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Artikel 10. September 2009
ATK führt Test mit neuer ARES-1-Feststoffstartrakete durch
Fünfsegmentige Startrakete erfüllt Test mit wehenden Fahnen - wichtige Voraussetzung für Teststart von ARES 1-X Ende Oktober

Test der Feststoffstartrakete
Oben: Der Test der verlängerten fünfsegmentigen Feststoffstartrakete produzierte einen spektakulären Flammenstrahl und einen ohrenbetäubenden Lärm. Die Rakete entwickelte eine Leistung von 22 Millionen PS und 16 Millionen Newton Schub. (Photo: NASA TV)
Obwohl die Zukunft des umkämpften NASA-Mondprogramms zweifelhaft ist, hat Alliant Techsystems (ATK) am Donnerstag, 10. September im US-Bundesstaat Utah einen großen fünfsegmentigen Feststoffraketenantrieb getestet. Die Demonstration, die den Boden zum Wackeln brachte, sollte Leistungsdaten für eine neue Rakete liefern, die das amerikanische Raumfährensystem ersetzen soll.

Die auf über 46 Meter verlängerte Feststoffstartrakete entwickelte bei ihrer Zündung um 21 Uhr MESZ rund 22 Millionen PS Leistung, als der enorme Feuerstrahl vor den Augen von Hunderten Schaulustiger eine in den Himmel über Utah aufsteigende Säule aus schmutzigbraunen Abgasen produzierte. Rund zwei Minuten später, nachdem ca. 636 Tonnen an Festtreibstoff verbrannt waren, erstarb der Antrieb wieder.

"Wenn man miterlebt hat, was wir gerade gesehen haben, ist es sehr leicht sprachlos zu werden", meinte Alex Priskos, der Leiter für Vorabprojekte für ARES am Marshall Raumflugzentrum in Huntsville, Alabama. "Das war wirklich bemerkenswert. Das Ding hat genau das getan, was wir von ihm wollten. Wir sind zuversichtlich, daß wir alle Daten bekommen, die wir aus diesem Test herausholen wollten. Ich denke, daß das Team hat eine großartige Arbeit geleistet; wir haben den Test bekommen, den wir wollten ... Wir sind sehr sehr zufrieden. Die Daten sehen großartig aus."

Charles Precourt, der Vizepräsident und Generalmanager für Raumfahrt-Startsysteme bei ATK meinte: "Man kommt sich ziemlich klein vor, wenn man darüber nachdenkt, diese ungeheure Energie, die wir heute freigesetzt haben, rund 3,6 Millionen Pfund [ca. 16 Meganewton] an Schub zu bändigen. Unsere Ingenieure in den Hinterzimmern sind ekstatisch, die vorläufigen Anzeichen sehen wunderbar aus."

Die NASA plant eine fünfsegmentige Shuttle-Startrakete als erste Stufe ihrer ARES-I Rakete zu verwenden, eine von zwei Trägerraketen, die für das Constellation-Programm entwickelt werden. Mit einer wasserstoffbetriebenen zweiten Stufe soll die ARES-I die bemannten ORION-Kapseln in die niedrige Erdumlaufbahn schießen, wo sie zur Internationalen Raumstation und schließlich auch zum Mond fliegen sollen.

Schaulustige beim Triebwerkstest
Oben: Hunderte Schaulustige verfolgten den spektakulären Triebwerkstest auf dem Testgelände von ATK. (Photo: NASA TV)
Zwei fünfsegmentige Startraketen würden eingesetzt, um die neue unbemannte ARES-V Trägerrakete in die Luft heben zu helfen, die das Mondlandefahrzeug ALTAIR in die Umlaufbahn transportieren soll. Nach der Kopplung mit einer ORION-Kapsel würde die ARES-V das kombiniert Raumfahrzeug aus der Erdumlaufbahn heraus zum Mond schießen. Die NASA hofft Anfang der 2020er Jahre Langzeitforschungsstationen auf dem Mond etablieren zu können.

Aber eine präsidiale Kommission, die die bemannten Raumflugoptionen der NASA überprüft, hat in dieser Woche eine Zusammenfassung ihres Berichtes an das Weiße Haus übergeben, in dem sie feststellt, daß die NASA nicht genug Geld in ihrem Haushalt zur Verfügung hat, um das Constellation-Programm finanzieren zu können.

In einer Liste von fünf Optionen favorisiert die Kommission ausdrücklich die Förderung und Entwicklung von kommerziellen Startfahrzeugen und Kapseln, obwohl derzeitig noch keine solchen Systeme existieren und obwohl Shuttle-Startraketen in 256 Starts nur eine Fehlfunktion aufgewiesen haben.

Bis das Weiße Haus und das Büro für Wissenschafts- und Technologiepolitik eine Entscheidung darüber treffen, welche Raumfahrtarchitektur weiterverfolgt werden soll, macht die NASA mit der Entwicklung des Constellation-Programms und der ARES 1-Trägerrakete weiter.

Eine ARES 1-X Testrakete, die aus einer standardmäßigen viersegmentigen Shuttle-Startrakete und einem Modell einer ORION-Kapsel besteht, wird zur Zeit im Montagegebäude des Kennedy Raumfahrtzentrums der NASA in Florida aufgebaut und Tests unterzogen. Die NASA plant die Rakete um den 31. Oktober herum vom Startkomplex 39B des KSC zu starten.

"Hier werden wir in rund sechs Wochen den nächsten großen Schritt mit einem Flugtest eines Prototyps des Raumfahrzeugs machen", meinet Precourt, ein früherer Shuttle-Kommandant. "Wir freuen uns im Moment nur riesig, daß wir diesen Meilenstein geschafft haben."

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 17. September MMIX