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Bericht 30. April 2002
Halbzeit
Shuttleworth's Weltraumabenteuer zur Hälfte um - Sojus Besatzung weiterhin vielbeschäftigt

Die Hälfte seines 22 Millionen Euro teuren Weltraumabenteuers ist herum und Mark Shuttleworth macht sich gut an Bord der internationalen Raumstation. Er zeigt ein großes Interesse an den wissenschaftlichen Tätigkeiten der Besatzung, wie die Expedition 4 Mitglieder am Dienstag berichtete.

Aus der Umlaufbahn zu den Teilnehmern des 39. Weltraumkongresses in Cape Canaveral sprechend, sagten die Expedition 4 Besatzungsmitglieder Jurij Onufrienko, Carl Walz und Dan Bursch, daß Shuttleworth und seine beiden Sojus-Taxi-Kollegen im russischen Teil der Station vollauf beschäftigt seien.

Aber da jede Besatzung ihren eigenen dichtgepackten Arbeitsplänen folgt, hatten die Stations- und die Sojusbesatzung bislang nicht sehr viel Zeit gehabt, einfach nur herumzutreiben und sich miteinander zu unterhalten, meinte Bursch.
Die Besatzung von Sojus TM-34 wird an Bord der ISS begrüßt
Oben: Nach der Ankunft an der ISS wird die Besatzung des Sojus-Taxis von der Expedition 4 Besatzung der ISS begrüßt. (Photo: Space.com)

"Nur manchmal kommen wir dazu, einander Fragen über die verschiedenen Experimente zu stellen", erzählte Bursch über die bisherigen Kontakte mit Shuttleworth. "Sicher hat er eine Menge Interesse an den verschiedenen Experimenten, die wir an Bord durchführen, sowohl an den medizinischen, als auch an den anderen , wie dem Proteinkristallwachstumsexperiment."

Das 28jährige südafrikanische Internetwunderkind war letzten Donnerstag zusammen mit Kosmonaut Jurij Gidsenko und dem italienischen Astronauten Roberto Vittori vom Kosmodrom Baikonur aus in die Erdumlaufbahn gestartet. Am Samstag hatte das Trio an dem Außenposten angelegt und wird an diesem Sonntag um 2:20 Uhr wieder ablegen und nach Hause fliegen.

Ihre Mission ist es, ein neues Sojus-Rückkehrfahrzeug zur Station zu überführen und mit dem alten, das die letzten sechs Monate an der Station angedockt war, wieder zur Erde zurückzukehren. Da für diese Mission eigentlich nur zwei Besatzungsmitglieder benötigt werden, haben die Russen den dritten Sitz an einen qualifizierten Weltraumtouristen verkauft. Der amerikanische Geschäftsmann Dennis Tito war im April letzten Jahr der erste, der so in's All gestartet ist. Shuttleworth ist der zweite.
Sojus TM-34 legt an der ISS an
Oben: Diese Aufnahme wurde kurz vor dem Andocken von Sojus TM-34 am Nadirport des SARJA-Moduls der ISS gewonnen. Im Hintergrund ist das ältere Sojus TM-33 Rückkehrfahrzeug zu erkennen, das am PIRS-Modul angekoppelt ist. Mit diesem wird die Taxi-Besatzung am nächsten Sonntag zur Erde zurückkehren. (Photo: Space.com)

Die Bezeichnung "Tourist" verschmähend, nutzt Shuttleworth den Flug, um selbst fünf Experimente durchzuführen, die mit Studien über Stammzellen bis hin zur AIDS-Forschung zu tun haben. Shuttleworth hofft, daß sein Flug eine Inspiration für Schüler und Studenten sein wird.

Die erste von mehreren Bildungsveranstaltungen, die für diesen Flug geplant sind, fand Montag nacht statt. Über die Amateurfunkeinrichtung an Bord der Station sprach Shuttleworth zu etwa 250 Studenten, die sich am Bishops College in Kapstadt versammelt hatten, einer Schule, der er selbst in seinem letzten Jahr angehört hatte.

"Es ist sehr voll hier oben an Bord der Station," berichted der Held seiner Heimatstadt. "Hier ist eine riesige Menge an Ausrüstung und Arbeit im Einsatz. Es gibt nur ein paar Leute, die sie durchführen, deshalb müssen wir hier alles tun -- von der Reparatur der Toilette bis hin zu den spezifischen und spezialisierten wissenschaftlichen Experimenten." Shuttleworth erzählte, daß seine Experimente sich schwieriger gestalteten, als sie erwartet hatten, ließ sich aber nicht weiter darüber aus.

Kritiker von Shuttleworth und zuvor von Tito, meinen, daß die Idee, Touristen zur Raumstation zu fliegen, zu gefährlich sei und daß dies nur gut ausgebildete Astronauten und Kosmonauten in absehbarer Zukunft erlaubt werden sollte.

Diese Kritik war sicher nicht in den Köpfen der Studenten, die nichtsdestoweniger Shuttleworth die Gelegenheit gaben, seinen Flug zu verteidigen und zu erklären, wie seine Erfahrungen Südafrika und den dort lebenden Menschen helfen kann.

"Ich lebe hier meinen eigenen Traum und indem ich das tue, hoffe ich, andere Menschen dazu zu bringen, ihre eigenen Träume zu leben und darauf hin zu arbeiten, was eine sehr gute Sache ist." meinte er. "Wir müssen über unsere Zukunft nachdenken, wir müssen von einer besseren Zukunft träumen und ich hoffe, daß dieses Projekt die Realisierung eines Traums ist, selbst wenn dies von anderen Menschen getan wird."

In der Zwischenzeit waren auch Fragen über Weltraumtourismus bei denen aufgekommen, die dem Weltraumkongress im Radisson Resort in Port Canaveral beiwohnten, einem Hotel, daß einen hier gutbekannten Wasserfall an seinem tropischen See als Attaktion anbieten kann und in dem alle drei Expedition 4 Besatzungsmitglieder während ihres Trainings am Kennedy Raumfahrtzentrum gewohnt haben.

Dies veranlaßte eine Mitarbeiter von Lockheed Martin zu der Frage: "Wie steht Ihr Jungs da oben dazu, Touristen an Bord der Station willkommen zu heißen und glaubt ihr, das könnte der Anfang einer Entwicklung sein, in der zum Beispiel einmal das Radisson ein eigens Modul an der Station anbaut?"

"Ich weiß nicht, ob wir in der Lage sein werden, den großen Wasserfall hier unterzubringen," scherzte Walz und fügte hinzu:"Was wir hier sehen, ist eine andere Art der Kommerzialisierung, mit der Leuten, die nicht über eine professionelle Astronautenausbildung verfügen, als besucher zur Station herauf zu kommen."

"Wir werden hier Leute wie Mark Shuttleworth sehen, der sich selbst finanziert, der aber auch aus sich herausgegangen ist, um Wissenschaft und andere wichtige Aktivitäten für Südafrika zur Station heraufzutragen," erklärte Walz. "Ich denke, daß dies im Ganzen ein guter Trend ist. Ich glaube, daß dies eine ganz große Sache für die Weltraumfahrt werden wird."

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 1. Mai MMII