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Artikel 28. April 2010
Wasser auf einem Asteroiden entdeckt
Astronomen sehen eine Schicht Eis auf Asteroid 24 Themis - könnte auch erklären, wie Wasser auf die Erde gekommen ist

Asteroid 24

Themis
Oben: Der Asteroid 24 Themis in einer künstlerischen Darstellung, die auch zwei kleinere Begleiter zeigt. (Abbildung: Gabriel Pérez, Servicio MultiMedia, Institut für Astrophysik der Kanaren, Teneriffa, Spanien)
Wassereis wurde zum ersten Mal auf der Oberfläche eines nahen Asteroiden entdeckt, was zu erklären helfen könnte, wie die Erde zu ihren Ozeanen gekommen ist. Dies gaben Wissenschaftler am Mittwoch bekannt.

Zwei Gruppen von Forschern bestätigten unabhängig voneinander, daß der Asteroid 24 Themis, ein großer Felsen, der sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter bewegt, mit einer Schicht aus Frost bedeckt ist.

Sie entdeckten ebenfalls, daß der Asteroid organische Substanzen enthält, darunter einige Moleküle, die die Zutaten für Leben sein könnten. Aber die Wissenschaftler haben keine Hinweise auf Leben selbst auf dem Asteroiden oder anderswo im Universum jenseits der Erde gefunden.

Während Kometen, die charakteristische Schweife besitzen und sich üblicherweise weit außerhalb im Sonnensystem um die Sonne herumbewegen, dafür bekannt sind, Wasser zu haben, nahm man bislang an, daß Asteroiden in dieser Region der Sonne zu nahe seien, um Eis auf der Oberfläche zu tragen, ohne daß es verdampft. Vom größten Asteroiden des Sonnensystems, Ceres, vermutet man, daß er große Mengen an Wassereis beherbergt, allerdings begraben unter seiner steinigen und staubigen Oberfläche.

Aber in dieser neuen Studie fanden die Forscher neue konkrete Beweise dafür, daß sich Wassereis auf der Oberfläche von 24 Themis befindet, indem sie die spzifischen Kennlinien des Sonnenlichtes maßen, das von der Oberfläche des Asteroiden zurückgeworfen wird. Sie sahen die verräterischen Signaturen der H2O- Schicht auf dem größten Teil der Oberfläche des 198 km durchmessenden Felsens.

Eisiger Felsen

"Dies ist das erste Mal, daß wir tatsächlich Eis, genauer gesagt H2O, auf einem Asteroiden entdeckt haben", erklärte Andrew Rivkin, einer der Studienleiter von der Johns Hopkins Universität.

Zuvor habe es bereits Hinweise darauf gegeben, daß Wasser auf 24 Themis anwesend sein könnte, allerdingser in Form von Hydratmineralien, die sich, wie man glaubte, bei einer Reaktion von Wasser mit dem Felsen gebildet hätten. Diesmal aber hätten die Forscher die direkte Signatur von Wasser selbst gesehen, erläuterte er.

Eine weitere Wissenschaftlergruppe, die von Humberto Campins von der Universität von Zentralflorida geführt wird, hatte dasselbe entdeckt. Beide Gruppen hatten das Infrarotteleskop der NASA auf dem Mauna Kea auf Hawaii für ihre Messungen eingesetzt, hatten diese aber in verschiedenen Nächten durchgeführt.

"Unsere und ihre Arbeit bestätigen und ergänzen sich gegenseitig sehr schön", meinte Campins.

Campins Gruppe hatte ihre Beobachtungen zeitlich so gelegt, daß sie den Asteroiden zu verschieden Zeitpunkten in seiner Rotation aufgenommen hatten und kombinierten diese Daten, um eine grobe Oberflächenkarte zu erstellen. Diese zeigte nicht nur, daß Eis auf 24 Themis anwesend ist, sondern daß es auch den größten Teil seiner Oberfläche auf allen Seiten bedeckt.

"Zu unserer Überraschung war da Wassereis und es gab auch organische Moleküle, und sie waren mehr oder weniger gleichmäßig über der Oberfläche verteilt", berichtete Campins gegenüber Space.com. "Wir fanden das sehr faszinierend."

Beide Gruppen berichteten in der Ausgabe vom 29. April des Journals "Nature" über ihre Entdeckungen.

Ein weiterer Forscher, Henry Hsieh von der Königlichen Universität Belfast in Nordirland, der in keiner der beiden Studien involviert war, zeigte Überraschung über das Ausmaß der Eisdecke auf dem Asteroiden.

"Die durchschnittlichen Temperaturen auf dem Asteroiden (rund 150 - 200 Kelvin) in dieser Entfernung von der Sonne sollten dafür sorgen, daß das Oberflächeneis innerhalb von wenigen Jahren in's All sublimiert, was nicht dazu paßt, daß man annimt, daß Themis sich schon seit Milliarden von Jahren an seiner jetzigen Position befindet", schrieb er in einem beigefügten Essay in derselben Ausgabe von Nature.

Erdwasser

Die Entdeckung könnte auch Hinweise über den Ursprung des Wassers auf der Erde liefern.

Die Erde hatte eine wilde Vergangenheit. Sie wurde während des größten Teils ihres Lebens mit Brocken aus dem Weltraum bombardiert. Insbesondere ein großer Brocken soll die Erde vor 4,5 Milliarden Jahren getroffen und ein riesiges Stück herausgeschlagen haben, aus dem sich unser Mond gebildet hat. Diese Kollision müßte alles dermaßen aufgeheizt haben, daß jegliches Wasser auf der Erde sofort verdampft wäre. Also, woher kamen dann die Ozeane?

Eine Wissenschaftler glauben, daß das meiste davon mit anderen Asteroiden zur Erde gebracht wurde, die später bei kleineren Kollisionen in sie hineingerast waren. Aber damit diese Theorie Gewicht bekommt, hätten Asteroiden Wasser tragen müssen. Kometen sind keine so gute Möglichkeit für dieses Szenario, weil das Wasser aus dem sie bestehen eine etwas andere Zusammensetzung an Isotopen, Atomen gleicher Art aber mit unterschiedlicher Masse, aufweist, als das meiste Wasser auf der Erde.

Obwohl die jüngsten Messungen nichts über das Isotopenverhältnis des Wassers auf 24 Themis aussagt, ist die Tatsache, daß sich dort überhaupt Wasser befindet, ein ermutigendes Zeichen.

"Unsere Daten sind am wenigsten konsistent mit der Idee, daß das meiste Wasser durch Einschläge [auf die Erde] heruntergekommen ist", meinte Rivkin.

Wenn es überraschend klingt, daß die unermeßliche Größe der Erdozeane durch die Lagerstätten von Asteroiden allmählich zustande gekommen sein soll, dann ist das Rivkin zufolge trotzdem keine so verrückte Idee.

"Wir wissen, daß die Rate an [Asteroiden-]Einschlägen sehr hoch gewesen sein muß", meinte er. "Wenn jedes Einschlagobjekt, jeder Asteroid, zu 20 bis 30% aus Wasser bestanden hat, dann könnte sich das schon entsprechend aufsummieren."

Quelle: Space.com
Bearbeitet von: Matthias Pätzold


letzte Änderung am 2. Mai MMX