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Bericht 5. Mai 2002
Wieder daheim
Sojus landet in der Steppe Kasachstans - Shuttleworths $20 Millionen Abenteuer endet

Der südafrikanische Internemillionär Mark Shuttleworth, der Welt zweiter Weltraumtourist, landete heute früh sicher in Kasachstan, zu lautem Applaus und erleichterten Gesichtern, wie die russische Missionsleitstelle berichtete.

Die Sojus-Kapsel landete gemäß Plan um 5:51 Uhr MESZ, wie ein Flugleittechnikerder Leitstelle erklärte, nahe der kasachischen Stadt Arkalyk, wo sie von einem Suchhelikpter entdeckt wurde.
Sojus TM-33 legt ab
Oben: Ein Blick auf die Sojus TM-33, die gerade vom Andockmodul PIRS (links im Bild) abgelegt hat und von der Station zurücksetzt. (Photo: NASA TV/Space.com)

Shuttleworth, ein achtundzwanzigjähriger Internetmagnat, wird seinen 20 Millionen Dollar teuren Ausflug nicht so schnell vergessen und um das sicherzustellen, hat er als Souvenir, das ihn immer an die zehntägige Reise erinnern soll, sowohl die Sojus-Kapsel, als auch seinen Raumanzug gekauft.

Die Wetterbedingungen waren gut, als die Kapsel innerhalb der Landezone niederging. Der Suchhelikopter erreichte die Landestelle und die Besatzung verließ das Gefährt und wurde ersten medizinischen Untersuchungen unterzogen.

Shuttleworth's Mutter, Patronelle, die die Nacht im Missionsleitzentrum verbracht hatte, habe während der Landung ihr Gesicht in ihren Händen vergraben und nur hin und wieder auf die großen Bildschirme gelugt, die die Landung verfolgten, und sei nach dem erfolgreichen Aufsetzen in Tränen ausgebrochen, wie Flugleittechniker erzählten.

"Vollständig und absolut erleichtert," sagte sie immer und immer wieder. "Es ist keine alltägliche Familienerfahrung." Sie erzählte, daß sie in den letzten Tagen, während ihr Sohn sich im All befand, nurfür kurze Augenblicke habe schlafen können.

Shuttleworth's Bruder, Bradley, war ebenfalls zugegen. "Ich bin froh, ihn wieder auf festem Boden zu wissen. Ich bin noch völlig überrascht darüber, wie schnell die letzten 10 Tage vorüber gegangen sind, " meinte er. "Ich frage mich, ob er das noch einmal machen möchte."
Abschied auf der ISS
Oben: Mark Shuttleworth umarmt hier den russischen Stationskommandanten Jurij Onufrienko zum Abschied, bevor er und seine Besatzungskollegen sich in die Sojus TM-33 begaben, um zur Erde zurückzukehren. (Photo: NASA TV/Space.com)

Einige Stunden früher, um 2:31 Uhr MESZ, hatte die Sojus erfolgreich von der Internationalen Raumstation abgelegt und ihren Rückflug durch die Erdatmosphäre angetreten.

"Ich bin ziemlich nervös. Es ist wie eine Achterbahnfahrt," erklärte Patronelle Shuttleworth. "Man kann sich gar nicht vorstellen, daß dein Sohn so etwas tut. Das gehört einfach nicht zu den Dingen, die für die meisten von uns in Frage kommen."

An seinem letzten Tag an Bord der Station hatte Shuttleworth etwas Schlaf nachgeholt und sich eine Extrastunde gegönnt.

Aber Shuttleworth's Mission war vollgepfropft mit Experimenten und Projekten, genug um der Welt zweiten zahlenden Weltraumtouristen von 6 Uhr morgens bis 23:30 Uhr abends beschäftigt zu halten

Fünf russische Flugzeuge, neun Hubschrauber und fünf geländefähige Rettungsfahrzeuge standen bereit, um Shuttleworth und seine zwei Besatzungskollegen, Flugkommandant Jurij Gidsenko und den italienischen Astronautenneuling, Flugingenieur Roberto Vittori, aus der unfruchtbaren kasachischen Steppe aufzulesen.

Russische Techniker auf der Erde hatten am Donnerstag als Vorbereitung für den Abflug die Triebwerke der Sojus ausgetestet. In einer gut geprobten Prozedur schaltete die Sojus Besatzung ein paar Stunden vor der Abreise die Stromversorgung ein, quetschte sich in die Raumanzüge und verzurrte sich ganz fest in dem engen Raum der Kapsel.

Die 3 Tonnen schwere Kapsel glich einem Feuerball, als er mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit durch die Erdatmosphäre raste, wobei seine äußere Hülle auf eine Temperatur von 10.000 Grad Celsius aufgeheizt wurde. Durch den Luftwiderstand wurde die Kapsel abgebremst und lange vor dem Aufschlag öffnete sich automatisch ein Fallschirm, der die geschwindigkeit weiter reduzierte.

Nur Sekundenbruchteile vor dem Aufsetzen feuerte die Kapsel ihre Bremstriebwerke, um der Besatzung eine 'weiche' Landung zu bieten, wie Shuttleworth's Vater Rick erklärte, der nach Kasachstan geflogen war, um seinen ältesten Sohn auf der Erde Willkommen zu heißen.

Die Sojus TM-33 am PIRs-Modul
Oben: Ein Blick auf das Sojus TM-33 Raumfahrzeug, das an dem Andockmodul PIRS amgedockt war. In der Mitte zwischen dem Versorgungs- und dem Antriebssegment befindet sich die Rückkehrkapsel, mit der Gidsenko, Vittori und Shuttleworth letztlich in der kasachischen Steppe gelandet sind. (Photo: NASA TV/Space.com)
Aber auch eine weiche Landung kann die Besatzung noch kräftig durchschütteln, deren Körper sich ja relativ schnell von dem Zustand der Schwerelosigkeit auf die Erdschwerkraft wieder umstellen müssen. Auch ist die russische Sojus dafür bekannt, während der Landung am Ende auf der Seite zum Liegen zu kommen.

Als der erste Weltraumtourist, der amerikanische Geschäftsmann Dennis Tito, letztes Jahr von seiner reise zurückkehrte, folgte er einer populären Tradition und nahm die Hilfe die ihm angeboten wurde dankbar an, indem er sich in seinem Sitz tragen ließ, anstatt seine noch unsicheren Beine auzuprobieren.

Shuttleworth und seine Besatzungskollegen werden jetzt zunächst von russischen Raumfahrtmedizinern untersucht und dann nach Rußland in's Sternenstädtchen zurückkehren, wo noch ausgedehntere Untersuchungen warten.

Rick Shuttleworth erklärte, daß sobald sein Sohn von den Medizinern freigegeben worden sei, plant seine Familie mit ihm in den Urlaub zu fahren. Im Hebst dann will der zweite Weltraumtourist eine Rundreise durch südafrikanische Schulen unternehmen, um über seine Erfahrungen zu erzählen und für Weltraumwissenschaften zu werben.

In einem Liveinterview mit CNN-Reporter Richard Quest in London hatte Shuttleworth letzte Woche erklärt, daß sein Flug jeden Penny wert sei.

"Es ist die außerordentlichste Erfahrung, die ich gemacht habe," sagte er. "Es hat meine Einstellung zum Leben ganz sicher verändert. Ich hatte imer meinen Kopf in den Wolken - da ist es schon etwas seltsam, daß sich jetzt mein ganzer Körper sogar oberhalb der Wolken befindet."

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 5. Mai MMII