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Artikel 8. September 2009
Augustine Kommission präsentiert fünf Optionen für bemanntes Raumfahrtprogramm
Explorationsvorhaben unter dem gegenwärtigen NASA-Budget nicht zu schaffen - Kommission favorisiert "flexiblen Weg" zur Erkundung verschiedener Ziele im inneren Sonnensystem

Eine präsidiale Kommission, die das bemannte amerikanische Raumfahrtprogramm beurteilen soll, hat heute dem Weißen Haus fünf Optionen präsentiert, die vom derzeitigen Plan der NASA, Außenposten auf dem Mond zu errichten, bis zu einem "flexiblen Weg" reichen, die Vielzahl an Zielen im inneren Sonnensystem zu erkunden.

Aber in ihrer Zusammenfassung warnte die Kommission, daß ohne nennenswerte Zusatzfinanzierung und einer langfristigen Festlegung in Bezug auf das Explorationsprogramm, werde keine der Optionen durchführbar sein.

"Das Kommittee hat zwei ausführbare Optionen gefunden, die mit dem Budget von 2010 in Einklang stehen", schrieb die Kommission in ihrer Zusammenfassung. "Dennoch ermöglicht keine ein machbares Explorationsprogramm. Tatsächlich hat das Kommittee herausgefunden, daß kein Plan der mit dem Budgetprofil von 2010 kompatibel ist, eine bemannte Exploration in irgendeiner bedeutungsvollen Weise zuläßt."

Die Überprüfung der Kommission für Bemannte US-Raumfahrtpläne, deren Vorsitz der frühere Lockheed-Martin Geschäftsführer Norman Augustine innehat, wurde von der Regierung Obama eingesetzt, um die derzeitigen Pläne der NASA zur Außerdienststellung des Shuttles, der Fertigstellung der Raumstation und der Rückkehr zum Mond, ebenso wie alternative Strategien für Reisen über die niedrige Erdumlaufbahn hinaus zu untersuchen.

Frachtshuttle-Version
Oben: Eine vom Shuttle abgeleitete Frachtrakete würde rund 100 Tonnen an Nutzlast in die niedrige Erdumlaufbahn bringen können. Der Nutzlastraum wäre rund 7,5 Meter im Durchmesser. Der Startaufbau bestünde aus einem Shuttle-Außentank und zwei Shuttle-Startraketen. Das gesamte Startgewicht betrüge rund 2300 t. (Abbildung:NASA)
Die Kommission zog auch in Betracht, wie lange die NASA und ihre internationalen Partner die Internationale Raumstation betreiben sollten. Die NASA hat derzeit kein Geld in ihrem langfristigen Budget, um die Raumstation über das Jahr 2015 hinaus zu betreiben.

In ihrer Zusammenfassung - der Abschlußbericht der Gruppe ist noch nicht fertig - hat der Ausschuß keine Empfehlung abgegeben. Stattdessen listet er fünf Optionen, oder Architekturen, auf, sowie das Für und Wieder zu jeder einzelnen. Die ersten beiden Optionen gehen davon aus, daß die NASA gezwungen ist, mit dem angesetzten Budget für 2010 zu leben.

In der Option Nr.1, die im Wesentlichen dem Constellation-Programm der Bush-Administration entspricht, würde die Raumstation im Jahr 2015 aus der Umlaufbahn ausgebracht und eine neue ARES-I-Trägerrakete würde entwickelt, um bemannte ORION-Kapseln in die niedrige Erdumlaufbahn zu starten.

Danach würde die NASA eine große Schwerlastrakete namens ARES-V entwickeln, die die ORION-Kapseln und das Mondlandefahrzeug ALTAIR zum Mond schießt, um ab 2020 dort Langzeiterkundungsmissionen durchzuführen. Die Augustine-Kommission bemerkte, daß diese Option aufgrund jüngster Budgetkürzungen, die erwartete Finanzierungen zurückgenommen hatten, effektiv behindert werde.

