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Bericht 23. August 2002
Weiter Unsicherheit um Bass' Flug zur ISS
NASA heißt Pop-Sänger Willkommen, wenn auch die Vereinbarung mit Rußland immer noch nicht unter Dach und Fach ist

Obwohl bisher noch kein Geld zwischen den Sponsoren von Lance Bass und der russischen Raumfahrtbehörde für den Flug zur ISS die Seiten gewechselt hat, wird der Pop-Sänger weiterhin als Mitglied der dreiköpfigen Sojus-Besatzung, die am 28. Oktober zur Station aufbrechen soll, betrachtet.

Lance Bass beim Parabelflug
Oben: Lance Bass beim Schwerelosigkeitstraining während der Parabelflüge.
Dennoch wurde von offizieller russischer Seite gewarnt, daß Bass noch innerhalb der nächsten Woche entlassen werden könnte, wenn seine Sponsorgesellschaften nicht mit den Mitteln für den Flug und das Training herüberkämen.

"Bisher haben wir ihn noch nicht ausgeschlossen," erklärte Konstantin Kreydenko, Sprecher der russischen Luft- und Raumfahrtagentur (Rosaviacosmos).

Zumindest am Freitag abend galt Bass noch als das inoffizielle dritte Mitglied der Sojus-Besatzung, der am Samstag für das Training am Johnson Raumfahrtzentrum nach Houston, Texas abfliegen sollte, wie erklärt wurde.

Die NASA steht bereit, um Bass für die Mission im Oktober auszubilden, obwohl der Dreiundzwanzigjährige noch immer nicht formell die Vereinbarung sowohl mit den Russen, noch mit deren Partnern an der ISS abgeschlossen hat, wie der NASA-Sprecher Kyle Herring verlautete. Herring erklärte, Bass würde als richtiges Besatzungsmitglied angesehen, solange er sich am Johnson Raumfahrtzentrum (JSC) aufhielte.

Sergeij Gorbunow, ein weiterer Sprecher von Rosaviacosmos, erklärte, daß der Generalsekretär der Raumfahrtbehörde Jurij Koptow immer noch entscheiden könne, Bass vom Flug auszuschließen, wenn die Geldmittel nicht innerhalb der nächsten Woche überwiesen würden.

Wie auch immer, so waren auch Stimmen aus der russischen Raumfahrtindustrie, nahe den Verhandlungsführeren, zu vernehmen, die am Freitag gegenüber Space News meinten, daß die russischen Vertragsunterhändler möglicherweise bereit seien, eine weitere Woche oder mehr zu warten, bevor eine Entscheidung über den Ausschluß von Bass getroffen würde. Man habe noch Zeit um abzuwarten, was passiere, da es zur Zeit keine dringenden Dinge anstünden. Rußland plant, den dritten Platz in der Sojus anstatt für Bass mit einen Frachtbehälter zu besetzen, sollte der Sänger den Vertrag nicht einhalten.

Gorbunow meinte, daß Bass, der, wie er sagte, bisher die Bezahlung für seine bisherige Ausbildung am Gagarin Kosmonautentrainingszentrum im Sternenstädtchen bei Moskau schuldig geblieben ist, die Kosten für das Training am JSC aus seiner eigenen Tasche begleichen werden müsse. Ohne das einwöchige Simulatortraining am JSC könne er jedenfalls nicht für den Flug zur ISS freigegeben werden.

Gorbunow wollte in dem Telephoninterview am Freitag nicht sagen, wie hoch die Kosten für das Training in Houston für Bass ausfallen werden, oder wieviel er insgesamt für die Reise zu zahlen habe. Weder Rosaviacosmos, noch das Gagarin Zentrum, noch das Raumfahrtunternehmen Energija, die alle mit Bass und seinen Sponsoren verhandelt haben, wollten die finanziellen Details des Vertrags offen legen. Die zwei bereits zur ISS geflogenen Weltraumtouristen sollen Berichten zufolge je 20 Millionen Dollar für ihre Sojus-Flüge gezahlt haben, obwohl besser informiertere Quellen darauf bestehen, daß der tatsächliche Preis um mehrere Millionen Dollar niedriger gelegen haben soll.

