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Bericht 14. Februar 2008
US-Marine soll steuerlosen Spionagesatelliten abschießen
Abschuß soll nach der Shuttle-Landung erfolgen - Hydrazintreibstoff des Satelliten könnte bei unkontrolliertem Wiedereintritt Gefahr für bewohnte Gebiete bedeuten

Wie die Associate Press heute meldete, will das amerikanische Militär einen unkontrollierbaren Spionagesatelliten abschießen, bevor er, voraussichtlich Anfang März, von selbst in die Erdatmosphäre wiedereintritt.

Amerikanische Regierungsbeamte erklärten am Donnerstag, daß die Option, die von der Bush-Administration bevorzugt wird, eine Rakete sei, die von einem Aegis-Kreuzer der US-Marine abgefeuert wird, und die den Satelliten zerstört, bevor er auf die Erdatmosphäre trifft.

Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag Abend, bei der neben General James Cartwright vom Pentagon auch der Administrator der NASA, Michael Griffin teilnahm, wurde die Entscheidung ausführlich begründet.

Danach ginge es nicht um einen Satellitenabschußtest, wie er vor einem Jahr von China vorgeführt worden war, sondern von dem Satelliten ginge eine reelle Gefährdung aus, wenn er in bewohntem Gebiet niederginge, wie General Cartwright betonte. Der Satellit enthalte Hydrazintreibstoff in einem Tank an Bord, der für den Betrieb der Steuerdüsen verwendet worden sei.

Bei einem unkontrolliertem Wiedereintritt werde der Tank aller Wahrscheinlichkeit nicht zerstört, sein normalerweise fester Inhalt würde aber über die abgerissenenen Treibstoffleitungen ausgasen. Hydrazin ist ein hochgiftiger Stoff. Nach einem Absturz würde vermutlich ein Gebiet in der Größe von zwei Fußballfeldern durch verdunstendendes giftiges Gas kontaminiert. Daß dies in einem bewohntem Gebiet passiert, müsse unbedingt vermieden werden, erklärte Griffin.

Man will den Satelliten in einer möglichst niedriegen Bahnhöhe zerstören, um auch die Gefahr für orbitale Trümmerteile zu minimieren. Voraussichtlich wird der Abschuß in 240 km Höhe erfolgen. Die Internationale Raumstation umrundet die Erde in 320-350 km Höhe. Bei einem direkten Treffer in den Tank würde das Hydrazin dagegen über die obere Atmosphäre verstreut und durch die Feinverteilung keine Gefahr mehr für die Menschen am Boden darstellen.

Die US-Marine wird für den Abschuß eine speziell für diesen Zweck modifizierte Abfangrakete verwenden. Bei der Entscheidung über den Abschuß haben offenbar mehrere US-Behörden mitgewirkt, darunter die Nationale Sicherheitsbehörde (NSA), die US-Heimatschutzbehörde (DHD) und das US-Außenministerium.

Michael Griffin erklärte, daß die Raumfähre ATLANTIS, die zur Zeit an der ISS angedockt ist, auf jeden Fall zuerst heruntergebracht werde, bevor man den Abschuß des Satelliten durchführt. Die Mission der ATLANTIS war erst gestern um einen Tag verlängert worden und die Landung ist jetzt für 20. Februar, 15:06 Uhr MEZ geplant. Je nach Wetterlage oder falls technische Probleme auftreten sollten, kann die Landung noch um ein bis zwei weitere Tage verschoben werden, was bedeutet, daß der Satellit unter Umständen erst nach dem 22. Februar abgeschossen werden kann.

Die Entscheidung, den Satelliten noch im All zu zerstören, ist politisch sehr heikel aufgrund der Kontroverse, die der chinesische Anti-Satelliten-Test im letzten Jahr ausgelöst hatte, als Peking einen ausgefallenen Wettersatelliten in 850 km Höhe abschiessen ließ. Die Trümmerteile werden noch für mindestens die nächsten 20 Jahre die Erde umkreisen. China hatte sich deshalb schwere Kritik von den USA und anderen Ländern eingehandelt.

Der als NRO L-21 bezeichnete 2.235 kg schwere Satellit, der nach den Berechnungen von Bahnexperten in der ersten Märzwoche in Berührung mit der Erdatmosphäre kommen wird, war am 14. Dezember 2006 vom Nationalen Büro für Luftaufklärung (NRO) gestartet und sollte für verschiedene Technologietests eingesetzt werden. Das NRO verlor jedoch schon bald nach dem Start den Kontakt und der Satellit begann wieder der Erde entgegenzusinken.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 14. Februar MMVIII