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Artikel 22. Juni 2005
Sonnensegel-Mission gescheitert
Volna-Trägerrakete versagte - Kosmos-1 auf die Erde zurückgestürzt

Kosmos-1 im All
Oben: So hätte sich Kosmos-1 dargestellt, nachdem er seine 8 dreieckigen und freibeweglichen Sonnensegel ausgefahren hätte. (Abbildung: Rick Sternbach/The Planetary Society)
Ein gemeinsames russisch-amerikanisches Projekt, um ein von einem Sonnensegel angetriebenes Raumfahrzeug zu starten, ist heute früh auf die Erde zurückgestürzt, nachdem die Trägerrakete zwei Minuten nach dem Start gestern um 21:46 Uhr MESZ versagte, teilte heute die russische Raumfahrtagentur mit.

Kosmos-1 sollte demonstrieren, daß mit einem sogenannten Sonnensegel ein kontrollierter Raumflug durchgeführt werden kann. Sonnensegel werden entwickelt, um ein Raumfahrzeug nur durch den Druck der Sonnenstrahlung und des Sonnenwindes voranzutreiben und dabei allmählich enorme Geschwindigkeiten aufzubauen, mit denen sich auch interstellare Reisen über große Entfernungen realisieren ließen.

Aber die Volna-Trägerrakete versagte nur 83 Sekunden nach dem Start von einem russischen Atom-U-Boot in der nördlichen Barentssee kurz vor Mitternacht Moskauer Zeit, wie die russische Raumfahrtagentur erklärte.

Ihr Sprecher Wjatscheslaw Dawidenko erläuterte, das Versagen der Startrakete bedeute, daß das Raumfahrzeug verloren sei. Das russische Verteidigungsministerium habe eine Suchaktion nach den Überresten der Trägerrakete und der Sonde eingeleitet.

US-Wissenschaftler hatten vorher verkündet, daß sie möglicherweise Signale der ersten Sonnensegelraumsonde empfangen hätten, es aber noch Stunden dauern könnte herauszufinden, wo der 4 Millionen Dollar teure Kosmos-1 abgeblieben sei.

Man habe diese Signale Mittwoch früh nach einer ausgedehnten Suche nach dem Raumfahrzeug aufgefangen, mit dem kurz nach dem Start die Kommunikation abgebrochen war.

"Das sind gute Nachrichten, weil es bedeutet, daß wir in der Umlaufbahn sind - sehr wahrscheinlich in der Umlaufbahn", meinte Bruce Murray, Mitgründer der Planetary Society, die die Mission organisiert hatte, vor der Mitteilung der russischen Raumfahrtagentur.

Ein Regierungsausschuß wird die möglichen Ursachen für das Versagen der ersten Stufe der dreistufigen Trägerrakete untersuchen, erklärte Dawidenko.

Volna Start
Oben: So hat vermutlich auch der Start von Kosmos-1 an Bord der Volna-Trägerrakete ausgesehen. Dies ist allerdings eine Aufnahme von einem früheren Start aus dem Jahr 2001. (Photo: The Planetary Society)
Bereits frühere Versuche ähnliche Geräte im All zu entfalten, waren fehlgeschlagen.

1999 hatte Rußland bereits ein ähnliches Experiment mit einer sonnenlichtreflektierenden Fläche von der Raumstation MIR ausgesetzt, aber der Ausfaltmechanismus hakte und das gerät verglühte schließlich in der Erdatmosphäre.

2001versuchte Rußland erneut ein ähnliches Experiment in's All zu bringen, aber das Gerät trennte sich nicht von der Startrakete und verglühte in der Atmosphäre.

Beteiligt an dem Projekt ist das russische Lawotschkin Forschungsinstitut, das das Raumfahrzeug gebaut hat, finanziert wurde es von einer zur amerikanischen Planetary Society gehörigen Organisation.

Das Raumfahrzeug hatte eine Masse von rund 110 kg und sollte nach dem Start in einer Höhe von etwa 800 km in die Erdumlaufbahn einschwenken. Danach sollte es von seinen acht 15 Meter langen Segelstrukturen, die Windmühlenflügeln ähneln, vorangetrieben werden.

Jedes Einzelsegel kann gedreht werden und das Sonnenlicht in unterschiedliche Richtungen reflektieren, so daß das Raumfahrzeug wie ein Segelschiff gegen den Sonnenwind "ankreuzen" kann.

Der Beginn des kontrollierten Fluges war für nächste Woche vorgesehen. Kosmos-1 sollte für mindestens einen Monat betrieben werden.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 22. Juni MMV