Sollte die NASA gezwungen sein mit den derzeitigen Budgetaussichten zu leben, "stehen ARES-I und ORION nicht zur Verfügung, bevor die ISS aus der Umlaufbahn gebracht wurde", befand die Kommission. "Die Schwerlastrakete ARES-V wird nicht vor 2020 zur Verfügung stehen, und was noch schlimmer ist, es werden keine Mittel zur Verfügung stehen, um den Mondlander und die Mondoberflächensysteme vor den 2030ern zu entwickeln, wenn überhaupt."

Eine zweite "eingeschränkte Budgetoption" sieht vor, daß die NASA die Raumstation bis 2020 betreibt. Bei diesem Szenario würde die Raufahrtbehörde die Entwicklung der ARES-I aufgeben und statt dessen auf die Privatindustrie setzen, um bemannte Raumfahrtsysteme zu entwickeln, um die niedrige Erdumlaufbahn zu erreichen. Die NASA würde dann eine bemannte Schwerlastrakete namens ARES (Lite) entwickeln.

"Diese Option geht von einer Außerdienststellung des Shuttles im Haushaltsjahr 2011 aus und beinhaltet ein Technologie-Entwicklungsprogramm, ein Programm, um kommerzielle bemannte Transportdienstleistungen in die niedrige Erdumlaufbahn zu entwickeln, und das Mittel für die erweiterte Nutzung der ISS bereitstellt", schrieb die Kommission. "Diese Option stellt keine Schwerlasttransportkapazität vor Ende der 2020er zur Verfügung und beinhaltet keine Haushaltsgelder, um die Systeme zu entwickeln, mit denen man auf dem Mond landen und diesen erkunden kann."

Die übrigen drei Optionen und mehrere Varianten davon gehen alle davon aus, daß das Weiße Haus und der Kongreß zusätzliche Gelder bereitstellen. Daß das Budget der NASA bis 2014 auf zusätzliche 3 Milliarden Dollar anwächst und danach mit der Inflationsrate (2,4% pro Jahr) weiterwächst.

Bei diesem Szenario, unter der Annahme, daß das Shuttle in 2011 außer Dienst gestellt wird und die ISS nach 2015 aufgegeben wird, könnte die NASA tatsächlich ihr Constellation-Programm vorantreiben. Aber ARES-I/ORION wären nicht vor 2017 fertig und bemannte Flüge zum Mond kämen erst Mitte der 2020er.

Die Option Nr. 4, auch "Mond zuerst" genannt, würde die Nutzung der ISS bis 2020 verlängern und den Mond als das primäre Ziel der Nation jenseits der niedrigen Erdumlaufbahn beibehalten. Aber sie würde sich auf die Entwicklung von kommerziellem Zugang zum niedrigen erdorbit verlassen. Zwei Varianten davon wurden begutachtet.

In der einen (Option 4A) wird das Shuttle außer Dienst gestellt und die NASA entwickelt die ARES V (Lite) Trägerrakete, um bemannte Raumfahrzeuge zum Mond zu schießen. In der Option 4B wird das Shuttle-Programm bis 2014 verlängert bei einer "minimalen sichern Flugrate" und ein neuer Schwerlastträger basiernd auf der Shuttle-Technik wird entwickelt, um den Mond zu erreichen.

In beiden "Mond zuerst" Varianten könnten Astronauten Mitte der 2020er zum Mond zurückkehren.

Bemannte Shuttle-Alternative
Oben: Eine andere Variante baut ebenfalls auf dem Shuttle-Startaufbau auf. Hierbei wird aber das ORION-Raumfahrzeug mit der Stufe zum Herausschießen aus der Erdumlaufbahn gleich mit in's All befördert. Dies ist eine Variante für die Exploration des inneren Sonnensystems nach der Option 5. (Abbildung: NASA)
In der Option Nr. 5, die die die Augustine-Kommission zu bevorzugen scheint, wird eine sogenannte "flexibler Weg" Architektur vorgeschlagen, die das innere Sonnensystem mit Langzeitflügen zu einer Vielzahl von Zielen, darunter die Mondumlaufbahn und die Monde des Mars erkundet. Zu den langfristigen Zielen zählen auch Mondlandungen und schließlich sogar Flüge zum Mars selbst.

