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Artikel 29. April 2009
NASA's neues Raumfahrzeug soll weniger Astronauten transportieren
Bemanntes Erkundungsfahrzeug ORION soll zunächst nur für vier Personen zertifiziert werden - Version mit sechs Personen soll später entwickelt werden, um Budget einzuhalten

ORION und ISS
Oben: Ein ORION-Raumfahrzeug nähert sich der Internationalen Raumstation. (Abbildung: Lockheed Martin Corp.)
Die NASA hat die Besatzungsgröße für Ihr neues Raumfahrzeug ORION von sechs auf vier Sitze reduziert, um den Termin für die Einführung der Nachfolger der Raumfähren, den März 2015, einhalten zu können.

Die Raumfahrtbehörde hat die Entscheidung bereits Anfang April getroffen, um trotz der schwierigen Haushaltslage ihre Verpflichtung, den Flugbetrieb mit dem bemannten Erkundungsfahrzeug ORION, dem Nachfolger der außer Dienst zu stellenden Raumfähren, bis 2015 aufzunehmen, erfüllen zu können. Vor der Reduzierung der Besatzungsstärke hatte die NASA zwei parallele Entwürfe vorbereitet: eine sechs-Personen-Version für Fährflüge zur Internationalen Raumstation und einen Viersitzer, um Astronauten ab 2020 zum Mond zu fliegen.

"Wir geben die sechssitzige Version der ORION nicht auf", erklärte Jeff Hanley, der Leiter des Constellation-Programms der NASA, das ORION und die ARES-Trägerraketen umfaßt, am Mittwoch, 29. April gegenüber Space.com. "Wir werden sie eines Tages brauchen. Wir brauchen sie nur nicht so früh."

Die ORION-Raumfahrzeuge der NASA sind Raumkapseln, die entworfen wurden, um die drei alternden Raumfähren der Behörde, DISCOVERY, ATLANTIS und ENDEAVOUR, zu ersetzen. Die Orbiter sollen bis zum Ende des Jahres 2010 außer Dienst gestellt werden, obwohl Kongreßabgeordnete eine Haushaltsresolution aufgesetzt haben, die das Einmotten der Flotte bis mindestens 2011 verzögern könnte, sollte sie angenommen werden.

Hanley meinte, daß die Entscheidung, die Transportkapazität der ORION für die nähere Zeit zu reduzieren, auf jüngste Berichte über Möglichkeiten beruht, wie die NASA ihr Constellation-Programm, d.h. die Entwicklung des neuen Raumfahrzeugs, die Außerdienststellung der Shuttles und den Beginn des Flugbetriebs mit dem neuen Raumfahrzeug in 2015, beschleunigen könnte. Das Reduzieren der Besatzungsstärke machen die zusatzliche Zeit und Geldmittel unnötig, um zwei verschiedene ORION-Raumfahrzeuge, den Vier- und den Sechssitzer, gleichzeitig zu konstruieren, zu bauen und zu zertifizieren.

"Wir waren der Ansicht, daß dies von der Programmorganisation eine gute Option war, um den Entwurf zu vereinfachen", erläuterte Hanley während einer Telefonkonferenz mit Reportern.

Überbrücken der Shuttle-Lücke

Wassertest mit ORION
Oben: Während eines Tests mit einem Modell des ORION-Raumfahrzeugs üben Mannschaften das Bergen der Kapsel bei unterschiedlichen Wellengängen im Atlantik. (Photo: NASA)
Die NASA Experten erwarten bereits eine Lücke von fünf Jahren zwischen der Außerdienststellung der Shuttles und dem ersten Betriebsflug von ORION. Während dieser Zeit wäre die NASA auf die russischen SOJUS-Raumfahrzeuge angewiesen, um Astronauten zur ISS zu bringen, ebenso wie auf Frachttransporter aus Rußland, Europa und Japan. Die Behörde hofft aber, in den USA gebaute kommerzielle Raumfahrzeuge, Wie den DRAGON und eine Trägerrakete, die von Space Exploration Technologies (SpaceX) entwickelt wird, nutzen zu können, um Fracht zur Station zu transportieren. Diese privat gebauten Raumfahrzeuge sind allerdings noch nie geflogen.

In der letzten Woche hatte ein Bericht des Haushaltsausschußes des US-Kongresses die Fähigkeit der NASA in Frage gestellt, ihr Ziel, ohne weitere Haushaltsgeldspritzen die ORION bis 2015 flugbetriebsfähig zu machen, zu erreichen. Aber Hanley widersprach dem und erklärte am Mittwoch, daß genügend Geldmittel und Unterstützung für die NASA-Pläne durch den Kongreß zur Verfügung stünden, aber nur, wenn die Behörde einen stromlinienförmigeren Ablaufplan für die Tests aufstellt.

Hanley sagte, sein Team überlegt, einen zweiten Testflug der ARES-I Trägerrakete, die die ORION-Kapseln in's All starten soll, zu streichen. Der erste Test, ARES-I-X, soll spätestens im August dieses Jahres gestartet werden. Ingenieure prüfen nun, ob sich der Aufwand an Geldmitteln und Arbeitskraft für einen zweiten geplanten Start, ARES-I-Y, lohnt, oder ob dieser Test nicht besser in einen vollständigen ARES-I Start oder einen anderen Test eingebracht werden kann.

Mehr Raum für die Station

ARES-I-X auf der Startrampe
Oben: Eine künstlerische Darstellung von ARES-I-X auf der Startrampe 39B des Kennedy Raumfahrtzentrums. Der Testflug soll im Juli oder August 2009 stattfinden. (Abbildung: NASA)
Eine viersitzige ORION würde mehr Nutzlastkapazität und Frachtraum für Versorgungsgüter für Missionen zur Station zur Verfügung stellen, erläuterte Hanley weiter. Aber es würde auch bedeuten, daß die Raumstation weiterhin ein zweites bemanntes Raumfahrzeug, wie die russische SOJUS benötigt, um für die sechsköpfige Bordbesatzung die Notfallrückkehrkapazität bereitzuhalten. SOJUS-Raumfahrzeuge können drei Raumfahrer zur ISS transportieren und dort bis zu sechs Monate geparkt bleiben. Die Raumfähren der NASA können derzeit sieben Astronauten auf Missionen schicken, die im Schnitt zwei Wochen dauern.

Wie NASA-Verantwortliche erklärten, werden SOJUS-Fahrzeuge bereits für den Transport zur und von der Raumstation zur selben Zeit, wenn auch ORION im Einsatz ist, eingeplant.

"Die viersitzige ORION wird immer noch alle amerikanischen Anforderungen erfüllen, sowohl für den Besatzungswechsel [der Raumstation], als auch für die Notfallrückkehr", erklärte NASA-Sprecherin Katherine Trinidad gegenüber Space.com. "Es werden keine weiteren Sojus-Sitze benötigt als Folge der Reduzierung der Sitzplätze."

Die Raumstation soll Ende Mai den Sechs-Personen-Betrieb aufnehmen, wenn eine zweite SOJUS drei weitere Astronauten zum Außenposten transportiert, darunter der Belgier Frank de Winne, der im Oktober der erste europäische Kommandant der ISS werden wird.

"Ich denke, man kann mit Sicherheit davon ausgehen, daß unsere russischen Partner ihre eigene Möglichkeit behalten möchten, um zur Raumstation zu kommen", meinte Hanley. "Eine gewisse Diversizität in den Möglichkeiten die Raumstation zu erreichen, ist tatsächlich eine gute Sache."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 3. Mai MMIX