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Artikel 19. Februar 2017
Falcon 9 startet erstmals von historischer APOLLO-Startrampe
BIlderbuchstart mit anschließender Landung der ersten Stufe direkt nebenan - bringt DRAGON-Kapsel auf Kurs zur ISS

Start der FALCON 9 von der Startrampe 39A
Oben: Die erste FALCON 9, die von der historischen Startrampe 39A des Kennedy Raumfahrtzentrums startet, erhebt sich in den Himmel über dem Kap Canaveral in Florida.
(Photo: SpaceX)
Das amerikanische Raumfahrtunternehmen SpaceX hat eine Rakete von derselben historischen Startrampe gestartet, von der bereits einige der größten Missionen der NASA gestartet waren, und anschließend die Startstufe mit großem Erfolg in der Nähe wieder gelandet.

Die Trägerrakete vom Typ FALCON 9, die eine robotische DRAGON-Frachtkapsel mit Ziel Internationale Raumstation auf der Spitze trug, hob um 15:39 Uhr MEZ am Sonntag Nachmittag vom Startkomplex 39A des Kennedy Raumfahrtzentrums (KSC) der NASA am Kap Canaveral in Florida ab, der gleichen Rampe, von der einst APOLLO-Mondmissionen und Raumfährenmissionen ihre Reisen begonnen hatten.

Dies war der zweite Startversuch. Ein erster Startversuch am Samstagnachmittag war nur dreizehn Sekunden vor der Zündung der Triebwerke wegen eines möglichen Problems mit der Schubvektorsteuerung des Triebwerks der Oberstufe abgebrochen worden.

Der heutige Start war aber nicht das Einzige, was bilderbuchmäßig lief. Auch die Erststufe kam erfolgreich zurück und landete wie geplant achteinhalb Minuten später nur wenige Kilometer entfernt auf einer speziellen Landefläche auf dem Gelände des US-Luftwaffenstützpunkts Cape Canaveral (CCAFS). Es war die erste Taglandung am Landeplatz, "Landezone 1" genannt.

"Das Baby kam zurück", schrieb SpaceX-Geschäftsführer Elon Musk anschließend auf Twitter.

Die zweite Stufe der FALCON 9 hatte sich zweieinhalb Minuten nach dem Abheben von der Erststufe getrennt. Während die Erststufe umkehrte, um am Kap zu landen, setzte die zweite Stufe mit der DRAGON-Kapsel den Flug in die Erdumlaufbahn fort. Nachdem die Kapsel 11 Minuten nach dem Start in der Umlaufbahn ausgesetzt wurde, fuhr sie ihre Solarzellen aus und begann ihre zweitägige Reise zur ISS.

Sobald die DRAGON am Dienstag Nachmittag (21. Februar) am orbitalen Außenposten ankommt, soll der französische ESA-Astronaut Thomas Pesquet, unterstützt vom NASA-Astronauten Shane Kimbrough, das Raumfahrzeug mit dem kanadischen Robotarm CANADARM2 greifen. Beider werden den Vorgang dabei von der Beobachtungskuppel CUPOLA der Station beobachten.

NASA-Astronautin Peggy Whitson wird den Anflug des Raumfahrzeugs überwachen. Sobald die DRAGON gegriffen wurde, wird die Leitstelle am Boden übernehmen und die Kapsel am Robotarm zum Kopplungsstutzen dirigieren und ankoppeln.

Frachtmission beinhalten immer eine breite Pallette an Versorgungsgütern, Werkzeugen und Ausrüstung für wissenschaftliche Experimente, aber diese ist ganz besonders wissenschaftsorientiert, wie Sprecher der NASA hatten verlauten lassen.

"Verbrauchsgütermäßig stehen wir sehr gut da; wir sind weit über unserem Reservebestand für Nahrung und Wasser, daher haben wir diese DRAGON-Mission der Forschung gewidmet", erklärte Dan Hartman, der stellvertretende Leiter des ISS-Programms, während einer Pressekonferenz am Freitag (17. Februar). "Sie ist gerammelt voll und die Besatzung wird die Experimente wirklich genießen, die wir ihnen hochschicken."

