. Vorläufige Hinweise scheinen darauf hinzudeuten, daß eine der Solarzellenflächen Probleme bekam sich zu drehen, was die Möglichkeit aufwirft, daß das Raumfahrzeug nicht mehr in der Lage ist, genügend Strom für die Kommunikation zu erzeugen. Ingenieure untersuchen auch andere denkbare Erklärungen für die Funkstille.

"Realistisch gesehen haben wir die wahrscheinlichsten Möglichkeiten für die Wiederherstellung der Kommunikation durchgearbeitet und sehen uns nun damit konfontiert, daß der unglaubliche Strom an wissenschaftlichen Beobachtungen von Mars Global Surveyor aller Wahrscheinlichkeit nach versiegt ist", erklärte Fuk Li, der Leiter des Marserkundungsprogramms am Laboratorium für Strahlantriebe (JPL) der NASA im kalifornischen Pasadena. "Wir geben aber dennoch nicht auf."

Die Bemühungen, den Kontakt mit der Raumsonde wiederherzustellen und herauszufinden, was mit ihr geschehen ist, gehen weiter. Das jüngste Raumfahrzeug der NASA, das den Mars erreicht hat, der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO), hat am Montag seine Kameras in Richtung Mars Global Surveyor geschwenkt. "Wir haben mit dem Sternsucher, der Kontextkamera und der hochauflösenden Kamera des Mars Reconnaissance Orbiters nach Mars Global Surveyor Ausschau gehalten", berichtete Doug McCuistion, der Direktor des Marserkundungsprogramms am NASA-Hauptquartier. "Eine vorläufige Analyse der Bilder hat keine definitive Sichtung des Raumfahrzeugs gezeigt."

Die nächste Möglichkeit, etwas über den Zustand von MGS zu erfahren, ist ein Plan, ein Kommando zum Einsatz eines Senders zu übermitteln, der Ende der Woche von einem der beiden Erkundungsfahrzeuge der NASA auf dem Mars gehört werden könnte.

Mars Global Surveyor war am 7. November 1996 gestartet worden und war am 11. September 1997 in die Marsumlaufbahn eingetreten. Er hat als erster das Luftbremsverfahren eingesetzt, bei dem im Tiefpunkt der Bahn durch leichtes Eintauchen in die oberste Atmosphärenschichten des Mars das Raumfahrzeug abgebremst wird und die stark elliptische Bahn allmählich in eine nahezu kreisförmige reduziert wird. Die Mission begann dann im April 1999 die primäre Kartographierungsphase. Die ursprüngliche Planung sah vor, den Planet ein Marsjahr (knapp zwei Erdenjahre) lang zu untersuchen. Aufgrund der wissenschaftlichen Ergebnisse, die die Raumsonde zurückgeliefert hatte, wurde die Mission insgesamt viermal von der NASA verlängert.

"Er ist eine außerordentliche Maschine, die Dinge vollbracht hat, die die Konstrukteure nie für möglich gehalten hätten, und das trotz eines gebrochenen Flügels, einem ausgefallenen Gyroskop und einem verschlissenen Lageregelungskreisel. Die Hersteller und der wissenschaftliche Stab können stolz auf ihr Vermächtnis aus wissenschaftlichen Entdeckungen und der Unterstützung für nachfolgende Missionen sein", meinte Tom Thorpe, der Mars-Global-Surveyor-Projektleiter am JPL.

Die Raumsonde hat Landestellen für die beiden NASA-Rovers, die 2004 auf dem Mars gelandet sind, untersucht, ebenso wie zukünftige Landegebiete für den Mars Phoenix Lander und das Mars Science Laboratory. Sie hat die atmosphärischen Bedingungen während der Luftbremsmanöver der jüngeren Raumsonden überwacht. Sie hat als Relais für die Rover fungiert und Kartenmaterial über ihre Umgebung geliefert.

Als wir den Start vor 10 Jahren verfolgten, fragten wir uns, ob sie überhaupt bis zum Ende der geplanten Missionsdauer durchhalten würde. Wir haben sicher nicht an eine zehnjährige Betriebsdauer gedacht", erklärte der pensionierte JPL-Mitarbeiter Glenn Cunningham, der das Global Surveyor Projekt während der Entwicklungs und der Startvorbereitung geleitet hatte.

Zu den vielen wichtigen Entdeckungen über den Mars gehören unter anderem:

    Die Kamera der Raumsonde fand in die Hänge eingeschnittene Rinnen, die wenn überhaupt nur wenige Einschlagkrater aufweisen. Dies deutet darauf hin, daß diese Rinnen geologisch jung sind. Wissenschaftler sehen darin ein Indiz für das Wirken von flüssigem Wasser, insbesondere in jüngerer Zeit.
    Das mineralienkartierende Infrarotspektrometer hatte Konzentrationen eines Minerals gefunden, das sich oft unter feuchten Bedingungen bildet: feinkörniges Hämatit. Diese Entdeckung führte zur Wahl einer hämatitreichen Gegend als Landezone für das Marserkundungsfahrzeug OPPORTUNITY.
    Durch Messungen mit dem Laser-Höhenmesser konnte eine bis dahin nicht dagewesene globale topographische Karte des Mars erzeugt werden. Das Instrument deckte eine Vielzahl von stark erodierten oder verschütteten Krater auf, die für bisherige Beobachtungsinstrumente zu schwer zu entdecken gewesen waren, und kartographierte Canyons in den polaren Eiskappen.
    Das Magnetometer hatte lokal begrenzte Restmagnetfelder entdeckt, die darauf hinwiesen, daß der Mars einst ein Magnetfeld wie die Erde hatte, das die Oberfläche vor der tödlichen kosmischen Strahlung geschützt hatte.
    Die Kamera hatte ein fächerförmiges Gebiet aus miteinander verflochtenen gebogenen Bergrücken entdeckt, das als Indiz für ein uraltes Flußdelta interpretiert wird, das durch einen andauernden Fluß von Wasser über eine längere Zeitperiode in der frühen Vergangenheit des Planeten entstanden sein soll.
    Durch sein langes Leben war es Mars Global Surveyor möglich, die Veränderungen während der sich wiederholenden Jahreszyklen zu verfolgen. Für drei Marssommer in Folge verringerten sich die Kohlendioxidablagerungen nahe des Südpols im Vergleich zum Vorjahr, was die Vermutung nahelegt, daß eine Klimaänderung im Gange ist.


Quelle: NASA Presseerklärung
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 23. November MMVI