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Artikel 5. September 2002
Stern narrt Astronomen, die nach Planeten suchen
Sonnenflecken verursachten Helligkeitsschwankungen - jetzt auch Zweifel bei anderen Exoplanetenentdeckungen

Exoplaneten
Ein angeblich einen anderen Stern umkreisender Planet hat sich als nicht existent herausgestellt und ruft nun auch Zweifel an der Entdeckung einer kleinen Anzahl anderer Exoplaneten hervor.

Der Stern mit der Bezeichnung HD 192263 ist etwa 65 Lichtjahre von der Erde entfernt. Der Planet, von dem angenommen wurde, daß es sich um einen Gasriesen vom Jupitertyp handele, wurde im Jahr 1999 von zwei unabhängigen Gruppen entdeckt, eine davon in der Schweiz, die andere in den Vereinigten Staaten.

Astronomen können extrasolare Planeten nur auf indirektem Wege aufspüren, indem sie die leichte Hin-und-her-Bewegung messen, die der Stern aufgrund der Schwereanziehung eines umkreisenden Planeten ausführt. Aber im Falle von HD 192263 hatten dunkle Flecken auf dem Stern beide Forschungsgruppen zum Narren gehalten, wie der Astronom Greg Henry von der Staatsuniversität Tennessee erklärte.

Henry hatte zuvor schon mit dem US-Team von Geoffrey Marcy von der Universität in Berkeley, Kalifornien, zusammengearbeitet, um die Existenz von Planeten, die Marcy's Gruppe entdeckt hatte, zu bestätigen oder zu widerlegen.

Neue Beobachtungen von Sternwarten in Arizona zeigen Änderungen in der Helligkeit des Sterns, die sehr stark Flecken ähneln, die durch die Rotation des Sterns über die Oberfläche hinwegziehen. Diese Flecke entsprechen Sonnenflecken, dunkleren und kühleren Regionen, die weniger Licht produzieren. Die Helligkeit ändert sich nun mit derselben Frequenz, wie die zuvor beobachteten Geschwindigkeitsänderungen des Sterns. Diese Geschwindigkeitsänderungen, die mit dem Dopplerprinzip bestimmt werden, werden herangezogen, um das Wackeln des Sterns zu bestimmen. Der Dopplereffekt ist führt dazu, daß die Geräusche eines Fahrzeuges, das sich uns nähert, höher und das eines entfernenden niedriger erscheint. Bei Licht bedeutet ersteres eine Verschiebung in's blaue und letzteres eine in den roten Bereich des Spektrums.

Henry berichtet über diese neuen Beobachtungen in der Ausgabe des Magazins Astrophysical Journal Letters vom 28. August.

"HD 192263 sollte von der Liste der Sterne mit planetaren Begleitern gestrichen werden, bis weitere Beobachtungen und Analysen die Existenz eines solchen Begleiters trotz der eigentlichen Helligkeitsschwankungen unterstützen können," schließt sein Bericht.

Auch Robert Dobahue und Sallie Baliunas vom Harvard-Smithonian Zentrum für Astrophysik haben einen Anteil an den neuen Entdeckungen.

Etwa 100 Planeten wurden bislang um anderen Sternen entdeckt, aber nicht von allen konnte bisher die Existenz bestätigt werden. Henry's Widerspruch könnte nun bedeuten, daß ein kleiner Prozentsatz von anderen angenommenen Planeten sich ebenfalls als Sonnenflecken herausstellen könnte.

Dennoch meinen Henry und seine Kollegen daß 95% aller Exoplanetenentdeckungen auf festen Füßen stehen. Viele der Sterne, die von ihnen umlaufen werden, sind erheblich älter als HD 192263 und gehören nicht zu denen, bei denen man Flecken von der Art erwarten würde, die Astronomen zum Narren halten können.

"Es ist möglich, aber natürlich nicht sicher, daß einige andere Planetenkandidaten auf eine ähnliche Weise verschwinden werden," meint Jean Schneider vom Pariser Observatorium, das die Entdeckungen von extrasolaren Planeten verfolgt. Schneider und seine Kollegen wußten seit Mai von Henry's Zweifeln.

Schneider erklärte gegenüber Space.com, daß die Widerlegung der Entdeckung "ziemlich schlüssig" sei. Andere in der Entdeckung des angeblichen Planeten beteiligten Astronomen haben die neuen Ergebnisse nicht angefochten.

Quelle: Space.com


letzte Änderung am 5. September 2002