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Artikel 28. Juli 2011
Enceladus impft Saturn mit Wasser
ESA-Weltraumteleskop HERSCHEL löst 14 Jahre altes Rätsel

Enceladus speit Wasser
Oben: Eine Aufnahme der Raumsonde CASSINI zeigt die Wasserdampffontänen, die aus der Südpolregion des Saturnmondes Enceladus ausgespien werden. Dieses Wasser sammelt sich in einem riesigen Ring um den Saturn, um von dort in die Atmosphäre des Planeten abzuregnen. (Photo: NASA/JPL)
Ein 14 Jahre altes Rätsel wurde von Astronomen gelöst, als sie entdeckten, daß Wasserwolken, die vom Saturnmond Enceladus emporgeschleudert werden, die Quelle für das Wasser in der oberen Atmosphäre des Planeten sind.

Wasserdampf war von Astronomen, die das Weltraumobservatorium HERSCHEL der ESA nutzten, in einem großen Torus entdeckt worden, der den Saturn umgibt. Der Torus hat eine Dicke wie der Radius des Planeten und erstreckt sich zehnmal soweit vom Planeten weg. Der Torus blieb bislang unsichtbar, da Wasserdampf auf solche Entfernungen im sichtbaren Licht durchsichtig ist. Aber die Infrarotbeobachtungen von HERSCHEL zeigten sehr schnell das geheime Wasserlager des Saturn, das dann in die obere Atmosphäre des Ringplaneten abregnet.

Fontänen aus Wasserdampf, die vom Südpol des Saturnmondes Enceladus mit Massenströmen von etwa 250 kg/s ausgestoßen werden, beschicken den Torus. Diese Dampfströme wurden zum erstenmal im Jahr 2006 von der Raumsonde CASSINI beobachtet und stammen aus einer Region aus verwundenen Grabenbrüchen im Eispanzer des Mondes, "Tigerstreifen" genannt.

Wasserdampf wurde zuerst im Jahr 1997 mit dem Infrarot-Weltraumobservatorium (ISO) der ESA in der oberen Saturnatmosphäre entdeckt, aber bis heute waren die Astronomen darüber verwirrt, wie es dorthin gelangt war. Während Wasser in der unteren Atmosphäre existieren kann, ist der Luftdruck in der oberen Atmosphäre zu niedrig, als daß es dort natürlich vorkommen könnte.

HERSCHEL und PLANCK
Oben: Die europäischen Weltraumteleskope HERSCHEL und PLANCK. (Abbildung: ESA)
"Wir haben eine ähnliche Situation auf der Erde", erklärte Paul Hartogh vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und der Hauptauthor des Artikels in der Fachzeitschrift "Astronomy &Astrophysics". "Das relative Vorkommen von Wasser in der Luft am Boden kann bis zu 4% hoch sein. Mit zunehmender Höhe sinkt auch die Temperatur in der Atmosphäre und in der Tropopause (10-18 km Höhe) erreicht sie ein Minimum bei etwa 190 °K (- 83 °C). Der Dampfdruck des Wassers reduziert sich bei 190 °K dramatisch, so daß nur noch 4 Teile Wasser in einer Million in der Atmosphäre vorhanden sind. Das ist 10.000 Mal weniger als am Boden."

Auf dem Saturn gibt es sogar noch weniger Wasserdampf aufgrund der noch niedrigeren Temperaturen in der Tropopause des Gasriesen. "Auf dem Saturn liegen die Tropopausentemperaturen bei 85-90 °K", erläuterte Hartogh. "Bei diesen niedrigen Temperaturen beträgt der Dampfdruck nur etwa ein Milliardstel dessen in der Erdtropopause. Wasserdampf kann dort nicht existieren und deshalb auch nicht von dort in die Stratosphäre hinauftransportiert werden."

Das bedeutet, daß Wasserdampf nicht auf dem Saturn vorkommen kann, es sei denn, es kommt aus einer externen Quelle. Die Menge an Wasser, die von HERSCHEL in der Saturnatmosphäre entdeckt wurde, entspricht der Menge an Wasser, die aus dem umgebenden Torus auf den Planeten angeregnet wird. Enceladus ist damit einzigartig in der Beziehung, daß es der einzige Mond im Sonnensystem ist, der über den von ihm ausgehenden Niederschlag die Zusammensetzung seines Planeten beeinflußt.

Quelle: Astronomy Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 3. August MMXI