Artikel 1. März 2002 | ||||
Europas Umweltauge rast in den Orbit
ENVISAT erfolgreich gestartet - soll Meeresströmungen, Poleisdicken und Klimaänderungen bestimmen Der mit Spannung erwartete Start von ESA's Umweltüberwachungssatellit ENVISAT fand heute um 2:07:59 Uhr MEZ in Kourou, Französisch Guyana statt. ENVISAT's spektakulärer Nachtstart bedeutete aber auch für Europas Trägerrakete Ariane 5 die Rückkehr in's operative Geschäft.
Der Start wurde von Dutzenden begeistert applaudierenden Technikern,
Wissenschaftlern und Projektmitarbeitern auf dem Startgelände und in den ESA-Zentren in
Europa verfolgt. Bei ihrem Aufstieg in den sternklaren Himmel beförderte die Ariane 5 den ENVISAT zu
seinem hohen Aussichtspunkt in etwa 800 km Höhe über der Erdoberfläche.
ENVISAT - das ehrgeizigste Erdbeobachtungssatellitenprojekt - folgt in den Fußstapfen von
ESA's erfolgreichen Missionen ERS-1 und ERS-2, die in den 1990ern gestartet wurden. Er
wird Europas Möglichkeiten, die Erde und seine Umwelt durch die Unterstützung kritischer
Forschungsprogramme über globale Erwärmung und Klimatischen Veränderungen, sowie
mit der Durchführung entscheidend wichtiger Aufgaben, wie der Überwachung und
Aufzeichnung von Verschmutzung und Naturkatastrophen, zu studieren, in hohem Maße
erweitern. Nach dem reibungslos verlaufenen Start setzte die Ariane 5 den ENVISAT in den
sonnensynchronrn Orbit ab, der es den ESA-Technikern in der Bodenleitstelle am
Raumfahrzeugbetriebszentrum(ESOC) im deutschen Darmstadt, praktisch von Anfang
an die volle Kontrolle über den komplexesten je in Europa hergestellten Satelliten zu
übernehmen. "Dies war alles in allem ein besonders aufregender Tag für die ESA und die
europäische Raumfahrtgemeinschaft", meinet José Achache, ESA's Direktor für
Erdbeobachtung. "Europa nimmt nun eine wichtige Führungsrolle in der globalen
Beobachtung der weltweiten Umwelteinflüsse und ENVISAT wird einen bedeutsamen
Einfluß auf die Zukunft der Fernerkundung der Erde haben." Die zehn Instrumente an Bord von ENVISAT, mehr als auf jedem anderen Satellit dieser
Art, decken ein weites Spektrum von Phänomenen ab und liefern Hinweise über
Wechselwirkungen zwischen der Atmosphäre, dem Ozean, den Poleiskappen, der
Vegetation, sowie der menschlichen Aktivitäten auf der Erdoberfläche. Man wird nun in
der Lage sein, auch die geringsten Veränderungen überall auf der Erdoberfläche
aufzuspüren. Die Wichtigkeit dieser Mission hat großes Interesse in der Gemeinschaft der
Erdwissenschaftler hervorgerufen, nicht nur in Europa, sonder weltweit. Jaques Louet, der Leiter des ENVISAT-Programms, räumte allerdings in seinem
Kommentar ein, daß es natürlich ein gewißes Risiko sei, soviel Know-How zusammen in
einen einzelnen Satelliten zu packen, aber man müsse dennoch diesen Weg verfolgen,
wenn man ein vollständiges Verständnis der Vorgänge gewinnen will.
Betrachtet man allein die enormen Ausmaße von ENVISAT, so wird klar, daß hier
nahezu die gesamte europäische Raumfahrtindustrie bei der Entwicklung einer Vielzahl
fortschrittlicher Technologien, speziell bei der Nutzlast des Satelliten, beteiligt war. Bereits in ein paar Wochen soll der ENVISAT betriebsbereit sein, sobald seine Nutzlast
durchgetestet wurde und die verschiedenen Datenrückgewinnungsverbindungen etabliert
worden sind. Danach wird die sechsmonatige Auftragsphase beginnen, in der
sichergestellt werden soll, daß die zehn Instrumente gemäß der Auslegung arbeiten und
daß an die Kunden geprüfte Daten weitergegeben werden. Mit ENVISAT in der Umlaufbahn
ist der Höhepunkt vieler Jahre Arbeit erreicht und man blickt gespannt voraus auf den
Umweltnutzen, den der Satellit Europa einbringen wird. Der erfolgreiche Start von ENVISAT bedeutete auch die Rückkehr der Ariane 5
Trägerrakete in den aktiven Dienst. Deren Oberstufe hat seit dem Fehlschlag von Ariane
510 letzten Sommer, zwei Satelliten, darunter den Artemis der ESA, in die richtige
Umlaufbahn zu befördern, mehr als 300 Tests durchlaufen. Doch Dank der
Ionenantriebstechnik, mit der der Satellit jetzt doch noch seinen Weg in den geostationären
Orbit findet, konnte auch die Artemis-Mission in eine Erfolgsgeschichte umgewandelt
werden und bereits in diesem Sommer kann das Raumfahrzeug seinen Nominalbetrieb
aufnehmen. |