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Artikel 25. November 2008
Enceladus' Geysire möglicherweise von flüssigem Wasser gespeist
Saturnmond könnte alle Voraussetzungen für Leben enthalten - Quelle aus flüssigem Wasser unter dem Eis vermutet

Cassini über Enceladus
Oben: Diese künstlerische Darstellung zeigt die Raumsonde CASSINI, wie sie durch die Gasstrahlen fliegt, die aus den Rissen im Eis des Saturnmodes Enceladus austreten. (Abbildung: Karl Kofoed)
Wissenschaftler suchen weiter nach der Ursache für die Geysire auf dem Saturnmond Enceladus. Die Geysire sind als große Eruptionswolken aus Wasserdampf und Eispartikeln, die dem Mond entfliehen, gut sichtbar. Innerhalb der Wolken gibt es Staub- und Gasstrahlen, deren Ursache bislang noch ein Rätsel ist. Die Raumsonde CASSINI fährt damit fort, neue Daten zu sammeln, um nach Hinweisen darauf zu suchen.

Im Zentrum der Suche steht die Frage, ob diese Strahlen von einer unterirdischen Quelle flüssigen Wassers ausgehen. Einige Theorien bieten Modelle an, nach denen die Strahlen von Mechanismen verursacht werden könnte, bei denen kein flüssiges Wasser im Spiel ist. Akribische Detektivarbeit der CASSINI-Wissenschaftler überprüft diese Möglichkeiten, um der Antwort näher zu kommen.

Wodurch die Strahlen von Enceladus erzeugt werden ist eine brennende Frage in der Planetologie, denn wenn flüssiges Wasser dabei eine wichtige Rolle spielt, würde Enceladus damit zeigen, daß er theoretisch alle Voraussetzungen für eine lebensunterstützende Umgebung erfüllt.

Eines der jüngsten Modelle sieht die Möglichkeit, daß die Strahlen von heftigen Ausbrüchen flüchtigen Eises herrührt, das frisch dem Weltall ausgesetzt wird, wenn die Gezeitenkräfte des Saturns Schlote innerhalb der "Tigerstreifen" genannten Region am Südpol des Mondes öffnen.

Neue Ergebnisse von CASSINI, über die in der Ausgabe vom 27. November der Zeitschrift "Nature" berichtet wird, lassen Zweifel an dieser Hypothese aufkommen. Nach der Theorie müßten die Schlote zusammengedrückt werden und die Strahlen schwächer oder ganz abgeblockt werden.

"Unsere Beobachtungen stimmen nicht mit den vorhergesagten Zeitpunkten für das Öffnen und Schließen der Schlote aufgrund der Gezeiteinwirkung überein", meint die JPL-Wissenschaftlerin Candice Hansen aus dem Team für das Ultraviolett-Abbildungsspektrometer von CASSINI.

Stattdessen, erklärt sie weiter, unterstützen die neuen Beobachtungen mindestens eine Theorie, die die Strahlen auf eine Quelle flüssigen Wassers im Innern Enceladus' zurückführen.

Hansen und ihr Team hatten in den Jahren 2005 und 2007 Experimente durchgeführt, bei denen man Sternenlicht beobachtet hatte, daß durch die Wolken trat. Während dieser sogenannten "Sternokkultationen" konnte das Spektrometer den Wasserinhalt und die Dichte der Strahlen messen. Das Experiment testete die Vorhersage, daß eine größere Menge an Material durch die offen Brüche in 2005 austreten solle, und weniger Material in 2007, wenn sich die Brüche wieder schlössen.

Stattdessen, berichtete Hansen, sah man genau das Gegenteil. Die Beobachtungen zeigten, daß in 2007 die Wolke nahezu zweimal so dicht war, wie in 2005, was dem Modell widerspricht, das Gezeitenverformungen der Motor für die Bildung von Eruptionswolken seien. "Wir schließen sie nicht vollständig aus, wegen der unterschiedlichen Geometrie unserer beiden Okkultationen, aber wir liefern auch ganz bestimmt keinen Beleg für diese Hypothese", meinte Hansen.

Dennoch, erklärte Hansen, würden die neuen Beobachtungen von CASSINI ein mathematisches Modell unterstützen, das in 2007 entwickelt wurde, bei dem die Schlote als Düsen angesehen werden, die Wasser aus einer warmen, möglicherweise flüssigen Quelle mit Überschallgeschwindigkeit zur Oberfläche leite.

Die Autoren dieses Models gehen davon aus, daß nur hohe Temperaturen, nahe des Schmelzpunktes von Wasser, die große Anzahl an Eispartikeln erklären können, die sich in den Strahlen von Enceladus' nachweisen lassen. Sie meinen, es könnte eine Quelle flüssigen Wassers im Innern des Mondes sein, ähnlich dem Wostoksee unter der Antarktis auf der Erde, wo flüssiges Wasser unter dem Eis existiert. Im Fall von Enceladus würden die Eiskörner aus dem Dampf herauskondensieren, der aus der Wasserquelle entweicht und durch die Risse in der Eiskruste zur Oberfläche und in den Weltraum hinausströmt.

Was die Strahlen verursacht und beeinflußt und ob es dort flüssiges Wasser gibt, ist weiter ungewiß, aber es könnte bald schon mehr Hinweise geben, denn Enceladus ist ein Hauptuntersuchungsziel in der erweiterten Equinox-Mission von CASSINI. Die Anwesenheit von Wasser könnte große Auswirkungen auf zukünftige astrobiologische Studien über die Möglichkeit von Leben innerhalb von Eiskörpern im äußeren Sonnesystem haben.

Quelle: Strahlantriebslabor (JPL) der NASA
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 27. November MMVIII