Artikel 25. Dezember 2004 |
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HUYGENS’ letzte Reise ins Unbekannte
CASSINIS europäischer Passagier hat Abtrennung vollzogen und ist auf dem Weg zum Saturnmond Titan
Die Abtrennung erfolgte um 03.00 Uhr MEZ. Einige Minuten später wandte sich der CASSINI-Orbiter der Erde zu und leitete das Abtrennungssignal weiter, das eine Stunde und acht Minuten benötigte, um die Entfernung von 1,2 Milliarden km zur Erde zurückzulegen. "Das Ausklinken heute ist ein weiterer Meilenstein der Mission CASSINI/HUYGENS“, erklärte der Wissenschaftsdirektor der ESA, Dr. David Southwood. "Nach sieben Jahren des Zusammenlebens kam die Trennung im Gütlichen. Wir danken unseren Partnern bei der NASA herzlich fürs Mitnehmen. CASSINI und HUYGENS werden nun eigene Wege gehen, aber wir rechnen damit, daß sie bis zum Ende dieser faszinierenden Mission in Kontakt bleiben werden. All unsere Hoffnungen und Erwartungen richten sich jetzt auf die ersten Daten aus einer neuen Welt, von deren Erforschung wir seit Jahrzehnten träumen.“ Schlußphase einer siebenjährigen Reise
Im Verlauf seiner dritten Umrundung des Ringplaneten führte der Orbiter am 17. Dezember ein Manöver durch, das ihn und HUYGENS auf einen kontrollierten Kollisionskurs mit Titan brachte. Wie geplant, fand am 22. Dezember eine Feinabstimmung statt, um HUYGENS auf seinen nominalen Eintrittskurs zu bringen. Während HUYGENS auf diesem Kurs bleiben und am 14. Januar in die Atmosphäre des Titan eintauchen wird, muß CASSINI am 28. Dezember ein weiteres Kurskorrekturmanöver vornehmen, um nicht auf dem Saturnmond einzuschlagen. Die heutige Abtrennung erfolgte durch die Zündung von Sprengladungen. Nach der dadurch ausgelösten Aktivierung eines Federmechanismus bewegt sich HUYGENS mit einer relativen Geschwindigkeit von 0,3 m/s von der Muttersonde weg und rotiert dabei siebenmal pro Minute um die eigene Achse. Beim Bodenstationsnetz der NASA gingen die Telemetriedaten zur Bestätigung des Ausklinkens ein. HUYGENS befindet sich während ihres 20tägigen Flugs in Richtung Titan in "abgeschaltetem“ Zustand. Vier Tage vor der Abtrennung wurde ein Dreifach-Timersystem programmiert, das die Systeme der Sonde kurz vor ihrer Ankunft am Titan reaktivieren wird. Erforschung der Atmosphäre des Titan
Nach 15 Minuten wird HUYGENS in rund 120 km Höhe ihren Hauptfallschirm abwerfen, worauf ein kleinerer Bremsschirm mit 3 m Durchmesser zum Einsatz kommt, um innerhalb der Laufzeit der Batterien der Sonde den weiteren Abstieg durch die Atmosphäre zu ermöglichen. Vom Eintauchen in die Atmosphäre bis zum Aufprall von HUYGENS auf der Oberfläche des Titan mit einer Geschwindigkeit von rund 6 m/s werden etwa 140 Minuten vergehen. Wenn die Sonde all dies ohne Schaden übersteht, beginnt dann ihre erweiterte Mission der unmittelbaren Charakterisierung der Oberfläche dieses Saturnmondes, solange die Batterien reichen und CASSINI vom Landeplatz aus "sichtbar“ ist, d. h. nicht länger als 130 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt wird der CASSINI-Orbiter seine Hauptantenne wieder der Erde zuwenden und die von HUYGENS gesammelten Daten überspielen, die 67 Minuten später von der 70-m-Antenne der NASA im australischen Canberra empfangen werden sollen. Es sind drei Übertragungen vorgesehen, um sicherzugehen, daß keine Daten verlorengehen. Danach wird CASSINI seine Mission der Erforschung des Saturn und seiner Monde fortsetzen, wobei er in den kommenden Monaten und Jahren mehrmals am Titan vorbeifliegen wird. Eine Sonde in den Tiefen von Raum und Zeit
Europas Hauptbeitrag zur CASSINI-Mission, die HUYGENS-Sonde, wurde im Auftrag der ESA von einem Industrieteam unter der Leitung von Alcatel Space gebaut. Die 320 kg schwere Sonde führt sechs Instrumente zur Erforschung der Titanatmosphäre während ihres Abstiegs mit. An der Entwicklung dieser wissenschaftlichen Nutzlast waren Labors und Forschungseinrichtungen in allen ESA-Mitgliedstaaten, den USA, Polen und Israel beteiligt. Das HUYGENS-Atmosphärenstrukturinstrument (HASI) wird Temperatur- und Druckprofile messen sowie Winde und Turbulenzen charakterisieren. Außerdem kann es Blitze erfassen und - falls es zu einer erfolgreichen Landung kommt - sogar die Leitfähigkeit und absolute Dielektrizitätskonstante der Oberfläche messen. Das Gaschromatograph-Massenspektrometer (GCMS) wird eine chemische Feinanalyse der Atmosphäre und der mit dem Aerosol-Sammel- und Pyrolysegerät (ACP) gesammelten Aerosole vornehmen. Das abbildende Abstiegs-Spektralradiometer (DISR) wird Bilder, Spektren und andere Daten über die Atmosphäre, die Strahlungsbilanz, die Wolkenstruktur, die Aerosole und die Oberfläche sammeln. Das Doppler-Windexperiment (DWE) soll ein zonales Windprofil erstellen, während das wissenschaftliche Oberflächenmodul (SSP) der Landeplatz charakterisieren wird, wenn HUYGENS nach dem Aufprall noch funktionsfähig ist. Die Mission CASSINI/HUYGENS ist ein Gemeinschaftsvorhaben der NASA, der ESA
und der italienischen Raumfahrtagentur ASI. Das Laboratorium für Strahlantriebe der
NASA (JPL), eine Abteilung des kalifornischen Instituts für Technologie (CalTech) in
Pasadena, leitet die Mission im Auftrag des NASA-Büros für Weltraumwissenschaft in
Washington. Der CASSINI-Orbiter wurde vom JPL entworfen, entwickelt und gebaut.
Quelle: Original ESA-Pressebericht |