Zurück zur Startseite Kommerziell
Zurück zur Startseite Zurück zur Kommerziell-Indexseite
Artikel 30. Juni 2011
Durchstarten bei der Entwicklung der neuen bemannten Raumfahrzeuge
NASA's Plan für private Weltraumtaxen geht einen Schritt voran

bemanntes Raumfahrzeug von Blue Origin
Oben: Das Konzept von Blue Origin für ein bemanntes Raumfahrzeug sieht eine wiederverwendbare Raumkapsel vor, die auch mit einer eigenen wiederverwendbaren Trägerrakete gestartet werden soll. (Abbildung: NASA/Blue Origin)
NASA's Plan, kommerzielle Raumfahrzeuge einzusetzen, um Astronauten in die Erdumlaufbahn zu bringen, nachdem die Raumfähren außer Dienst gestellt wurden, entwickele sich ganz gut, wie die Raumfahrtbehörde heute verlauten ließ.

Die vier privaten Firmen, die Fördergelder im Rahmen der zweiten Runde der Entwicklung kommerzieller bemannter Raumfahrzeuge (CCDev2) zugesprochen bekommen haben, hätten bislang alle anfänglichen Meilensteine erreicht, wie Vertreter der Behörde erklärten.

"Jeder der Partner hat direkt durchgestartet", meinte Phil McAlister, der amtierende Direktor für die Entwicklung kommerzieller Raumfahrzeuge, gegenüber Space.com. "CCDev2 ist erst 60 Tage alt und wir haben schon alle anfänglichen Meilensteine erfolgreich absolviert. Wir sind sehr zufrieden damit."

Die NASA soll ihre Flotte aus drei Space-Shuttle-Orbitern dieses Jahr einmotten, nachdem sie 30 Jahre lang in die Erdumlaufbahn und wieder zurück geflogen sind. Während die NASA schwerere Herausforderungen, wie den bemannten Flug zu einem Asteroiden und zum Mars angeht, hofft sie, daß die kommerzielle Industrie schnell genug einspringen kann, um die Lücke in der bemannten US-Raumfahrt zu schließen.

Die NASA ermutigt die kommerziellen Firmen auch, unbemannte Raumfahrzeuge zu bauen, um Versorgungsgüter zur Internationalen Raumstation und wieder zurück zu transportieren, was ein weiterer Bedarf ist, der gedeckt werden muß, wenn die Raumfähren ausgemustert werden.

Vier Vorreiter

Dragon
Oben: Die Raumkapsel DRAGON wird von SpaceX zunächst als unbemannter Frachter zur Versorgung der ISS entwickelt, im Rahmen von CCDev aber auch zu einem bemannten Raumfahrzeug weiterentwickelt. (Abbildung: SpaceX)
Die vier Unternehmen, die als Vorreiter in der Entwicklung kommerzieller bemannter Raumfahrzeuge im Rennen sind, sind Blue Origin mit Sitz in Kent im US-Bundesstaat Washington, denen $22 Millionen (ca. €15 Millionen) von der NASA zugesprochen wurden; Die Sierra Nevada Corporation aus Loisville im US- Bundesstaat Colorado, die $80 Millionen (ca. €55 Millionen) erhalten haben; Space Exploration Technologies (SpaceX) aus Kawthorne im US-Bundesstaat Kalifornien, die mit $75 Millionen (ca. €51,5 Millionen)gefördert wurden; sowie Boeing aus Houston, Texas, die mit $92.3 Millionen (ca. €63,5 Millionen) unterstützt werden.

Die NASA hofft, daß diese privaten Raumfahrzeuge Mitte des Jahrzents einsatzbereit sind.

"Es existieren bedeutende Herausforderungen in Zusammenhang mit diesem Programm, technische, finanzielle und sogar kulturelle Herausforderungen", erläuterte McAlister. "Es gibt keine Garantie auf Erfolg, aber wir glauben, daß wir einen guten Plan haben, um dahin zu kommen. Angenommen, wir bekämen genügend Mittel, dann denke ich, kann man mit gutem Grund davon ausgehen, daß wir in der Mitte des Jahrzehnts (Flug-) Dienstleistungen zur ISS haben werden."

Anfängliche Meilensteine

CST-100
Oben: Die CST-100 ist der Entwurf des Luft- und Raumfahrtriesen Boeing für die nächste Generation bemannter Raumfahrzeuge. (Abbildung: Boeing)
Am 19. Mai hat Boeing seine Delta- Systemdefinitionsabnahme durchgeführt, bei der die Ingenieure Aktuelle Daten und Verbesserungen ihres Konstruktionsplans für das Raumfahrzeug CST-100 von Boeing präsentierten, einschließlich eines verbesserten Schutzes gegen Mikrometeoriten und Weltraummüll und anderen Neuerungen.

