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Artikel 14. September 2009
Supersturm auf Saturn bricht Langzeitrekord
Längstes kontinuierlich aktives Gewitter im Sonnensystem - Beobachtung bringt auch Aufschluß über die Ionosphäre des Ringplaneten

Gewitter auf

dem Saturn
Oben: Auf der unteren Hälfte der südlichen Hemisphäre ist das Gewitter zu sehen, das seit 7,5 Monaten in der Saturnatmosphäre tobt. Der helle Punkt unterhalb der Ringe ist einer der Monde. (Photo: NASA/JPL/Space Science Institute)
Ein mächtiges Gewitter in der Saturnatmosphäre, das Mitte Januar begann ist das längste kontinuierlich beobachtete im Sonnensystem geworden. Es hat den bisherigen Rekord von 7,5 Monaten gebrochen, der von einem anderen Gewitter auf dem Saturn zwischen November 2007 und Juli 2008 aufgestellt wurde.

Die Beobachtungen über das Gewitter werden am 15. September von Dr. Georg Fischer von der östereichischen Akademie der Wissenschaft auf dem Europäischen Kongress für Planetenforschung (EPSC) in Potsdam präsentiert.

Das aktuelle Gewitter auf dem Saturn ist das neunte, das beobachtet wurde, seit CASSINI im Juli 2004 in einen Orbit um den Ringplaneten eingetreten war. Blitzentladungen in der Saturnatmosphäre emittieren sehr starke Radiowellen, die von den Antennen und Empfängern des Radio- und Plasmawellenforschungsinstrumentes (RPWS) CASSINIs angemessen werden können. Die Radiowellen sind rund 10.000 Mal stärker als die von Gewittern auf der Erde und gehen von gewaltigen Gewitterstürmen in der Saturnatmosphäre mit Durchmessern von rund 3.000 km aus.

Dr. Fischer erklärte, daß "diese Gewitter nicht nur wegen ihrer Stärke und Langlebigkeit erstaunlich sind, sondern die Radiowellen, die sie aussenden sind ebenfalls nützlich, um die Ionosphäre des Saturn zu erforschen, die geladene Schicht, die den Planeten in mehreren Tausend Kilometern Höhe über den Wolken umgibt. Die Radiowellen müssen die Ionosphäre durchqueren, um zu CASSINI zu gelangen und dienen so als natürliches Werkzeug, um die Struktur dieser Schicht und den Grad der Ionisation in verschiedenen Regionen zu sondieren."

Die Beobachtungen der Blitzaktivität auf dem Saturn mit CASSINI's RPWS-Instrument werden von einem internationalen Team von Wissenschaftlern aus Österreich, den USA und Frankreich durchgeführt. Die Ergebnisse haben vorangegangene Studien der VOYAGER-Raumsonden bestätigt, die darauf hinwiesen, daß der Grad der Ionisation in der Ionosphäre auf der Tagseite rund 100 Mal höher ist als auf der Nachtseite des Planeten.

Radiosignale vom Saturn
Oben: Die Abbildung oben rechts zeigt die vom RPWS-Instrument empfangenen Radiosignale, die von den enormen Blitzgewittern in der Saturnatmosphäre, wie dem Sturm unten rechts , erzeugt werden. Der helle Punkt unten links ist der Saturnmond Thetys. (Abbildung: RPWS Team/NASA/JPL/Space Science Institute)
Blitzgewitter ereignen sich auf dem Saturn üblicherweise in einer Region, die von Wissenschaftlern als "Sturmallee" bezeichnet wird und bei etwa 35 Grad südlicher Breite liegt.

Dr. Fischer meint dazu: "Der Grund, warum wir Blitze an diesem eigentümlichen Ort sehen, ist nicht ganz klar. Es könnte sein, daß diese geographische Breite einer der wenigen Orte in der Saturnatmosphäre ist, der vertikale Konvektion von Wasserwolken in großem Stil zuläßt, was notwendig für die Entwicklung von Gewittern ist. Dennoch könnte es auch ein jahreszeitlicher Effekt sein. VOYAGER hatte die Gewitter in Äquatornähe beobachtet. Daher könnte es sein, daß, wo der Saturn nun am 11. August sein Äquinoktikum passiert hat, wir die Stürme sich nun wieder mehr zu äquatorialen Breiten bewegen sehen werden."

Saturns Rolle als Quelle für Blitze wurde zusätzlich während CASSINIs letztem nahen Vorbeiflug am Titan am 25. August bestätigt. Während der halben Stunde, in der der Saturn durch Titan bedeckt wurde, wurden keine Blitze registriert.

"Obwohl wir von den CASSINI-Aufnahmen wissen, woher die Blitze auf dem Saturn kommen, war dieses Ereignis ein weiterer netter Beweis für ihren Ursprung", erklärte Fischer.

Die CASSINI-HUYGENS-Mission ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und der Italienischen Raumfahrtbehörde. NASA's CASSINI-Sonde ist seit Juli 2004 in der Umlaufbahn um den Saturn. CASSINI hat seine erste Vierjahresmission zur Erkundung des Saturnsystems im Juni 2008 abgeschlossen. Die CASSINI-Equinox-Mission ist eine zweijährige Verlängerung bis September 2010, benannt nach dem Äquinoktium oder der Tag- und Nachtgleiche des Saturns, die im August 2009 erfolgte, als die Sonne direkt auf den Äquator schien. CASSINI wird die jahreszeitlichen Veränderungen durch die Sonne beobachten, während sie damit beginnt, die nördliche Hemisphäre und die nördliche Seite der Saturnringe zu beleuchten. Während der ersten vier Jahre der Mission waren Saturn, seine Ringe und seine Monde von Süden von der Sonne angestrahlt worden.

Das Radio- und Plasmawellenforschungsinstrument (RPWS) empfängt und mißt die Radiosignale, die vom Saturn kommen, darunter die Radiowellen, die durch die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind und Saturn und Titan erzeugt werden. Der Hauptverantwortliche Wissenschaftler ist Professor Donald Gurnett von der Universität von Iowa.

Quelle: Presseerklärung des Europäischen Kongresses für Planetenforschung (EPSC), Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 17. September MMIX