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Artikel 29. Januar 2002
Fliegt COLUMBIA doch noch zur ISS?
Umgerüsteter Orbiter soll möglicherweise Mannschaftswechselmission im Sept. 2003 fliegen - jetzt zunächst Mission zur HUBBLE-Wartung

Frisch zurück von einer $70 Millionen Überholung ist der älteste und schwerste Raumtransporter der NASA nun für seinen ersten Trip zur internationalen Raumstation eingeschrieben.

Obwohl noch immer zu schwer, um große Frachtstücke zur ISS herauf zu wuchten, hat COLUMBIA nichtsdestoweniger während seines jüngsten Aufentalts auf der Orbiterwerft von Boeing in Palmdale, Kalifornien, um rund 450 kg abgenommen.
Dadurch ist der Orbiter nun leicht genug, um Astronauten und eine begrenzte Menge an Vorräten und Ausrüstung zur Raumstation zu transportieren.

Und während eine letzte Entscheidung noch aussteht, hat der Leiter des Space Shuttle Programms der NASA, Ron Dittemore, bei den Ingenieure angefragt, ob es möglich sei, COLUMBIA für eine Mission zum ISS-Besatzungswechsel im Herbst 2003 vorzusehen, und diese Möglichkeit zu untersuchen. Diese sehen bislang keine Gründe, die dagegen sprechen.

Zunächst aber steht für die Raumfähre eine Mission zur Wartung des Weltraumteleskops HUBBLE an, deren Start für den 28. Februar angesetzt ist. Aufrecht auf der mobilen Startplattform stehend ist der Shuttle-Startaufbau heute Mittag vom Raupentransporter aus dem 52 Stockwerke hohen Montagegebäude (VAB) herausgefahren und im Kriechgang zur Startrampe 39A gerollt worden.

Die 5.6 Kilometer lange Reise war ursprünglich für letzten Mittwoch (23. Jan. ) geplant, aber der Raupentransporter, der noch aus der Apollo-Ära stammt, hatte einen Lagerschaden an einer seiner Zugmaschinen, noch bevor das Ungetüm durch die Tore des VAB hindurch war.

Die Mechaniker verbrachten zwei Tage mit der Reparatur des Transporters, aber die Fahrt zur Rampe wurde erneut verschoben, da eine Schlechtwetterfront mit Regenschauern am Wochenende über das Kap hereinzubrechen drohte.
Der Start von COLUMBIA bleibt aber weiterhin für den 28. Februar um 12:53 Uhr MEZ angesetzt und die Raumfähre, die dann in's All aufbricht, wird eine schlankere und bessere sein, als die, die zuletzt im Juli 1999 geflogen ist.

Als ein Veteran von 26 Raumflügen mit insgesamt 224 Tagen im All, wird COLUMBIA nun nicht mehr von den 270 Kg an ursprünglich eingebauter entwicklungsbedingter Fluginstrumentierung und damit zusammenhängender Verkabelung belastet, die damals verwendet wurde, um Systemdaten während der ersten vier Flüge zu sammeln. Ebenso haben an einigen Stellen Wärmeschutzabdeckungen die hitzebeständigen Kacheln ersetzt und so zu weiterer Gewichtsreduzierung des gefährts geführt.

Ein fortschrittliches Cockpit mit 11 Flachfarbbildschirmen ist an Stelle der 32 mechanischen Anzeigegeräte getreten, die für die Kommandanten und Piloten schwerer zu bedienen waren.
Das neue "Glascockpit" ist leichter als sein Vorgänger und verbraucht auch weniger Strom.

Alles in allem wurden mehr als 100 Modifikation und Verbesserungen während der 18-monatigen Ümrüstphase, die der Rückkehr zum Kennedy Raumfahrtzentrum für die Vorbereitungen für die Hubble-Wartungsmission vorausgegangen war, an COLUMBIA durchgeführt.
Darunter auch eine Reihe von Radiatorventilen, die es der Besatzung ermöglichen wird, von Mikrometeoriten verursachte Lecks an den wärmeabstrahlenden Flächen in den Innenseiten der Frachtraumtüren zu isolieren.

Der Boden von COLUMBIAs Mannschaftskabine wurde ausstaffiert, so daß er eine Schlaglast von 20g (1g = Erdbeschleunigung) aushalten kann und der Orbiter wurde zudem der ausgedehntesten Verkabelungsinspektion unterzogen, die je an einem Shuttle durchgeführt wurde.