"Wir haben Experten von Außen mit eingebracht, die die Konstruktion aus einer übergeordneten integrierten Systemperspektive begutachtet haben, um sicherzustellen, daß wir ein sicheres und erschwingliches System konstruieren und bauen", erklärte Keith Reilly, der stellvertretende Programmleiter des kommerziellen bemannten Raumfahrzeugprogramms bei Boeing in einer Stellungnahme.

SpaceX, die einzige Firma der vier, die bereits erfolgreich ein Raumfahrzeug auf einem Testflug in die Umlaufbahn gebracht hat, arbeitet derzeit an einem Startabbruchsystem für ihr Raumfahrzeug, das eine Notwendigkeit für einen bemannten Flug ist.

Im Dezember 2010 hat die Firma ihre Raumkapsel DRAGON auf der Spitze ihrer FALCON 9 Trägerrakete in's All gestartet. Nach zwei Erdumläufen war die DRAGON anschließend sicher im Pazifik gewassert. Dies markierte das erste Mal, daß ein Privatunternehmen ein Raumfahrzeug in die Umlaufbahn gebracht und wieder zur Erde zurückgeholt hatte.

Im Mai hat SpaceX eine CCDev2-Auftaktbesprechung abgehalten, in der die Ingenieure die Zertifizierungsanforderungen der NASA durchgingen und die Verantwortlichen der NASA über den Entwicklungsstand aller Systeme informierten.

Raumflugzeug

Dreamchaser
Oben: Der Dream Chaser von SpaceDev/Sierra Nevada Corp. basiert auf dem HL-20 Konzept der NASA für ein auftriebskörperbasierendes Raumfahrzeug. (Abbildung: SpaceDev/Sierra Nevada Corp.)
Sierra Nevada baut ein wiederverwendbares mit Tragflächen versehenes Raumflugzeug namens "Dream Chaser", das dem Space Shuttle mehr ähnelt als der Kapseltyp.

Am 1. Juni führte die Firma eine Projektstartbesprechung und eine Systemanforderungsanalyse durch, bei der Sierra Nevada der NASA ihren Plan für die Erreichung der Erfordernisse für die Zertifizierung als Personentransporter, einen Risikominimierungsplan und andere Details vorstellte.

Blue Origin hat ebenfalls kürzlich eine Reihe von Anfangsbesprechungen durchgeführt, die sich um ihre Anstrengungen, die Konstruktion ihres Raumfahrzeugs voranzutreiben, ein Astronauten-Fluchtsystem zu entwickeln und die Entwicklung des Antriebs für ihre Trägerrakete zu beschleunigen, drehten.

Die Firma, die dafür bekannt ist, wenig über ihre Raumfahrzeugpläne bekanntzugeben, beabsichtigt, ein wiederverwendbares bemanntes Raumfahrzeug zunächst auf der Spitze einer ATLAS-5-Trägerrakete zu starten und später dann auf einem selbstentwickelten wiederverwendbaren Trägersystem, das einen neuen billigen Flüssigwasserstoff-/Flüssigsauerstoffantrieb einsetzt.

Anstehende Tests

Die meisten Meilensteine der kommerziellen Firmen waren Besprechungen und Tests. Das CCDev-Programm ist noch immer in einer frühen Phase, in der die Raumflugpläne noch in der Entwicklung sind; endgültige Konstruktionen wurden aber noch nicht ausgewählt, geschweige denn umgesetzt.

"Wir sind noch in der Entwurfsphase, also ist es völlig natürlich und war zu erwarten, daß wir eine ganze Reihe von Besprechungen haben würden, um zu sehen, wo wir sind und um ihren Fortschritt zu verstehen", meinte McAlister. "In der Entwurfsphase gibt es eine Menge Arbeit zu tun, die kein großer Test ist. Wir werden einiges davon zu sehen bekommen, aber erst ein wenig später im Verlauf des Programms, wenn die Entwürfe mehr Zeit hatten um zu reifen."

MacAlister meinte, das wir uns auf ein paar Motorfeuerungs-, Startabbruchsystem- und Startrampenfluchttests, sowie andere dynamische Aktivitäten freuen könnten.

Die NASA plant Bewerbungen für die dritte Runde des Entwicklungsprogramms für bemannte Raumflugsysteme vor dem Jahresende auszurufen und die Fördergelder dazu irgendwann im Sommer 2012 zu verteilen.

Diesesmal sollen aber nicht mehr einzelne Elemente, wie Raumfahrzeuge oder Trägerraketen, wie noch unter CCDev2, gefördert werden, sondern komplette Raumfahrtsysteme, die sowohl ein Raumfahrzeug, wie auch ein Trägersystem beinhalten, um die gesamte Mission auszuführen.

Dabei können auch wieder Firmen, die keine Förderungen während der letzten Runde erhalten haben mitmachen, erläuterte McAlister.

"Die nächste Runde wird ein richtiger und offener Wettbewerb sein, offen für jedes US-Unternehmen, das mitmachen will", sagte er.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

Kommentar abgeben


letzte Änderung am 4. Juli MMXI