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Bericht 15. April 2005
Sojus TMA-6 erfolgreich gestartet
Expedition 11 Besatzung soll Ankunft von DISCOVERY vorbereiten - ESA-Astronaut Vittori und Kosmonaut Sergej Krikaljow zum zweiten Mal auf dem Weg zur ISS - Krikaljow wird neuen Rekord aufstellen

Start von Sojus TMA-6
Oben: Der Start von Sojus TMA-6 in der Nacht vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan. (Photo: ESA/S. Corvaja)
Heute morgen um 06.46 Uhr Ortszeit (02.46 Uhr MESZ) startete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan mit dem Sojus-Flug 10S die Mission "ENEIDE“ mit dem italienischen ESA-Astronauten Roberto Vittori und der Expedition-11-Besatzung der ISS an Bord einer Sojus TMA-6 in Richtung Internationale Raumstation (ISS).

Dem Start folgend erreichte die Sojus TMA-6 nach der neun Minuten dauernden Aufstiegsphase ihre Umlaufbahn. In zwei Tagen wird die Besatzung mit Vittori, dem russischen Kosmonauten Sergej Krikaljow und dem NASA-Astronauten John L. Phillips die ISS erreichen und am 17. April um 04:19 Uhr MESZ andocken. Die Ausstiegsluke soll zwei Erdumrundungen später um 07:05 Uhr geöffnet werden.

Vittori nimmt an diesem Sojus-Flug als Flugingenieur teil und wird damit neben Krikaljow, dem Sojus-Piloten und ISS-Kommandanten der Expedition 11, eine aktive Rolle bei der Steuerung und dem Andockmanöver der Raumkapsel spielen. Auch beim Wiedereintritt, dem Abstieg und der Landung auf dem Rückflug wird er diese Funktion innehaben. Dies ist der nunmehr sechste Flug einer Sojus TMA. Der erste erfolgte im Oktober 2002 mit dem belgischen ESA-Astronauten Frank De Winne.

Die Sojus TMA-6 löst ihre Vorgängerin Sojus TMA-5 ab, die im Oktober 2004 die Expedition-10-Besatzung zur ISS gebracht hatte, und wird, als Rettungsboot dienend, rund sechs Monate an der ISS angedockt bleiben.

Vittori besucht als erster europäischer Astronaut die ISS zum zweiten Mal. Während seiner zehntägigen Mission, davon acht Tage auf der ISS, wird er eine Reihe von Experimenten auf den Gebieten der Humanphysiologie, Biologie, Technologie und Bildung durchführen.

Die ENEIDE-Mission, Teil einer Rahmenvereinbarung zwischen der ESA und Rußlands Föderaler Raumfahrtagentur (Roskosmos), wird vom italienischen Verteidigungsministerium und von der Region Latium finanziert. Viele der durchzuführenden Experimente wurden von italienischen Forschern entwickelt und die entsprechenden Instrumente von Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen in Italien gebaut.

ENEIDE-Logo
Oben: Das Logo der ENEIDE-Mission (Abbildung: ESA)
Die Experimente erstrecken sich über sehr unterschiedliche Fachgebiete, darunter etwa Untersuchungen zur Ermüdung der oberen Gliedmaßen der Astronauten, um Methoden zu deren Bekämpfung zu entwickeln und so die Kondition und Leistungskraft der Astronauten zu verbessern, was im Hinblick auf vorgeschlagene längere Missionen von großer Bedeutung ist. Die biologische Forschung umfaßt ein Pflanzenkeimexperiment, mit dem die Machbarkeit des Anbaus krautartiger Gewächse als nahrhafte Lebensmittelquelle im Weltraum festgestellt werden soll. Das Experiment beinhaltet auch eine Bildungskomponente: Schulkinder werden zur selben Zeit wie Vittori im All auf der Erde Pflanzensamen zum Keimen bringen, was ihr Interesse an der Weltraumwissenschaft wecken soll. Im Technologiebereich sind Experimente zur Erprobung der Langlebigkeit elektrischer Komponenten im Hinblick auf ihre Nutzung in Mikrosatelliten und ein Experiment in einer niedrigen Erdumlaufbahn zur Messung und Überprüfung der GPS- und EGNOS-Signale vorgesehen, die beim kombinierten GPS/EGNOS-Navigationssystem zur Kontrolle und Steuerung von Raumfahrzeugen zur Anwendung kommen sollen. EGNOS, der Europäische Geostationäre Navigationsüberlagerungsdienst, ist Europas erstes Unterfangen auf dem Gebiet der Satellitennavigation.

"Ich freue mich sehr, daß diese Mission erfolgreich gestartet wurde“, sagte Daniel Sacotte, der Direktor der ESA für Programme für Bemannte Raumfahrt, Schwerelosigkeitsforschung und Exploration. "Der Start von ENEIDE krönt die gewaltigen Anstrengungen aller in Italien, Rußland und den ESA-Zentren an der Vorbereitung Beteiligten, und ich weiß, daß diese Anstrengungen während der Mission und darüber hinaus nicht nachlassen werden. Mit ihrem umfassenden Programm in den Bereichen Wissenschaft, Bildung und Technologie wird diese Mission europäischen Bürgern aller Altersstufen etwas vermitteln, und ich hoffe, daß sie die Phantasie der Kinder anregen wird, unserer Wissenschaftler und Ingenieure von morgen.“

Abschluß der zehntägigen Mission ist der Rückflug zur Erde mit der Sojus-Kapsel TMA-5 am 24./25. April um Mitternacht (MESZ). Begleitet wird Vittori dabei von der ISS-Mannschaft Expedition 10, dem Amerikaner Leroy Chiao und dem Russen Salischan Scharipow, die am 16. Oktober 2004 mit der Sojus TMA-5 auf der ISS angekommen waren und nun von Krikaljow, dem Kommandanten, und Phillips, dem Flugingenieur für Expedition 11, abgelöst werden.

