Arianespaces Schwerlastträger Ariane 5 hat eine weitere perfekte Leistung vollbracht und den massigen Umweltforschungssatelliten ENVISAT in einen hochpräzisen sonnensynchronen Orbit plaziert.

Oben: Um 2:07:59 Uhr MEZ hebt die Ariane 5 mit dem europäischen Forschungssatelliten ENVISAT vom Raumhafen Kourou in französisch Guyana ab. (Photo: Arianespace)

Die Ariane 5 hob mit der Kraft seines Vulkan-Haupttriebwerks und der zwei Feststoffstartraketen vom Raumhafen ab. Für die letzte Antriebsphase wurde die kryogene Oberstufe EPS eingesetzt, mit der die ENVISAT-Nutzlast auf der exakten Zielhöhe von 715,24 km abgesetzt wurde.

Der heutige Flug war der 11. Start einer Ariane 5 und die 8. kommerzielle Mission unter der Leitung von Arianespace. Dieser Erfolg leitet einen arbeitsreiches Jahr für die Ariane 5 ein, mit vier weiteren Missionen, die für den Schwerlasttransporter der neuen Generation von Arianespace für dieses Jahr vorgesehen sind. "Mit dem Aussetzen von ENVISAT heute nacht kann die Ariane 5 wieder als voll einsatzfähig angesehen werden und dieser einsatzfähige Träger gibt Arianespace wieder einen Vorsprung vor unserer Konkurrenz," erklärte der Arianespace Vorsitzende und leitende Geschäftsführer Jean-Marie Luton. "Das was wir heute nacht vollbracht haben, ist das Ergebnis harter und hingebungsvoller Arbeit einer Mannschaft, die auch unsere industriellen Partner bei Astrium und EADS einschließt; bei der französischen Raumfahrtagentur CNES, wie bei der deutschen DLR; der europäischen Raumfahrtagentur ESA und bei Arianespace."

ENVISAT ist die größte Umweltforschungsplatform, die jemals in Europa gebaut wurde und wird einen nie dagewesenen Einblick in die Umwelt unseres Planeten und den Einfluß des Menschen darauf gewähren. Der Satellit wurde durch ein Programm der europäischen Weltraumagentur entwickelt und wird vom europäischen Weltraumbetriebszentrum ESOC in Darmstadt überwacht und betrieben. Ein Industriekonsortium aus 50 Firmen, geführt von der europäischen Astrium hat das ENVISAT-Raumfahrzeug gebaut.

Das Profil der ENVISAT Mission gab einen ganz bestimmten Startzeitpunkt für den Flug von heute Nacht vor: 2 Uhr 7 Minuten und 59 Sekunden, und der Countdown verlief ohne Unterbrechung, um eine Zündung genau am gewünschten Zeitpunkt zu ermöglichen Die Startmannschaften zeigten die Reife der Ariane 5, indem sie ein Problem, das am Tag vor dem Start aufgetreten war, zügig beseitigten. Das Fahrzeug wurde während der Morgenstunden des 27. Februars vom Endmontagegebäude zur Startrampe gefahren, aber in der Nacht darauf wieder zurückgerollt, weil ein Verbindungsschlauch durch die starken Winde in den Abendstunden in der Startzone abgesprungen war. Der Verbindungsschlauch wurde während des kurzen Abstechers im Montagegebäude wieder angebracht. Am Morgen rollte das Gefährt wieder heraus - bewegte sich die 3,5 Kilometer lange Strecke zur Startzone. Diese Aktivitäten wurden ausgeführt, ohne daß der Countdown unterbrochen wurde. Die Verantwortlichen von Arianespace meinten dazu, daß dies sehr gut zeige, daß die Startmannschaften in der Lage seien, derartige Probleme schnell zu lösen.

Flug 145 zeigte auch die Fähigkeit der Ariane 5 große, schwergewichtige Satelliten zu befördern. Die 8.000 kg schwere ENVISAT Polarplattform - 10 Meter lang - paßte bequem unter die 17 Meter hohe Nutzlastabdeckung der Trägerrakete.

Eine der Hauptaufgaben der Ariane 5 wird die Beförderung von Telekommunikationssatelliten auf die Transferbahn zum geostationären Orbit (GTO) sein, und der Schwerlastträger ist der einzige betriebsfähige kommerzielle Transporter mit einer Nutzlastkapazität von mehr als 6.500 kg in den GTO.

Arianespace plant noch in diesem Jahr eine noch stärkere und konkurrenzfähigere Ariane 5 in Dienst zu nehmen, die sogar bis zu 10 Tonnen in den GTO befördern kann. Diese gesteigerte Leistungsfähigkeit, zusammen mit der standardmäßig 5 Meter durchmessenden Nutzlastabdeckung, wird es Arianespace ermöglichen, eine ganze Reihe von industrieellen Satelliten zu kosteneffizienteren dualen Missionen zusammenzustellen. Eine weitere Verbesserung ist für 2006 geplant, wenn die GTO-Startkapazität auf 12 Tonnen gesteigert werden soll.

Oben: der 8 Tonnen schwere ENVISAT war der erste Satellit, der das neue Reinraum-Abfertigungsgebäude S5 des Raumhafens Kourou für die Überprüfung, Vorbereitung und Betankung für den Start genutzt hat. (Photo: ESA)

Der Betrieb der Ariane 5 auf dem Raumhafen wird durch die modernste Infrastruktur der Industrie kommerzieller Startdienste getragen. Der neue Nutzlastabfertigungskomplex S5 erlaubt es, Satelliten in einer einzigen Einrichtung zu überprüfen, vorzubereiten und zu betanken, und das unter strikten Reinraumbedingungen. ENVISAT war der erste Satellit, der diese Einrichtung für die vollständige Abfertigung genutzt hat.

Die nächste Mission von Arianespace ist für die zweite Märzhälfte angesetzt, wobei eine der letzten Ariane 4 verwendet werden soll. Bei diesem Flug wird eine duale Nutzlast aus dem japanischen JCSAT-8 Satelliten der JSAT Corporation und der Astra 3A der luxemburgischen SES transportiert.