Die FALCON 9 Erststufe landet am Kap
Oben: Die Erststufe der FALCON 9 senkt sich auf die Landezone 1 von SpaceX auf dem Gelände des US-Luftwaffenstützpunktes Cape Canaveral hinab, nachdem sie erfolgreich eine DRAGON-Frachtkapsel zur ISS in die Erdumlaufbahn geschossen hat.
(Photo: SpaceX)
Die Experimente und Geräte, die zur Station geschickt wurden, repräsentieren die Arbeit von rund 800 Wissenschaftlern auf der ganzen Welt, wie NASA-Sprecher erläuterten, und die Besatzung der Raumstation sogleich nach dem Entladen mit der Arbeit beginnen und diese Experimente aufbauen und starten. Die DRAGON ist insgesamtmit rund 2500 kg Fracht beladen und soll nach 29 Tagen an der ISS mit rund 2300 kg zur Erde zurückkehren..

Einige neue Teile für die Station kommen im drucklosen "Kofferraum" des Raumfahrzeugs: SAGE-III, ein Erdbeobachtungsgerät, daß nach Ozon in der Atmosphäre schaut, sowie eine Weltraumtestprogrammnutzlast, die unter anderem den Blitz-Abbildungssensor beinhaltet, mit dem Blitze auf der ganzen Welt beobachtet werden sollen, und Raven, eine Nutzlast, die Daten sammeln soll, mit denen zukünftigen Raumfahrzeugen das autonome Rendevouz erleichtert werden soll.

Ab dem zweiten Tag nach der Ankunft am Außenposten sollen diese Experimente mit dem Robotarm aus dem externen Laderaum herausgenommen und an der Station angebracht werden; der Vorgang könnte 15 oder 16 Tage lang durchlaufen, meinte Hartmann. DRei Nutzlasten, die nicht mehr im Einsatz sind, sollen dafür im Kofferraum der DRAGON wieder zurück zur Erde gebracht werden.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen, die im druckbeaufschlagten Teil des Raumfahrzeugs mittransportiert werden (rund 730 kg), beinhalten Tests darüber, wie multiresistente Bakterien (MRSA) sich an die Weltraumumgebung anpassen, ein Antikörperkristallisationsprojekt, ein Stammzellwachstumsexperiment, eine Studie mit Mäusen über die Heilung von Wunden im All, und viele Projekte, die von Schülern und Studenten entworfen wurden. Es gibt auch mehrere physikalische Untersuchungen, darunter eine, die untersucht, wie Metallegierungen in der Schwerelosigkeit erstarren.

Kimbrough, Whitson und Pesquet und ihre russischen Kollegen, die Kosmonauten Oleg Nowitskij, Andreij Borisenko und Sergeij Ryschikow, werden bald noch weiteren Besuch von Robotraumfahrzeugen bekommen. Ein russischer PROGRESS-Transporter soll am 22. Februar zur Station starten, und ein CYGNUS-Versorgungsfrachter des Raumfahrtunternehmens Orbital-ATK soll am 19. März starten, sofern alles nach Plan verläuft.

Der heutige Start hat die zehnte reguläre Frachtmission von SpaceX im Rahmen der Vereinbarung mit der NASA begonnen. Acht der neun vorangegangenen Missionen waren erfolgreich; der Fehlschlag ereignete sich im Juni 2015, als eine FALCON 9 weniger als drei Minuten nach dem Start auseinanderbrach.

Dies war der zweite Start von SpaceX in diesem Jahr und auch der zweite Start, nachdem eine FALCON 9 bei einem routinemäßigen Vorstarttest am 1. September 2016 auf der Startrampe explodiert war. Bei diesem Unfall wurden die Rakete und seine Nutzlast, der $200 Millionen teure israelische Satellit Amos-6, zerstört.

SpaceX hat nun auch acht Raketenlandungen absolviert, drei davon in der Landezone 1 und fünf auf autonomen Landeplattformschiffen auf dem Ozean. Diese Landungen sind Teil der Anstrengungen des Unternehmens, wiederverwendbare Raketen zu entwickeln, eine Technologie, von der der SpaceX-Gründer und Geschäftsführer Elon Musk meint, daß sie die Raumfahrt revolutionieren könnte.

Startkomplex 39A war der Ausgangspunkt für die APOLLO 11 Mission im Juli 1969, wie auch für die meisten anderen bemannten APOLLO-Missionen und für viele Raumfährenmissionen. Vor dem heutigen Tag war der letzte Start von der Rampe die letzte Mission des Space-Shuttle-Programms, der Start der Raumfähre ATLANTIS (STS-135) im Juli 2011. SpaceX hat die Rampe 2014 von der NASA für 20 Jahre gemietet. Von hier sollen hauptsächlich die Schwerlastraketen vom Typ FALCON Heavy starten.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 19. Februar 2017