Der Präsident von MirCorp, Jeffrey Manber, mit dem auf dem Weg zurück in die Staaten in Amsterdam gesprochen werden konnte, meinte, daß seines Wissensstandes nach die Verhandlungen am Freitag abend in Moskau fortgeführt werden würden. Er erklärte, daß die abschließenden Verhandlungen zwischen den russischen Raumfahrtfunktionären und der Firma Celebrity Mission, die aus den verschiedenen Gruppierungen gebildet wurde, die am Sponsoring von Bass Raumflug beteiligt sind, geführt werde.

Celebrity Mission: Lance Bass soll die Fernsehshow sein, die von der in Los Angeles ansässigen Produktionsfirma Destiny Productions angedacht wird, und die Bass' Mission finanzieren soll.

Manber erklärte auch, daß Bass Training am JSC kein formaler Teil des Vertrages mit den Russen sei, sondern zwischen Celebrity Mission und der NASA arrangiert worden sei. Die Russen nähmen ihn zwar als Besatzungsmitglied mit, aber der Ausbildungsvertrag hätte mit der NASA ausgehandelt werden müssen.

Manber zufolge, hätten die Russen Bass bereits am Anfang mitgeteilt, daß das Training in Houston nicht notwendig sei, wenn er nicht beabsichtige, Zeit im amerikanischen Teil der Station zu verbringen. Aber Bass' Geldgeber, wie andere Quellen berichteten, wollten, daß der Sänger auch die US-Module während seines Aufenthaltes besuchte.

Was auch immer der Fall sein mag, die NASA stellte am Freitag klar, daß sie bereit sei, Bass alles zu zeigen, was er für einen Besuch des amerikanischen Stationsteils wissen müßte, um nicht die Sicherheit seiner Besatzungskollegen und der Station selbst zu gefährden.

"Ob er nun fliegt, oder nicht, die Russen haben ihn für den Flug am 28. Oktober benannt und so sollte er angemessen ausgebildet werden," sagte Herring.

"Er wird zusammen mit der Taxi Besatzung trainieren. Es mag da ein paar besondere Punkte auf seinem Ausbildungsplan geben, an denen seine Kollegen nicht teilnehmen werden, aber das ist normal."

So plane die NASA beispielsweise, Bass an der Bedienung der Amateurfunkanlage der Station auszubilden. Da seine beiden Besatzungskollegen bereits erfahreren Raumfahrer sind, ist es gut möglich, daß sie bereits im Umgang mit diesen Funkgerät versiert sind.

Hering meinte, daß die NASA Bass ausbilde, weil es durchaus wahrscheinlich sei, daß Bass die ISS besuchen könnte ud nicht wegen einer besonderen Vereinbarung zwischen Celebrity Mission und der NASA.

Vertreter der NASA hätten sich in den letzten Monaten mehrfach mit Leuten von Celebrity Mission getroffen, berichtete Herring. Diese Treffen hätten aber hauptsächlich mit der Berichterstattung der Medien über das bevorstehenden Training von Bass am JSC zu tun gehabt, sowie mit Dingen, von denen Celebrity wünschte, daß Bass darüber Bescheid wüßte, sollte er die ISS besuchen.

Ein Teil der Diskussionen drehte sich hauptsächlich darum, den Wunsch von Celebrity Mission, die gesamten Medienrechte an Bass Weltraumabenteuer einzubehalten, mit den Verpflichtungen der NASA gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit abzustimmen.

"Wir haben vom Standpunkt einer Behörde mit Öffentlichkeitsarbeit heraus mit ihnen über eine Vielzahl von Dingen diskutiert, wie unsere Verpflichtungen gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit aussehen," erklärte Herring. "Es hat dabei einige Klarstellungen gegeben ... darüber, was sie für ihre Werbeverträge bekommen möchten, und was wir dafür tun müßten. Es hat einen sehr professionellen Austausch gegeben und wir sind mit ihnen in einem sehr guten Arbeitsverhältnis im Lauf der letzten Monate zu diesem Punkt der Verhandlungen gelangt."

Die NASA stellt für Besatzungsmitglieder ihrer Vetragspartner an der ISS Ausbildungsmöglichkeiten am Johnson Raumfahrtzentrum als Teil ihres Beitrages zum ISS-Programm zur Verfügung und erhält dafür normalerweise keinen finanziellen Ausgleich. Herring erklärte, daß seines Wissens die NASA keine Bezahlung für die Ausbildung von Bass in der nächsten Woche von Celebrity Mission oder Bass selbst gefordert hätte.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 25. August MMII