Es gibt drei Varianten zur Option 5, die sich nur in der zu verwendenden Schwerlastrakete unterscheiden: Der ARES V (Lite), einer weiterentwickelten Wegwerfstartrakete (EELV) oder einer vom Shuttle abgeleiteten Rakete.

"Alle Varianten der Option 5 beginnen die Exploration entlang eines flexiblen Wegs Anfang der 2020er, mit Mondvorbeiflügen, Besuchen bei den Lagrange-Punkten und erdnahen Objekten und Marsvorbeiflügen bei einer Flugrate von einer Mission pro Jahr. Möglich sind schließlich auch Rendezvous mit den Marsmonden und die bemannte Rückkehr zum Mond in der Mitte der 2020er", führt die Kommission aus.

Die Kommission schreibt abschließend:

"Bemannte Erkundung jenseits der niedrigen Erdumlaufbahn ist unter dem derzeitigen Haushalt für das Jahr 2010 (FY 2010) nicht machbar.

Bedeutende bemannte Exploration ist erst möglich unter einem weniger eingeschränktem Budget, das auf rund 3 Milliarden Dollar pro Jahr über den von 2010 ansteigt.

Eine Finanzierung auf dem erhöhten Niveau würde entweder ein Erkundungsprogramm ermöglichen, um den Mond als erstes zu erkunden, oder eines, das einem flexiblen Weg folgt. Beide könnte Ergebnisse in einem vernünftigen Zeitraum produzieren."

Aber es werde nicht einfach, auch nicht mit der zusätzlichen Finazierung. Die Projektlücke zwischen dem Ende der Shuttle-Flüge und dem Debut des neuen Raumfahrzeugs, das es ersetzen soll, werde mindestens sieben Jahre dauern, erklärte die Kommission. Eine Schwerlastrakete ist eine Notwendigkeit für jedes Explorationsszenario und in allen außer ein paar wenigen Fällen gilt dies auch für die Entwicklung von kommerziellem bemannten Zugang zur niedrigen Erdumlaufbahn.

"Kommerzielle Dienstleistungen zum Transport von Besatzungen in den niedrigen Erdorbit sind erzielbar", schrieb die Kommission. "Obwohl dies einige Risiken beinhaltet, könnte diese früher und zu niedrigeren Anfangs- und Lebenszyklenkosten bereitstehen, als dies durch die Regierung erreicht werden könnte. Ein neuer Wettbewerb mit adequaten Anreizen sollte allen amerikanischen Luft-und Raumfahrtunternehmen offenstehen. Dies würde es der NASA erlauben sich größeren Herausforderungen zu stellen, darunter der bemannten Erkundung über die niedrige Erdumlaufbahn hinaus, basierend auf der kontinuierlichen Entwicklung des derzeitigen oder modifizierten ORION-Raumfahrzeuges."

Die Kommission betont, daß der Mars das "ultimative Ziel" der bemannten Exploration des inneren Sonnensystems sei. "Er ist aber nicht das beste erste Ziel."

"Sowohl den Mond zuerst besuchen, als auch dem flexiblen Weg folgen sind beides machbare Explorationsstrategien", schreibt die Kommission. "Diese beiden schließen sich nicht notwendigerweise gegenseitig aus; bevor wir zum Mars reisen, wären wir wohl gut damit beraten, zuerst unsere Präsenz im freien Weltraum auszudehnen und Erfahrzng auf der Mondoberfläche zu sammeln."

Der vollständige Bericht soll dem Weißen Haus gegen Ende des Monats vorgelegt werden. Wann die Obama-Administration darauf reagieren wird, ist nicht bekannt.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 15. September 2009