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![]() ![]() Bericht 10. November 2010 |
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Mysteriöser "Raketenstart" vor Kalifornien führt zu wilden Spekulationen
US-Verteidigungsministerium: Kein US-Raketentest - auch keine ungewöhnlichen Radarortungen oder Pilotenberichte
"Ich sah eine große Rauchfahne aufsteigen, die, wie es schien, jenseits des Horizonts begann und beständig weiter wuchs", beschrieb KCBS-Kameramann Gil Leyvas, was er vom Helikopter aus sah. Die meisten Vermutungen gingen sofort von einem amerikanischen Raketentest aus, doch erste Nachfragen beim US-Militär wurden negativ beschieden. Ein Sprecher der US-Marine erklärte gegenüber KFMB, daß es sich bei dem beobachteten Start um keine ihrer Raketen gehandelt und es am Montag Abend keine Aktivitäten der Marine in diesem Seegebiet gegeben habe. Erst am letzten Freitag war eine DELTA 2 Trägerrakete vom US-Luftwaffenstützpunkt Vandenburg an der Küste Kaliforniens gestartet, doch nach Angaben der Verantwortlichen war für Montag kein weiterer Start geplant gewesen. Ein Bericht von MSNBC bestätigte dieses. "Pentagon und Marine erklärten gegenüber NBC, daß sie keine Ahnung hätten, wer am Montag eine Rakete vor der kalifornischen Küste gestartet habe. 'Wir prüfen das', haben frustierte Verantwortliche gesagt", berichtete MSNBC auf ihrer Twitter-Seite @breakingnews. KFMB zeigte das Video von dem vermuteten Raketenstart dem früheren US-NATO-Botschafter und ehemaligen stellvertretenden Verteidigungsminister Robert Ellsworth. Ellsworth spekulierte, daß es sich bei der Rakete möglicherweise um eine Demonstration amerikanischer militärischer Stärke handelte, die zeitlich mit US-Präsident Obamas Asienreise abgestimmt sei. "Es könnte ein Teststart einer ballistischen Interkontinentalrakete von einem U-Boot sein ... um zu demonstrireen, hauptsächlich in Richtung Asien, daß wir dazu in der Lage sind", meinte Ellsworth gegenüber CBS. Ellsworth meinte weiter, daß früher zur Zeit des kalten Krieges, als es noch die Sowjetunion gab, ähnliche Tests zur Propagierung der militärischen Stärke der USA im Atlantik durchgeführt worden seien. Allerdings glaube er nicht, daß eine ballistische Interkontinentalrakete (ICBM) jemals über dem Pazifik getestet worden sei. (Tatsächlich wurde im Jahr 1962 eine ICBM mit einem scharfen Nukleargefechtskopf über dem Pazifik getestet, einschließlich Atomexplosion nahe der Johnston-Insel.) Das US-Militär führt allerdings häufiger Lenkflugkörper- und andere Waffentests über dem Pazifik aus, die öffentlich bekanntgegeben werden. Dies geschieht aber in der Regel viel weiter nördlich von Los Angeles auf der Höhe von Point Mugu im Landkreis Ventura, nördlich von Malibu. Dort befindet sich auch eine US-Marinefliegerbasis (NAS Point Mugu), auf der u. a. AWACS-Radarträgerflugzeuge vom Typ "Hawkeye" stationiert sind. Heute (10. November) schließlich ließ das US-Verteidigungsministerium (DoD) bekanntgeben, daß der weithin sichtbare Kondensstreifen vom Montag Abend offenbar von einem gewöhnlichen Düsenflugzeug verursacht worden sei und nichts mit einer "mysteriösen Rakete" zu tun habe. "Obwohl es derzeit keine Anhaltspunkte gibt, die das Verteidigungsministerium zu glauben veranlaßt, daß es sich hierbei um einen Raketenstart handelt, werden das Ministerium und andere US-Regierungsbehörden mit Fachwissen im Bereich Luft-und Raumfahrt sich weiterhin den am Montag vor der Küste Kaliforniens beobachteten Kondensstreifen anschauen", erklärte DoD-Sprecher Oberst Dave Lapan in einer schriftlichen Stellungnahme. "Keine der DoD-Dienststellen mit Raketen- und Lenkflugkörperprogrammen hat über einen Abschuß, ob geplant oder unabsichtlich, zum fraglichen Zeitraum berichtet", fügte Lapan hinzu. "NORAD und USNORTHCOM haben bestätigt, daß sie gestern keine ausländischen Raketenstart vor der Küste Kaliforniens aufgezeichnet hätten und festgestellt, daß keine Gefährdung für das amerikanische Festland besteht." NORAD, das Nordamerikanische Luft- und Raumfahrt-Verteidigungskommando, hat mit dem US-Kommando Nord (USNORTHCOM) zusammengearbeitet, um zu untersuchen, ob der Kondensstreifen tatsächlich von einem Raketenabschuß stammt. NORAD ist eine gemeinsame Organisation der USA und Kanadas, die den Luftraum über Nordamerika überwacht, leitet und gegebenfalls Warnungen ausspricht. "Zusätzlich hat sich die [US-Luftfahrtbehörde] FAA die Radaraufzeichnungen vom Montag Nachmittag für den Luftraum westlich von Los Angeles angeschaut. Dabei wurden keine sich schnell bewegenden unidentifizierten Ziele beobachtet", erklärte Lapan. "Die FAA hat außerdem keine Berichte über ungewöhnliche Sichtungen von Piloten, die am Montag Nachmittag dieses Gebiet durchflogen hatten, erhalten." "Wir haben keine kommerziellen Raketenstarts in diesem Gebiet für Montag genehmigt und alle weiteren Informationen sollten von NORAD kommen. Das ist so ziemlich alles, was ich im Augenblick dazu sagen kann", meinte FAA-Sprecher Ian Gregor gestern (9. November) gegenüber Space.com. Hinzu kommt, daß es bislang keine Berichte von Augenzeugen von der Insel Santa Catalina gibt, die wesentlich näher an der vermuteten Abschußstelle liegt als Los Angeles. Einwohner dort hätten womöglich nicht nur einen besseren Blick und einen anderen Blickwinkel auf den Kondensstreifen gehabt, sie hätten auch Ohrenzeugen von dem doch beträchtlichen Lärm, den so ein Start entwickelt, sein müssen. In den Internetforen will indes niemand die Erklärungen der Regierungsbehörden glauben. Wie üblich bei solchen Ereignissen blühen dort bereits die Verschwörungstheorien. Quelle:
Space.com, CBS u. a.
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