Zurück zur Startseite Constellation
Zurück zur Startseite Zurück zur Constellation-Indexseite
Artikel 1. Februar 2010
Weißes Haus streicht Constellation Programm zusammen
Keine Mondflüge mehr - stattdessen mehr für klimabasierte Forschung und Entwicklung von kostengünstigeren Technologien für zukünftige Exploration

ORION mit

LSAM
Oben: Nach dem Haushaltsentwurf für 2011 soll das amerikanische Mondprogramm mit ARES 1, ORION und ALTAIR-Mondlander gestrichen werden. (Abbildung: NASA)
US-Präsident Obama beabsicht das hinter dem Zeitplan zurückhängende Mondprogramm der NASA abzubrechen und die Geldmittel zu nutzen, um neue kommerzielle Raumfahrtunternehmen, sowie Forschung in Raumfahrttechnologie und Klimawissenschaften zu finanzieren, erklärten heute Sprecher des Weißen Hauses, dem Amtssitz Obamas.

In ihrem Haushaltsentwurf für 2011 gab die Obama-Administration bekannt, das bemannte Raumfahrtprogramm der NASA zu überholen und die Raumfahrtbehörde auf eine Myriade von Forschungsprogrammen anzusetzen, durch die ein "machbarerer Ansatz zur Weltraumerkundung" erzielt werden soll.

"Die Regierung beabsichtigt das Constellation Programm abzubrechen, mit dem bis zum Jahr 2020 Astronauten zum Mond zurückkehren sollen, und es mit einem kühneren neuen Ansatz zu ersetzen, der die kommerzielle Raumfahrtindustrie fördert, internationale Partnerschaften schmiedet und der die spieländernden Technologien entwickelt, die notwendig sind, um die Voraussetzungen für ein revitalisiertes bemanntes Raumfahrtprogramm zu schaffen und mit einem Weltraumerkundungsprogramm des 21. Jahrhunderts zu beginnen", ist in dem Dokument des Weißen Hauses zu lesen.

Die Haushaltsmacher rechtfertigten die Streichung des Programms mit den Ergebnissen der präsidialen Expertenkommission, die im letzten Jahr das Constellation- Programm als nicht aufrecht zu erhalten bezeichnet hat und einen zusätzlichen Bedarf von $3 Milliarden habe, um wieder auf Kurs zu kommen.

Das Constellation-Programm beinhaltet die ARES-Trägerraketenfamilie und das bemannte Raumfahrzeug ORION. Die erste bemannte Mission des neuen Systems könne aber unabhängigen Analysten zufolge nicht vor dem Jahr 2017 erfolgen.

"Unter Verwendung einer breiten Pallette von Kriterien hat eine unabhängige Kommission festgestellt, daß das NASA-Programm, selbst wenn genügend finanziert, viele der Errungenschaften der APOLLO-Ära wiederholen soll. 50 Jahre später ist das der am wenigsten attraktive Ansatz zur Weltraumerkundung, verglichen mit potentiellen Alternativen", schrieb das Büro des Präsidenten in dem Dokument zum Haushaltsentwurf.

Unterstützer des Constellationprogramms im US-Kongreß kritisieren bereits die Änderung in der NASA-Strategie. Viele der Stimmen kommen aus US-Bundesstaaten, in denen die NASA mit Zentren vertreten ist, wie Florida, Texas und Maryland.

US-Senator Richard Shelby, Republikaner aus Alabama, meinte, der Haushalt leite den "Todesmarsch" der US-amerikanischen bemannten Raumfahrt ein.

"Das vom Präsidenten vorgeschlagene NASA-Budget leitet den Todesmarsch für die Zukunft der amerikanischen bemannten Raumfahrt ein", erklärte Shelby in einer Äußerung am Montag. "Der Abbruch des Constellation-Programms und das Ende der bemannten Raumfahrt repräsentieren einen Wandel, aber es ist sicherlich nicht der Wandel an den ich glaube. Der Kongreß kann und wird nicht still dasitzen und dieser unbesonnene Aufgabe guter Prinzipien, einer nachweisbaren Erfolgsgeschichte, einem stetigen Weg zum Erfolg und der Zerstörung des bemannten Raumfahrtprogramms zuschauen."

Dragon
Oben: Kommerzielle Transportdienstleister sollen nach dem Willen der Obama-Administration in den kommenden Jahren den bemannten Fährverkehr zwischen der Erde und der Internationalen Raumstation übernehmen, wie hier im Bild mit der DRAGON-Kapsel von SpaceX. (Abbildung: SpaceX)
Anstelle von Constellation solle die NASA kommerzielle Weltraumtransportprogramme "so bald wie möglich" unterstützen, um Astronauten zur Internationalen Raumstation hin und wieder zurück zu bringen, erläutert der Haushaltsentwurf weiter.

Die NASA werde $500 Millionen erhalten, um Verträge über Personentransportdienste mit der privaten Industrie zu schließen, die behaupten, daß sie früher und günstiger als das Constellation Programm mit den Flügen beginnen könnten.

"Wir können nicht damit weitermachen, die Träume von Hobbyraketenbauern und sogenannten 'kommerziellen' Dienstleistern zu verhätscheln, die behaupten, die Zukunft der bemannten US-Raumfahrt könne früher und billiger als mit Constellation erreicht werden", meinte Shelby.

US-Senator Bill Nelson, Demokrat aus Florida und ehemaliger Shuttle-Astronaut, erklärte in der letzten Woche, mit dem Haushalt riskiere man, "die Führungsrolle im All an Rußland oder China zu verlieren".

"Wenn die $6 Milliarden zusätzlicher Finanzmittel für eine kommerzielle Trägerrakete vorgesehen sind, dann wird die größere Rakete für die bemannte Exploration sich bis in das nächste Jahrzehnt verzögern", sagte Nelson in einer Äußerung. "Wir brauchen einen Plan, der Amerika ununterbrochenen Zugang zum All gewährleistet und gleichzeitig die Exploration finanziert, die unsere Grenzen des Wissens erweitern."

Der Haushalt weist die Behörde auch an, die Internationale Raumstation über ihre bislang geplante Außerdienststellung im Jahr 2016 hinaus zu betreiben und bietet dafür im Jahr 2011 $183 Millionen an, um diesen Betriebsverlängerungsprozess zu beginnen.

Die NASA würde in 2011 eine Haushaltserhöhung bekommen, trotz des von der Regierung Obama verordneten Sparprogramms und eine weitere Erhöhung um $6 Milliarden sind für die nächsten fünf Jahre vorgesehen.

Präsident Obama hat auch vor Forschungs- und Entwicklungsprogramme auszuweiten, um zukünftige Schwerlastraketensysteme für Explorationsvorhaben zu deutlich niedrigeren Kosten als bei jetzigen Raumfahrzeugen einzubinden.

Andere technologische Voraussetzungen, wie autonome Rendezvous- und Koppelungssysteme, geschlossene Lebenserhaltungssysteme, Treibstofftransfer in der Umlaufbahn und fortschrittliche Raumfahrtantriebe würden ebenfalls durch diesen Haushaltsentwurf finanziert werden.

Quelle: Spaceflight Now
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 1. Februar MMX