Rekordmission

Die Besatzung von Sojus TMA-6
Oben: Die Besatzung von Sojus TMA-6. Von links: Expedition 11 Kommandant und Sojus-Pilot Sergej Krikaljow, ESA-Wissenschaftsastronaut und Sojus-Flugingenieur Roberto Vittori, sowie ISS-Wissenschaftsoffizier und -Flugingenieur John Phillips. (Photo: NASA/Bill Ingalls)
Nach ihrer Ankunft auf der Station werden Sergej Krikaljow(46) und John Phillips(54) von ihren Vorgängern der Expedition 10 Besatzung in ausgedehnten Übergabeeinweisungen in den Betrieb der Station eingeführt werden, darunter Übungen mit dem Robotarm der Station CANADARM2.

Krikaljow und Phillips sollen während ihrer sechs Monate an Bord der Raumstation vor allem die Ankunft zweier Raumfähren vorbereiten. STS-114/DISCOVERY, die Mitte Mai starten soll, ist die erste Raumfährenmission seit dem COLUMBIA-Unglück am 1. Februar 2003. Die zweite, STS-121/ATLANTIS, soll im Sommer zur ISS starten. Beide Missionen dienen, neben der Versorgung der Raumstation mit Verbrauchsgütern und Experimenten, dem Test neuer Technologien und Prüfverfahren, die die Raumfährenflüge sicherer machen sollen.

Möglicherweise werden sie auch das Aufstocken der ISS auf die ursprüngliche Besatzungsstärke von drei Mann erleben. Aktuelle Pläne sehen vor, mit der STS-121 ein drittes Besatzungsmitglied zur ISS zu bringen, das bis zur Ablösung durch Expedition 12 im Oktober auf der Station verbleibt.

Zwei Außeneinsätze stehen für die Besatzung auf dem Programm: Der erste im August in amerikanischen Raumanzügen vom amerikanischen Modul QUEST aus, und der zweite mit russischen ORLAN-Anzügen vom russischen Modul PIRS aus. Dabei werden die Raumfahrer Experimente an der Außenseite der Station anbringen.

Krikaljow und Phillips werden außerdem zwei russische PROGRESS-Versorgungstransporter in Empfang nehmen. PROGRESS M1-12 (ISS 18P) wird voraussichtlich im Juni und PROGRESS M-52 (ISS 19P) Ende August an der Station anlegen.

Im August werden die beiden auch das Sojus-Raumfahrzeug von ihrem Andockstutzen am PIRS-Modul zu dem am SARJA-Modul umsetzen, um so das PIRS-Modul für die Untersützung des Außeneinsatzes freizumachen.

Krikaljow ist Veteran von fünf Raumflügen, darunter zwei Einsätzen auf der russischen Raumstation MIR und zwei Flügen mit dem Space Shuttle. Er war Flugingenieur der ersten Besatzung der internationalen Raumstation, Expedition 1, wobei er noch auf einer wesentlich kleineren ISS diente. Bislang hat er 1 Jahr, 5 Monate und 10 Tage im All verbracht. Nach den sechs Monaten an Bord wird er der erfahrenste Raumfahrer der Welt sein. Krikaljow bleibt allerdings ziemlich unbeeindruckt von diesem Rekord. Für ihn ist die Arbeit selbst sehr interessant, da oben zu sein, auf die Erde herunterzuschauen und eine herausforderung anzunehmen.

Phillips war ebenfalls bereits einmal auf der Raumstation, allerdings mit der Mission STS-100/ENDEAVOUR im Jahr 2001. Dort hatte er zwei Außeneinsätze zur Installation des CANADARM2 koordiniert.

Krikaljow und Phillips sind die fünfte Zwei-Mann-Besatzung der ISS. Nach dem COLUMBIA-Unglück wurde vom ISS-Programm und den internationalen Partnern bestimmt, daß aufgrund der eingeschränkten Versorgungslage die Station nur mit zwei Raumfahrern besetzt werde, bis die Raumfährenflüge wieder aufgenommen werden können.

Die Expedition 11 Besatzung wird die wissenschaftlichen Tätigkeiten fortsetzen, zunächst mit den Einrichtungen und Proben, die zur Zeit an Bord vorhanden sind, aber später auch mit Experimenten, die mit der DISCOVERY zur Station gebracht werden.

Krikaljow und Phillips werden insgesamt 180 Tage auf der Raumstation verbringen und im Oktober, gut eine Woche nach der Ankunft ihrer Ablösung, Expedition 12, zur Erde zurückkehren.

Quelle: ESA-Pressemitteilung 20-2005, NASA


letzte Änderung am 15. April MMV