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Artikel 9. März 2017
Robert Bigelow sieht private Raumstationen schon 2020 in der Mondumlaufbahn
Riesiges Habitatmodul mit 330 Kubikmetern Volumen von Bigelow Aerospace soll 2020 für den Einsatz bereitstehen

BA-330 in der Mondumlaufbahn
Oben: Ein BA-330 Modul von Bigelow Aerospace in der Mondumlaufbahn. (Abbildung: Bigelow Aerospace)
Riesige Raumstationen und Auftankdepots könnten den Mond schon ab dem Jahr 2020 umkreisen, aber nur, falls die US-Regierung unter Donald Trump die Finanzierung und die nationale Bewegung, die dafür notwendig sind, zur Priorität macht, meint der amerikanische Raumfahrtunternehmer und Hotelmogul Robert Bigelow.

Bigelow, dessen Firma Bigelow Aerospace bereits drei private Weltraumhabitatprototypen in die Erdumlaufbahn gestartet hat, darunter das erste aufblasbare ISS-Modul, erklärte, daß eine kommerzielle Raumstation in der Mondumlaufbahn ein zwingend notwendiges Ziel für die Mondexploration sei.

"Der Schlüssel dazu ist, wie schnell die Trump-Administration reagieren kann", meinte Bigelow in einem Interview am Freitag, 3. März gegenüber Space.com. Die US-Regierung würde schnell agieren müssen, "um Geldtöpfe zu aktivieren und den privaten Sektor zu stimulieren", damit ein lunares Depot zum Ende des Jahres 2020 möglich wird, fügte er hinzu.

Das Interview mit Space.com kam nur wenige Tage nachdem das von Milliardär Elon Musk gegründete private Raumfahrtunternehmen SpaceX angekündigt hatte, daß es schon 2018 einen Touristenflug um den Mond herum durchführen will. Am 26. Februar hatte SpaceX gegenüber Reportern geäußert, daß die Firma eine gute Vorauszahlung von zwei bislang namentlich nicht genannten Personen für einen Rundflug um den Mond an Bord einer DRAGON-Kapsel bekommen hätte. Der Flug solle auf der Spitze einer FALCON Heavy Trägerrakete erfolgen, die ihren Erstflug voraussichtlich im Herbst durchführen soll.

"SpaceX hat angedeutet, daß sie in der Lage sein könnten, 2018 einen Rundflug um den Mond durchzuführen", meinte Bigelow. "Wenn sie ihren Zeitplan einhalten, dann wäre SpaceX 2020 in der Position, kommerziellen Transport zum Mond anzubieten."

BA-330 auf Übergangsbahn
Oben: Das BA-330 Modul mit 330 Kubikmetern Volumen nach dem Aufblasen könnte mit zwei aufgewerteten Centaur-Oberstufen von ULA aus der Erdumlaufbahn auf die Mondübergangsbahn geschossen werden. (Abbildung: Bigelow Aerospace)
Anfang des Monats hatte auch ein anderer Raumfahrtunternehmer, der Amazon-Gründer und Milliardär Jeff Bezos, in einem Interview mit der Washington Post erklärt, seine Firma Blue Origin liebäugle mit eigenen Plänen für ein Mondraumfahrzeug und einem Mondlandegerät.

Bigelow selbst hatte schon häufig geäußert, daß private Raumstationen und Habitate für den Mond und darüber hinaus schon immer Ziele seiner in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada beheimateten Firma Bigelow Aerospace gewesen seien. Am 1. März enthüllte Bigelow dann das Konzept seines Unternehmens für ein Monddepot auf dem Weg zum Mond und in der Mondumlaufbahn.

Bigelow Aerospace hat bereits zwei unbemannte aufblasbare Habitatprototypen in die Erdumlaufbahn gestartet, Genesis I im Jahr 2006 und Genesis II im Jahr 2007. Dann, im letzten Jahr, wurde Bigelows Expandierbares Aktivitätsmodul (BEAM) mit einer DRAGON-Frachtkapsel von SpaceX zur Internationalen Raumstation geliefert und am Knoten- und Habitatsmodul TRANQUILITY angekoppelt. Das Modul ist Teil eines NASA-Testprojektes für zukünftige Habitatmodule. Es ist das erste rein privat gebaute aufblasbare Modul, das an der Internationalen Raumstation angekoppelt wurde. Und nach Angaben von Bigelow funktioniert es bislang sehr gut.

"Wir sind bislang sehr zufrieden damit, wie sich das Raumfahrzeug verhält", fügte er hinzu.

BA-330 Ankuft am Mond
Oben: Bei der Ankunft am Mond schießt die zweite Centaur-Oberstufe das BA-330 in die Mondumlaufbahn ein. Dort kann es dann als kommerzielle Forschungsstation, als Zwischen- und Versorgungsstation für Trips zur Mondoberfläche, oder auch als Tankstelle für Raumfahrzeuge, die im mondnahen Raum operieren, dienen. (Abbildung: Bigelow Aerospace)
Bigelow Aerospace ist auch eine Partnerschaft mit United Space Alliance (ULA) eingegangen, einer gemeinsamen Tochter von Boeing und Lockheed-Martin zur Vermarktung der Startdienstleistungen ihrer Trägerraketen ATLAS V und DELTA IV, um 2020 ein riesiges Weltraumhabitat in die Umlaufbahn zu starten. Das für seinen nutzbaren Rauminhalt von 330 Kubikmetern BA-330 genannte Modul, soll auf einer ATLAS V starten, im All aufgeblasen werden, und kann dann als freifliegende private Raumstation genutzt werden.

"Das BA-330 ist dreimal so groß wie irgendwas auf der Internationalen Raumstation", meinte Bigelow gegenüber Space.com und fügte hinzu, das das Unternehmen beabsichtige, das Habitat für einen Bruchteil der Kosten der NASA zur Verfügung zu stellen.

Bigelow sagte weiter, daß ein BA-330 Habitat möglicherweise auch in eine niedrige Mondumlaufbahn gebracht werden könnte. Dafür würden zwei aufgewertete Centaur-Oberstufen von ULA, ACES genannt, das Modul erst aus der Erdumlaufbahn heraus auf die Übergangsbahn und schließlich in die Mondumlaufbahn einschießen. Die Raumstation könnte den Mond in einer Höhe von 100-150 km umkreisen und als Zwischenstation für Astronauten dienen, die zum Mond herunter und wieder hinauffliegen.

Das BA-330 könnte auch als Tankstelle für andere Raumfahrzeuge genutzt werden, die im mondnahen Raum operieren, etwas, das für eine ständige Siedlung auf dem Mond sehr wichtig sein wird, meinte Bigelow.

"Man wäre in der Lage, den Astronauten eine Zwischenstation zu geben, einen Ort, wo sie die Erfahrung erleben können, weiter von der Erde entfernt zu sein, als irgendjemand in den vergangenen 45 Jahren", fügte er hinzu.

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold

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letzte Änderung am 15. März 2017