Der Ausfall zweier wichtiger Triebwerksrechner auf dem letzten Flug hatte die NASA veranlaßt, eine ausgedehnte Inspektion der Verkabelung der Shuttleflottille anzuordnen, die diese Ende 1999 für fünf Monate an den Boden fesselte.
Die Ingenieure verfolgten die Ursache des Computerausfalls bis zu einem elektrischen Kurzschluß in einem Kabel, daß von Arbeitern während der routinemäßigen Missionsabfertigung unweigerlich beschädigt wurde.

Als Folge wurden während des Aufenthaltes der Raumfähre in Kalifornien etwa 304 Kilometer an elektrischen Leitungen (95% der gesamten Verkabelung des Orbiters) überprüft. Der Rest der Kabel war nicht zugänglich; vergraben tief in den Flügeln und Gehäusen des Raumfahrzeugs und so auch nicht möglicher Beschädigung ausgesetzt.

Während der Inspektion wurden mehr als 1000 Probleme an der Verkabelung festgestellt und repariert und es wurden von den Technikern an Kabeln, die in Bereichen liegen, die besonders hohem "Verkehr" während der Missionsabfertigung ausgesetzt sind, Schutzummantelungen angebracht.

Die anderen drei Orbiter der NASA, DISCOVERY, ATLANTIS und ENDEAVOUR, werden ähnlichen Arbeiten unterzogen, wenn sie für die periodische Überholung in den nächsten Jahren in die Werft geholt werden. Während der flottenweiten Inspektion im Jahr 1999 wurden bereits über 50% der Verkabelung an diesen Orbitern überprüft.

Der Verkabelungsarbeiten an der COLUMBIA beinhalteten inzwischen auch den Einbau von elektrischen Leitungen, die die Ausstattung des Orbiters mit einem Andocksystem möglich macht, so daß die Raumfähre auch als Kurier zur Internationalen Raumstation fungieren kann.

Bisher wurden alle amerikanischen Missionen zur ISS nur von den anderen drei Raumfähren geflogen, da diese Raumfahrzeuge in der Lage sind, mit autobusgroßen Modulen und anderen schweren Frachten zum Außenposten aufzusteigen.

COLUMBIA ist nun aber ebenfalls leicht genug, um zur Station zum Zwecke des Austausches der Stationsbesatzung gestartet zu werden und erste Pläne werden nun gemacht, um dieses durchzuführen.

Da nun auch das Schwesterschiff DISCOVERY für eine längere Überholungsphase vorbereitet wird, wird dessenAndocksystem aus-t und in in COLUMBIA eingebaut, nahdem dieser von seinem zweiten Flug, einer Forschungsmission Ende Juni diesen Jahres, zurückkehrt ist.
So ausgestattet soll der Orbiter dann für eine Mission zur Station im September 2003 vorbereitet werden, um die achte ständige Besatzung zum Außenposten hin und die siebte zur Erde zurückzubringen.

Im Laderaum des Orbiters wird dafür ein druckbeaufschlagter Frachtcontainer der Spacehab Inc. installiert, gefüllt mit Ausrüstung und Versorgungsgütern, der über die Luftschleuse des Orbiters zugänglich sein wird, sowie ein einzelnes Stück des zentralen Tragwerkes der Station, das zuletzt auf eine Länge von 108 Meter von einem zum anderen Ende angewachsen sein wird.
Die STS-118-Mission ist zur Zeit für einen Start am 25. September 2003 vorgesehen.

Ursprünglich war die DISCOVERY für diese Mission vorgesehen, aber dieses Raumfahrzeug wird voraussichtlich nicht zur Verfügung stehen können, da dessen anstehende Überholungsphase später als ursprünglich vorgesehen beginnen wird. Das kürzlich an COLUMBIA durchgeführte Gewichtsreduzierungsprogramm gibt der NASA folglich eine neue Option um zur Station hin und zur Erde zurück zu kommen, wenn an den anderen Orbitern Modifikationen vorgenommen werden und bedeutet mehr Flexibilität für den Einsatz der Flotte.

Die ausgedehnten Verkabelungsarbeiten und andere Verbesserungen machen COLUMBIA ausserdem weniger anfällig für Fehlfunktionen in Systemen und Geräten während des Fluges, wie sie bei der letzten Mission auftraten, bei der das Röntgenteleskop CHANDRA in die Umlaufbahn gebracht wurde.

COLUMBIA kehrt nun sicherer denn je und mit größeren Fähigkeiten in's All zurück, was, wie der Sprecher des Johnson Raumfahrtzentrums und frühere Shuttle-Kommandant James Hartsfield meint, genau die Ziele des Shuttle-Programms ausdrückt.
 
Quelle: Space.com


letzte Änderung am 3. April MMII